Gammel in Mexiko 2003
Mittwoch, 4. Juni

Wieder mal zeitig aufgestanden und gekellnert. Man muß schließlich aushelfen, wo es geht, das hat mir Peter eigens befohlen. Das gute dabei, ist, daß ich das Trinkgeld behalten darf, dadurch kostet mich der Aufenthalt hier nichts mehr, bei den paar Dollar, die ich am Tag verbrauche, in Zahlen wären das zwischen 2 und 5 Dollar, wobei man bedenken muß, daß das hier eine der teuersten Gegenden in Mexiko ist und daß ich noch kein einziges Mal selber gekocht habe. Das würde die Kosten auf ein paar Cent am Tag reduzieren. Das Teure sind Diesel und Grenzen, alles andere kann man irgendwie aufstellen. Klar, das wird noch mal in die Höhe gehen, wenn der Daimler in Richtung USA anrollt, 300 US$ habe ich für das Diesel ausgerechnet.
Als ich vor dem Rechner saß um die Berichte zu aktualisieren, kam Garry vorbei und druckst etwas herum. "Hallo Mark... weißt Du, ich bin gestern zum Flughafen gefahren und ich habe schon ein paar Leute gefragt, ob sie mir ihr Auto leihen... mein Auto steht nämlich am Flughafen." Ich zuckte mit den Schultern "Ich leih Dir gern mein Auto, aber das geht nur mit Fahrer, ohne den passenden Fahrer funktioniert das Auto nämlich nicht und der einzige passende Fahrer bin ich..." Das sei noch besser, wann ich denn Zeit hätte. "Whenever you want..."
Eikka fuhr vorbei, lud sich selbst auf einen Kaffee ein, ich erzählte ihm, daß ich nach Cancún zu fahren vorhatte. Er gab mir Geld, und sagte mir, ich solle bei einem bestimmten Copyshop vorbeifahren und ihm dort etwas abholen. Es waren Prospekte. Das traf sich, dafür durfte ich seinen Computer für einige Stunden besetzen.
Garry kam einige Zeit später und meinte, von ihm aus könne es losgehen. Es täte ihm fett leid, mich damit belästigen zu müssen, aber er hätte niemand anderen gefunden und überall gefragt. Taxi sei zu teuer. "Ja, klar, ist kein Problem, ich hab schon die ganze Zeit einen Grund gesucht, eine größere Fahrt zu unternehmen. "I'm happy to give you the purpose..." Na, dann mal los - erbärmlich genug, daß ich mittlerweile einen 60-km-Trip als "Große Fahrt" bezeichnen muß. "Werft an die Mototren, schiebt Vollgas hinein..." Wir fuhren zu ihm, er lud das Werkzeug ein und noch einen Vater und einen Sohn. Alles aus Texas. Garry meinte, er sei noch nie so langsam auf dem Highway unterwegs geswesen, aber es täte ihm gut. "It slows down your mind..." Ja, der alte 200D strahlt Ruhe und Gelassenheit aus. Wir kamen am Flughafen an, ich sah mir den Ford-Pickup an. Wir bauten das alte Teil aus. Es handelte sich um die Rolle, die den Keilriemen spannte. Die war amerikanischerweise aus Plastik. Als Gerry mir das geschmolzene Teil unter die Nase hielt sagte ich nur: "Made in..?" Er ergänzte: "...Plastic-Land!" Das Kugellager hatte den Dienst quittiert und daraufhin war die Plastikrolle durch die Reibung geschmolzen, der Keilriemen war abgesprungen und es ging gar nichts mehr. Keine Lichtmaschine, keine Wasserpumpe und schon gar keine Klimaanlage... Wir fuhren vom Flughafen in die Stadtmitte, um ein neues Teil zu besorgen. "Wo seid ihr eigentlich her?" fragte ich. "Sorry, I'm very sorry for that, but we're all from Texas... like Bush." "Texas?", wunderte ich mich, "das hatte ich nicht rausgehört. Texaner hören sich immer an wie ein abgeschossenes Propellerflugzeug." Sie erklärten es mir: "Wir bemühen uns, so englisch wie möglich zu sprechen." Als wir an einem Teileshop vorbeikamen stiegen wir alle aus, um nach dem Teil zu fragen. Aber als Antwort erhielten wir nichts anderes als "No". "Habt ihr das Teil?" "No" "Wo kann man das denn kriegen?" "No" "Ist der Laden offen?" "No" Wir gingen. Der andere Texaner fragte, was das für ein Typ gewesen sei. Garry meinte, das sei vollkommen unüblich, normalerweise seien die Leute sehr hilfsbereit. Das stimmt auch, aber der hier benahm sich wie ein fucking German...

Am Flughafen Cancun
Am Flughafen Cancún (CUN).

Das war allerdings nicht das einzige unangenehme Erlebnis. Ich machte, als wir umdrehten und wieder nach Cancún hineinfuhren einen Bremstest. Vollstempel. Danach fuhr das Auto nicht mehr schneller als 70 obwohl ich voll auf dem Gas stand. Die Motortemperatur stieg, das Auto zog einseitig, es roch nach verbrannt. Ich fuhr in die nächste Tankstelle, um das mal zu erkunden. Dabei tankte ich für 5 Dollar. 10 Liter, war OK, den Grund für das Fehlverhalten konnte ich allerdings nicht ausmachen. Wir fuhren weiter, das Auto fuhr wieder normal, doch als ich vorsichtig bremste, ging die Bremse leer durch. Ich stieg aus, aber ich konnte keinen Bremsflüssigkeitsverlust feststellen. Seltsam... "OK, laß uns zuerst zu einer Werkstatt fahren", meinte Garry. Wir fuhren zum Walmarket. Dort gab es eine Werkstatt, die für alles, was mit der Radaufhängung zu tun hatte, zuständig war. Ich beschrieb ihnen das Problem, sie meinten, der Bremskolben hätte gehangen und dadurch hätte sich die Bremsflüssigkeit überhitzt. Ich wartete eine Weile, Garry ging, um Getränke zu holen. Ich wollte ihm Geld geben, damit er mir vom DreckDonnald's einen Burger mitbringt. Er meinte, daß wir danach sowieso essen gehen nud daß er das nicht unterstützen wolle, denn McDonald's sei einr der gründe, wofür er Amerika verfluche. "OK..." Das mit der Cola ließ er gerade noch durchgehen...
Als wir weiterfuhren war alles wieder normal. Die Bremse ging auch wieder, die in der Werkstatt hatten nichts gemacht und auch nichts verlangt. Sehr nett, deshalb machte ich für Freitag einen Termin aus. Bremsklötze wechseln, Federn strecken und einbauen. Wir kauften das Teil für den Ford, gingen zum Essen und fuhren dann zum Flughafen, bauten das Teil ein und fuhren dann gemeinsam zur nächsten Tankstelle. Garry gab mir 20 Dollar, ich ließ 40 Liter hinein und wunderte mich hinterher, warum die Tankanzeige auf "voll" zeigte. "Nicht schon wieder", dachte ich mir, aber ich hatte vergessen, daß die Entlüftung schon wieder dicht war, und hatte beim Tanken den Decken ganz zugemacht. Obwohl beide Fenster offen waren, roch es stark nach Diesel. Schon wieder Tankflicken... Scheisse!
Ich kam in Playa an, nahm alles aus dem Kofferraum und warf es in die Rezeption. Was für ein Saustall. Alles war voller Diesel, alles vollgesaugt. José war da und ich fuhr mit ihm zu einer Werkstatt. Der Hund kam auch mit. Das war das erste Mal, daß José im Daimler mitfuhr und er war begeistert. Ich war vom Hund weniger begeistert. Ich hasse Köter, und hatte keinen Bock, das Viech quer durch den Kontinent mitzuschleppen. Ich machte den Vorschlag, daß ich den Hund verbrenne und im Aschenbecher mit in die USA nehme, er brauche sich um nichts zu kümmern, ich würde das schon allein machen und es hätte nur Vorteile und überhaupt keine Nutzensminderung. Er meinte, der Vorschlag wäre schlecht. Ich wies ihn eigens auf die Vorteile hin. Kein Futter, kein Dreck, kein Klotz am Bein, aber er ließ sich nicht davon abbringen. Alle Werkstätten hatten zu, wir fuhren als wieder zurück. Ich woltle eigentlich den Boden schleifen, aber die Werkstatt war abgesperrt, so trank ich abends Bier. José, Lourdes und ich gingen dann, spät in der Nacht noch zum Essen. Anschließend blieben beide im Hotel übernacht.


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