Wieder ein weiterer Sonntag in diesem elenden Kaff, nichts geht voran, aber auch nichts rückwärts, die Luft klebt, man selbst klebt, alles klebt, man mag sich kaum bewegen, doch schon im Sitzen läuft einem die Soße in Strömen den Leib herunter. Wenn ich nicht die Aussicht hätte, bald diesem in alle Ewigkeit verfluchten Klima entronnen zu sein, ich würde verzweifeln. Wie lange noch... Ich weiß nicht, ob es gut oder schlecht ist, daß ich gar nicht weiß, wann Peter zurückkommt. Wenn ich es wüßte, würde ich die Sekunden zählen, wenn ich es nicht weiß, steht er irgendwann da mit dr Scheibe und ich bin frei, allerdings frage ich mich jeden Tag, wann es wohl so weit sein wird. Fast den ganzen Tag nichts, aber auch gar nichts los. Die Küche hat zu, also kommt auch niemand. Folglich verbrachte ich fast den ganzen Tag damit, die Bilder einzubetten und die Berichte zu tippen. Das einzig positive an diesem Klima ist, daß man den Hunger nicht so richtig spürt, zumindest eine Zeit lang.
Abends kam ein verrückter Ami vorbei, halbwüchsig, Vollglatze, der wollte wissen, ob er ein Motorrad mit aufs Zimmer nehmen könne, wie denn die Sicherheitslage sei. "Als ich das erste mal hier war, war ich im Einsatz ("Combat")", keine Ahnung, was er damit sagen wollte, aber soweit ich informiert bin, müsste das im Ersten Weltkrieg gewesen sein und so alt sah er mir nicht aus. Vielleicht ein Veteran aus dem Golfkrieg, der gerade stattfindet oder vor kurzem beendet wurde. Mir fiel auf, daß ich seit Mitte April keine Nachrichten mehr gehört oder gesehen hatte. Der Ami ging dann irgendwann wieder, weil er meinte, die gegend hier sei ihm zu unsicher. Er ließ sich auch nicht überzeugen als ich ihm erklärte, daß mein Auto schon seit mehreren Monaten offensichtlich ohne Glas auf der Straße stünde und kein Einbruchsversuch zu verzeichnen sei. Der lebte wohl hinterm Mond, eine sicherere Gegend wird er in ganz Mexiko nicht finden...
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