Tere hatte gemeint, ich solle nicht schleifen, wenn Gäste da seien, also konnte ich erst um 15:00 Uhr loslegen. Das würde knapp werden. Ich kellnerte ein wenig am Vormittag, aber es war nicht wirklich viel los. Der Dodge mußte zum Waschen. Ich fuhr ihn hin und holte ihn dann später wieder ab.
Das ist der Autowäscher... |
Um Punkt 15:00 Uhr fing ich dann an. Wieder das gleiche Kasperletheater. "Pedro, bau mal die Sperre auf." Kaum dreht man sich um, um ein Schleifpapier zu wechseln, oder um einen Pinsel abzuwaschen, hat man schon wieder Tapper im frisch Gestrichenen. "Pedro! Bau mal die idiotensichere Sperre auf." José kam mit Lourdes vorbei, um das Internet zu benutzen. Als erstes flog sein Hund wieder raus, bevor der mir auch noch da reintappt. Wieder ein Stück gestrichen. Ich stellte wieder meine Stühle rings um das Gestrichene auf, als ich gerade das Schleifpapier gewechselt hatte, seh ich, wie die Putzfrau schön gemächlich durch das frisch Gestrichene in die Küche latscht. Es waren gerade keine Kunden im Laden und ich schrie sie an: "He, Du Rindviech, siehst Du nicht, daß da frisch gestrichen ist? Kannst nicht hintenrum gehen?" Sie dreht sich nicht mal um, winkt ab und meint, es sei nicht ihr Problem. Ich spürte, wie mir das Blut in die Schläfen schoß. Sie kommt wieder aus der Küche raus auf das frisch gestrichene zu. Das wagst Du nicht. Doch sie latscht wieder durch und wollte gerade ansetzen, etwas zu sagen, da griff ich nach dem nächsten Gegenstand. Es war ein randvoller Aschenbecher. Kein normaler, sondern einer, der aus einer Kokosnußschalenhälfte bestand. Und der Inhalt flog ihr dann ins Gesicht. Sie stand vor mir, sah mich fassungslos an, spuckte einen Cigarettenstummel wieder aus. Ich sah sie auch an und sagte ganz ruhig und leise zu ihr: "Verschwind' jetzt, weil sonst frißt Du den Aschenbecher und zwar am Stück." Sie lief aus dem Laden.
Ich machte weiter, alles wieder von vorn, denn nun waren neben den Tappern
auch noch die Kippenreste da. Aber das störte mich nicht so sehr, wie das
arrogante Verhalten. Das ist weder mein Laden, noch werde ich dafür bezahlt
ihn zu streichen, aber das Geld, womit sie ihre beschissene Familie ernährt,
das kommt aus dem Laden. Abends kam Tere vorbei und ich berichtete ihr über
den Vorfall. Sie meinte, es sei kein Problem. Das war schon mal sehr zufriedenstellend,
blieb mir doch eine lange Diskussion erspart.
Als ich Nachts den Dreck von der Straße wieder zurück in das Schlagloch
kehrte, das von den letzten Regenfällen wieder aufgerissen ward, kam der
Vorarbeiter von der Baustelle nebenan zu mir. "Warum machst Du das?"
Ich zuckte mit den Schultern, "Einer muß es ja machen... Wenn
ich warte, bis Deine Landsleute das machen, dann verwandelt sich das in ein
Senote, die Autos werden nicht mehr hier, sondern über die Fünfte
oder die Zehnte fahren, aber das Schlagloch werden sie nicht stopfen. Dann sieht
es hier so aus wie in der Colonia..." Sowas mach ich immer gern, überzogenen
Nationalstolz ins lächerliche ziehen. Er sagte, er würde mit den Verantwortlichen
reden, das Schlagloch wird gestopft. "Ja, sicher wird es das. Vielleicht
hilft mir ja der nächste kanadische Tourist oder so..." Er bestand
darauf, ich tat so, als würde ich ihm glauben und ging dann schlafen, nachdem
ich einen halben Liter Cola nachgefüllt hatte.
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