Gammel in Mexiko 2003
Freitag, 25. April

Wieder mal ein ganz normaler Tag in Playa. In der früh ging ich während ich Frühstückte zum Blue Parrot, den guten Eikka besuchen. Das traf sich, denn er wartete gerade auf jeemanden, der ihm beim Schreibtischtragen half. Ich fragte ihn, ob er von dem Gerücht gehört hätte, daß von Progresso aus eine Fähre in die USA ginge. "Ja, so um die 200 Dollar mit Auto, wieso?" Es stimmte also. das wäre eine Überlegung, ob man nicht erst in die USA fährt und dann von dort aus wieder nach Chile oder Arrgentinien, denn von den USA aus gehen sicher Fähren, Car-Carrier alla Grimaldi, die viel billiger und unkomplizierter sind, als eine Containerverschiffung.
Von Morgens bis Abends Blumentöpfe angestrichen, hier und da ausgeholfen, nichts besonderes. In einer Pause, von denen ich mehrere einlegte, weil mir nach zwei Handgriffen das Wasser in Bächen die Stirn runter schoß, kan der Italiener, der im Hotel gegenüber ein Zimmer gemietet hat, und den ich in den letzten Tagen öfter gesprochen hatte, vorbei. Er war auch mehr oder weniger verloren, hatte unbegrenzt Zeit und wollte auch langsam weiter, vielleicht nach Cuba, vielleicht nach Miami, er hatte keinen Plan. Der Flug nach Miami kostet 380 US$. Ich fragte ihn, wieso er nicht die Fähre nimmt, wo er doch Zeit hat, ich überlege mir nämlich, in die USA zu fahren. Wieviel denn die Fähre kosten würde. "Gerüchte besagen, daß sie 180 US$ kosten soll plus 80 für eine Doppelkabine." Das war billiger als der Flug und Progresso sind es höchstens 300 km, laß es 500 sein, ist immer noch billiger als fliegen. Er fand die Idee gar nicht schlecht und fuhr gleich mal zum Reisebüro. Einige Stunden vergingen und er kam zurück und meinte, die im Reisebüro hätten gesagt, daß es keine Fähre gibt. Vielleicht auch nur, um ihm das Ticket anzudrehen, wer weiß? Wieder ein paar Stunden später kam er wieder und meinte, er wäre nun eine Stunde im Internet gewesen und hätte sich die Fähre mal angeschaut. Die letzte fuhr am 20. April, die nächste fährt erst wieder am 2. November. Das darf doch wohl nicht wahr sein! Wieder mal voll daneben...
Es war eine Britin im Hotel zu Gast, etwa zwischen sechzig und siebzig, die mich fragte, wie sie mit ihrem LapTop ins Internet gelangen könnte. Ich meinte, ich würde es mal versuchen, wie das ginge und es ihr dann verraten. Am abend fuhr Peter mit seiner Tochter nach Cancún, meinte, er käme am Samstag abend. "Kein Problem, ich schmeiß derweil den Laden", dacht ich mir. Ich duschte mich - bringt genausviel, als wenn man es gleich bleiben läßt - und setzte mich vor den Rechner. Das ist zur Zeit mein Lieblingsaufenthaltsort. Ich schaffe es sogar, damit ins Internet zu kommen, wodurch ich auch mal ein Erfolgserlebnis hatte. Ich lernte einen Amerikaner kennen, der perfekt spanisch spricht, was schon sehr selten ist, der lud mich dann auf einen Burger ein. Sowas ist immer praktisch, schont man damit doch seinen schwindsüchtigen Geldbeutel.
Abends kam wieder die britische Oma mit ihrem lapTop an und ich zeigte ihr dann, wie man also mit AOL ins Internet geht. Eigentlich ein völlig unseriöser und schmieriger Provider, aber wenn man sich an ein LAN hängt, dann kommt man fast immer ins Netz, das ist sehr angenehm. Danach unterhielten wir uns über Lateinamerika, sie war hier schon ein wenig mehr rumgekommen als ich. Es war schon spät, da kamen zwei Hotelgäste und baten um den Schlüssel für Zimmer sieben. "Kleinen Moment, bitte..." Ich geh ins Büro. Normalerweise liegen alle Schlüssel auf dem Schreibtisch. Heute nicht. Kein einziger verdammter Schlüssel. Liegen alle im Laden und der hat seit 22:00 Uhr geschlossen. Ich mach die Schublade auf, um den Ladenschlüssel zu nehmen. Auch der war weg. Jetzt wird es kritisch. Ich hab keine Telephonnummer da, außer die von Peter. Das gibt Ärger... Ich bitte die Gäste um einen Moment Geduld und rufe an. Er geht, völlig verschlafen ans Telephon, ich schildere ihm die Situation und spür förmlich, wie er senkrecht im Bett steht. "In meinem Schreibtisch oben links..." ich führte den Satz fort: "...liegen die Schlüssel für den Laden, aber heute fehlt auch der." Da flippt er aus, "Einmal fährt man nach Cancún, einmal, da ist schon wieder die Scheiße am dampfen, das ist doch zum Kotzen, der Idiot kann sich morgen einen neuen Job suchen..." Ich versuchte, ihn zu beruhigen, aber vergebens. Der würde kein Auge zutun mehr, heut Nacht. Er gab mir die Nummer seiner Frau, ich rief sie an und schilderte ihr wieder die Situation. Fünf Minuten später war sie da, holte den Ladenschlüsseel von irgendwo und gab mir den Schlüsselbund. Die Gäste atmeten auf, ich auch, die Frau ging wieder. Nur Peter, der ließ mit dem Anruf auf sich warten, aber schließlich konnte ich ihm melden, daß alles wieder in Ordnung wäre und die Gäste sich zufrieden lächelnd in ihr Gemach verzogen haben. Ich setzte mich wieder an den Rechner, plötzlich hör ich "Ein Augsburger", ich schau nach, da stehen drei Leute um mein Auto und schauen es an, dann ein Blick in die Gegend, sie sehen mich "Ist das Deiner". Ja. "Du hast Deinen Schlüssel im Schloß stecken." Stimmte... das ist natürlich leichtsinnig, wenn auch in diesem speziellen Fall egal, weil ja jeder in das Auto reinkönnte, wie es ihm beliebte, solange die Scheibe fehlt. Wir unterhielten uns noch eine Weile, er meinte, ich solle doch mal nach Ushuaia fahren, woraufhin ich ihm erklärte, daß ich nur deswegen ausgerechnet hier gelandet sei, weil ich in Ushuaia gewesen war. Sie zogen dann weiter "Vielleicht trifft man sich ja mal. Die Maxstraße ist nicht groß. Das ist sie wahrlich nicht, aber in meinem Kopf ist die so weit weg, daß mir allein der Gedanke, durch die Maxstraße zu schlendern, völlig absurd erscheint.


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