Ich blieb noch bis spät in die Nacht vor dem Rechner und
arbeitete am Feuerlandbericht, kein Wunder, daß ich morgens nicht so fit
war. Aber der muß irgendwann mal fertigwerden, liegt immerhin schon über
ein Jahr zurück. Ich schreibe fleißig vor mich hin, plötzlich
steht eine Frau
am Fenster der Rezeption und schnorrt mich um eine Zigarrette an. Ich nehm
zwei raus, geh vor die Tür, wir rauchen zusammen eine und unterhalten uns.
Wer ich denn sei, sie hätte mich noch nie gesehen. "Yo soy solo un
alemán perdido...", plötzlich fing sie an, Deutsch zu sprechen.
Sie hatte diesen Akzent, den ich in die Gegend Südschlesien / Sudetenland
zuzuordnen pflege. Bingo. Sudetenland. Sie war vor ein paar Jahren mit einer
Freundin in Sidney losgefahren, auch mit dem Auto, erst nach Nordamerika, dann
hinunter bis Panamá und seit fünf Jahren lebt sie in Playa del Carmen.
Wir rauchten aus, ich verabschiedete mich wieder, ging wieder hinein und setzte
mich an den LapTop. Keine fünf Minuten waren vergangen, höre ich draußen
Getrampel und Geschrei. Ich geh ans Fenster, um nach dem Auto zu sehen, in dem
Moment rast einer die Straße entlang, dicht gefolgt von zwei Polizisten
mit gezücktem Schlagstock. Irgendwie paßte dies Bild nicht in die
friedliche Gegend. Ich schrieb weiter und legte mich so gegen Drei in mein Eck.
Am nächsten Tag durfte ich mich erst mal duschen. War dringend nötig.
Danach ging ich los, um was zum Essen zu organisieren und eMails abzuholen.
Irgendwie hatte alles zu. Ich fand dann einen Pizzastand und blieb gleich
dort. Der Wallenstein war grad so spannend. Als ich zurückkam, erwischte
ich gerade noch Peter, der mir Meldete, welche Zimmer wieder frei geworden
wären. Pedro, sein Verkäufer, erzählte gerade einem Gast,
daß die Polizei gestern Nacht gleich da vorne einen Schwuchtel zusammengetrappt
und verhaftet hätte. Das war es also, was ich in der Nacht geschaut...
Irgendwie haben die Leute hier nicht wirklich Bock auf Schwuchtel. Im Oktober
saß ich mal im Blue Parrot, trank mein Bier, da kam eine und setzte
neben mich. Die Alte war so häßlich, daß mir Gabi dagegen
wie eine holde Schönheit erschien. Ich hatte nicht wirklich Lust, mich
damit zu unterhalten, zumal sie noch so aufrdinglich war. Kann sein, daß
es mir nur so vorkam. Jedenfalls zog sie von dannen. Kurz darauf laufen
drei Security-Typen an mir vorbei, hinter der her, die mich gerde noch angesprochen
hatte. Schlägerei, ein paar Faustschläge in die Fresse, dann zog
sie von dannen. Ich fragte den Barkeeper, was das denn eben war, da meinte
er, das war so ein "Puto" von einem Schwuchtel, der hat die Gäste
belästigt. Sowas hätte hier gar nicht Zutritt. Man kann heutzutage
gar nicht vorsichtig genug sein, ich hatte gar nicht bemerkt, daß
das ein Typ war.
Es war mal wieder unerträglich Schwül, die Luft hätte man gar
nicht mit dem Messer schneiden können, sondern es hätte einer Stichsäge
bedurft. Ich wurde angesprochen von einem Hotelgast, ob ich derjenige sei, der
mit dem Auto dort hergekommen sei. Er fragte mich aus, wollte Bilder sehen.
Ich nahm den Rechner mit hinaus und so nach und nach sammelten sich um uns die
Leute. Auch der, der nach Brasilien mitfahren wollte kam vorbei, erzählte
unter anderem, daß er sein Windsurfgleitteil verkauft hätte und jetzt
einen Käufer für sein Auto bräuchte. Danach könnte es seinethalben
losgehen. Wäre schon was, allein schon aus Kostengründen.
Auch eine Argentinierin aus Cordoba kam und ich fand mich plötzlich inmitten einer Runde buntgemischter Leute, die alle was wissen wollten. Meistens hatte ich keine Antworten darauf, aber dennoch ganz witzig. |
Irgendwann war der Akku leer, es gab keine Bilder mehr zum Anschauen. "Zerstoben
war das freundliche Gedränge", zurück blieben zwei Ölplattformarbeiter,
die hier auf ihren Lohn warteten, José, der nach Brasilien mitwill,
Peter, der heute am Feiertag frei hatte und mir die Schlüssel gab,
und ich und wir plauderten noch eine
Runde. Immerhin brachte es mir das, daß ich hinterher von zwei
Mexikanern, die auf einer Ölplattform arbeiten zum
Essen eingeladen wurde.
Abends wurde wieder an den Berichten gearbeitet.
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