Gammel in Mexiko 2003
Montag, 21. April
Die Osterfeiertage sind vorbei, es herrscht geschäftiges
Treiben. Heute wollte ich das Auto wieder so gut es ging einsatzfähig machen.
Eine Scheibe konnte ich nicht herzaubern und solange die da ist, bin ich hier
festgenagelt. Ich hatte ein eMail von Dennis bekommen, daß er die Scheibe
frühestens am Dienstag abschicken könnte, weil in Duetschland der
Karmontag auch noch ein Feiertag sei. Natürlich. Wenn man arbeitet, ist
nie Feiertag...
In der Nacht hatte sich ein Toyota-Van hinter mein Auto gestellt. Sah ziemlich
abgeschuttelt aus. Ich sah ab und zu nach, man weiß ja nie. Die Schiebetür
blieb die ganze Nacht offen. Wer das wohl sein mochte? Am nächsten morgen
sprach mich eine Frau an, die dem Van entstiegen war, ob das mein Auto wäre.
Irgendwie muß man mir das ansehen, ich war nicht mal in der Nähe.
Sie war aus Kanada hierhergefahren mit ihrem Freund. Das war ein Schweizer.
Sie waren in der Nacht angekommen und hätten keinen anderen Platz gefunden.
Trotz der offenen Schiebetür hatten sie kaum geschlafen wegen der Mosquitos.
Ist immer so. Läßt man die Tür zu, kann man nicht schlafen,
weil man schmilzt, läßt man sie offen, kann man nicht schlafen, weil
man sonst am nächsten morgen an Stelle des Blutes das Dengue-Fiber hat.
Ein Moskuitonetz ist das einzige was hilft.
Sie gingen dann auch los zum Strand, und machte mich über das Auto her.
Erstmal mußte der Platten beseitigt werden. Das war das erste mal, daß
ich mir einen Platten eingestanden habe. Ansonsten hab ich ihn immer nur eingefahren.
Ich startete das Auto und warf den Kompressor an. Er funktionierte gottseidank
noch.
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Beim Reifenaufpumpen. Wenn man das mal per
Hand gemacht hat, dan weiß man erst, was so ein Kompressor wert ist. |
Während der Kompressor den Reifen aufpumpte ging ich hinüber
zu Peters Auto. Es war ein Dodge Ram Charger, Baujahr 91 und er hatte ein Leck.
Die Kühlflüssigkeit suppte nicht schlecht. Ich versuchte, das Leck
zu lokalisieren, tippte auf das durchgerostete Anschlußstück. Zwischendrin
mal wieder rüber zum Daimler und dort den Kompressor abgestellt, dann wieder
zum Dodge, wo ich den Schlauch abnahm, die Hälfte des Anschlußstücks
kam gleich mit. Es war völlig durchgerostet, ebenso die Schrauben. Ich
war mir sicher, daß hier ein neues Gewinde gefertigt werden mußte,
versuchte es aber dennoch. Sie gingen zu meinem großen Erstaunen mit Leichtigkeit
raus. Peter ging los, das neue Stück zu besorgen, diese Zeit nutzte ich,
fuhr los zur Autoelektrik, um den völlig verfaulten Kontakt am Pluspol
zu erneuern. Das kostete 2,50 US$, das destillierte Wasser nochmal 0,50 US$
und die Batterie 5 US$. Mit solchen Preisen läßt es sich leben.
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Hier wird gerade der Kontakt des Pluspols
ausgewechselt. |
Als das erledigt war fuhr ich auch noch gleich zu einer "Vulcanizadora",
also einem Reifentandler. Ich ließ mir bei der Autoelektrik den Weg beschreiben:
An der Ampel links, gleich wieder links und dann sieht man ihn schon ganz groß
gegenüber von einer Tankstelle. Ich also hin. Die sollten mal nachsehen,
was mit dem Reifan los war. Das war der eine der beiden Reifen, die wir erst
kürzlich in Panama gekauft hatten. Nigelnagelneu, wieso der schon wieder
platt sein sollte? Konnte ja nur ein Loch sein. Ich sah die Tankstelle und fuhr
auf das Gelände gegenüber. Das war allerdings eine Werkstatt und die
dort meinten, der Reifenmensch sei nebenan. Neben der Tankstelle war eine offene
kleine Reifenwerkstatt. "Werkstatt" ist vielleicht übertrieben.
Es war ein Wellblechdach mit einer Hängematte und einem Reifenautomaten.
Allüberall verstreut lagen Schrauben, Nägel, Schläuche, Abfall,
Reifen, Menschen und allerlei Werkzeug.
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Reifenwerkstatt in Playa del Carmen. |
Ein Leck haben sie übrigens trotz viertelstündiger
Suche nicht gefunden. Wir einigten uns darauf, daß es nur die Versiegelung
war. Diese wurde dann erneuert und ich hoffe, der Reifen hält nun dicht.
Auch wenn die Werkstatt nicht sehr einladend aussieht, der Service ist freundlich,
gut, billig und schnell.
Dann ging es schleunigst zurück zum Hotel um den Schlauch einzubauen, doch
als ich da war, war der Schlauch bereits eingebaut. Hatte ein Mexikaner erledigt.
Auch gut, Hauptsache ist, der Schlauch ist drin. Doch leider tropfte es immer
noch munter weiter, es war nicht mal wesentlich weniger geworden. Wasserpumpe.
Peter mußte abkassieren, konnte nicht weg, also brachte ich das Auto in
die Werkstatt. Voraus fuhr der eine, was den Schlauch ausgewechselt hatte, auf
seinem Roller. Ich
fuhr den Dodge. Starke Maschine, V-Irgendwas, verglichen mit dem Daimler
eine Rakete. Möchte allerdings nicht wissen, was die Karre schluckt. In
der Werkstatt angekommen, stellte ich fest, daß ich hier heute schon mal
irrtümlich gewesen bin, nämlich als ich den Reifen reparieren lassen
wollte. Erst wurde um den Preis verhandelt. Raus kam dabei: 76 US$ für
die neue Pumpe, 40 US$ für die Arbeit. Das ist nicht allzu teuer, allerdings
könnte man die Pumpe auch billiger bekommen.
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Beim Inpsizieren des Dodge. |
Möchte nicht wissen, was ich hätte hinlegen müssen,
wenn mir die Pumpe verreckt wäre. Wir fuhren dann mit
dem Roller zurück. Einen Helm hat hier keiner auf. Ich traue diesen
Semigefährten nicht. Da fehlen definitiv zwei Räder und jede Menge
Blech. Ich war froh, als wir wieder am Hotel waren.
Eigentlich wollten wir heute das Holz für das Fenster besorgen, damit ich
hier endlich mit der Arbeit anfangen kann, aber ich ging kuzr weg, um einen
Burger zu fressen, als ich wieder kam, war Peter weg. So kamen wir einfach nicht
zu unserem Holz. Es kamen auch prompt zwei Gäste, die reserviert hatten,
von denen ich allerdings nichts wußte. Ich gab ihnen einfach mal sicherheitshalber
das billigste Zimmer, nur, damit sie nicht wieder weglaufen. Dann kam noch eine
Holländerin mit einem Engländer, die beide einen Termin hatten beim
Chef, der aber immer nicht da war. Die gingen dann unverrichteter Dinge wieder.
Das ist hier als so der Alltag in Playa del Carmen. Keine großen Abenteuer.
Keine nervenden Bullen, keine Schlaglöcher, keine Bordercrossings. Auf
Dauer ist das nichts für mich. The Diesel must be kept on the move... sonst
ist das ganze Leben doch nur ein Jammertal.
Gegen halb Sechs holten wir den Dodge in der Werkstatt wieder ab. Wir fuhren
mit Peters Roller, ich fuhr dann mit dem Dodge zurück.
Am Abend ging ich wieder mit dem Ölplattformarbeiter zum Essen. Ich war
wieder eingeladen und heute gab es Pizza. Abends gab es eine Dusche, die einen
Dreck bringt, weil man zwei Minuten später sowieso wieder trieft. Das aber
nur, wenn man zuvor überhaupt trocknet. Ich schaffte das nämlich nur
deswegen, weil ich das feuchte Handtuch, das den ganzen Tag beim trocknen hing,
genau vor die Klimaanlage gelegt hatte. Gabi meinte mal, um meine Behauptung,
daß hier in diesen Breiten nichts trocknet, zu widerlegen, daß
ihr Handtuch sehr wohl getrocknet sei. Wie das gegangen sein soll bei über
90% Luftfeuchtigkeit, das blieb allerdings ihr Geheimnis.
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Plauderstunde in der relativen Kühle
der Nacht vor dem Hotel. |