Nachtrag 2. März 2004: Nun ging es endlich weg hier. Nach einem nicht endenwollenden Aufenthalt in Cancún, der nicht nur an den Nerven, sondern auch am Metall des Daimlers nagte und der überhaupt nichts brachte, außer der Planänderung, nämlich daß nun in die USA anstatt nach Brasilien gefahren werden sollte, hieß es mal wieder Leinen los! Weiter. Wieder summte ich das alte Lied La Paloma vor mich hin, doch diesmal zu Recht: "Mich zieht die Sehnsucht fort in die blaue Ferne. Unter mir Teer und über mir Nacht und Sterne..."
Und wovon wurde ich in der früh geweckt? Natürlich von
Hundegebell. Und nicht nur ich, sondern wahrscheinlich mehrere zahlende Gäste.
Ich brachte den Hund zum Schweigen. Daraufhin machte ich mich fertig und packte
das restliche Zeug ins Auto. Als ich wieder ins Zimmer komme, wäscht José
den Hund in der Dusche. "Mann, was soll die Scheiße? Du weißt
genau, daß die keine Hunde in den Zimmern wollen". Sowas nervt mich,
schließlich hat mir Peter einen Gefallen getan, mir den Raum zu geben,
wir waren keine zahlenden Gäste und selbst bei denen werden keine Hunde
akzeptiert. Ich fragte nochmals den Italiener, der den Gedanken geäußert
hatte, bis nach San Diego mitzufahren. Der war vielleicht doch die bessere Wahl.
Ich hatte genug um die Ohren, als daß ich noch Lust hätte, mich um
den Köter zu kümmern.
José ging das Kabel für seine Digitalkamera abholen, das er vor
einigen Tagen im Copyshop vergessen hatte. Garry kam zum Frühstück
vorbei. "Ich seh schon, nächstes Jahr stehst Du immer noch da und
wir sagen jeden Tag 'Fahrwohl'". "Nein", sagte ich wieder, "diesmal
fahr ich wirklich..." Er kam zum Auto. Auf dem Weg stolperte er über
den Hund. Er sah ihn an und fragte ungläubig: "Are you gonna take
that dead dog with you?" Erinnere mich nicht dran. "I wish it was
dead, but it only pretends to be dead, that's even worse..." Er schüttelte
den Kopf, "also ich mag eigentlich Hunde, aber so eine lange Reise würde
ich weder mir noch dem Hund zumuten". "Du sagst es... erklär'
das mal dem Besitzer."
Noch ein Bild zum Abschied. |
Ich verabschiedete mich von Peter. "Mach's gut und meld' Dich ab und zu mal, wo Du bist, vielleicht komm ich Dich besuchen." Dann bezahlte ich noch die Rechnung der letzten vier Wochen, die sich auf satte 60 US$ belief. Playa del Crimen ist angeblich die teuerste Gegend Mexikos. Noch einmal kurz einloggen und schnell noch eine Meldung an das Mobiltelephon der Liebsten in der Schweiz absetzen, dann ging es los. Es war punkt 12:20 Uhr, der Tacho stand auf 759.346, als nun endgültig zum Aufbruch geblasen wurde. José holte ich am Copyshop ab und los ging's. Nun, da Playa bereits der Vergangenheit angehörte, begann es mir zu gefallen und es stiegen "erste Lieb und Freundschaft" mit herauf. Als wir aus Playa hinausfuhren, das große Schild mit der Aufschrift "Thanks for visit (!) Playa del Carmen" hinter uns lassend, rauchten wir die erste Cigarette. Wir waren unterwegs, wir hatten es geschafft, uns von dieser klebrigen Angelegenheit loszureißen. Der Diesel summte, Alphaville sang For Ever Young, das gute Asphaltband zog unter uns hinweg und alles war trotz fehlender Seitenscheibe in bester Ordnung. Die Fahrt verlief ohne Zwischenfälle. Es war zwar bedeckt, aber geregnet hatte es nicht. Da werde ich mir etwas einfallen lassen, ohne Scheibe in den Tropen zur langsam einsetzenden Regenzeit...
Um 17:05 Uhr kamen wir an der Grenze an. Ich wollte die Papiere für das Auto erledigen. Ich kam an und fragte zwei Frauen, die mir entgegenkamen, wo sich das erledigen ließe. Hier, aber wir haben gerade zugemacht. Spinnen die? "Wie zugemacht? Ich will zum Zoll, den Papierkram für das Auto machen. Der Zoll macht doch nicht zu, wo gibt's denn sowas?" Doch, Öffnungszeiten seien von 8.30 bis 17:00 Uhr. "Aha, der Zoll macht zu, aber die Grenze bleibt offen. Und wie ist das, wenn die Leute hier nicht damit rechnen, denn Mexiko scheint da die große Ausnahme zu sein. Normalerweise wird entweder die Grenze ganz zugemacht oder sie bleibt offen." Sie widersprach, natürlich. Nicht, daß ich in diesem Fall eine Änderung herbeidiskutieren könnte, aber das war doch die Höhe. Ob man mir schriftlich geben könnte, daß ich hier keine Papiere bekomme? Natürlich konnte man das nicht. Ich ging, drehte aber auf halbem Weg um, ging wieder hin und fragte: "Entschuldigung, können Sie mir sagen, wann denn die Polizei zumacht? Ich brauch nämlich Geld und würde dann ganz gern jemanden überfallen..." Auf eine Antwort wartete ich nicht. Als ich zum Auto zurückkam, meinte José "Das ging aber schnell". Ich lachte. "Von wegen, das hier wird der langwierigste Grenzübergang meines Lebens. Der Zoll macht zu, was ist das denn? Solche Kasper..." Wat nu? "Also", sagte José, "als erstes sollten wir hier schnellstmöglich abhauen, bevor da noch eine Messerstecherei losgeht. Er zeigte auf die Typen, die den Eingang einer Spelunke bevölkerten, vor der wir geparkt hatten. "Da sind gerade vier Bullen gekommen, zwei zum Eingang rein, zwei zum Hintereingang, alle mit gezogener Waffe..." Die Grenze gefiel mir immer besser. Drecksübergang, das hier. "Gut, fahren wir", sag ich, während ich den Zündschlüssel umdrehe, "Mierda!!!" Ich stieg aus, machte die Haube auf. "Was ist?" wollte José wissen. "Die Batterie ist doch tot." Ich holte die Hilfsbatterie vom Gepäckträger, überbrückte, die Kiste lief und wir fuhren.
Der in Peru gekaufte Wasserkanister begann zu lecken. Wir fuhren nach Chetumal hinein, um einen Zoll zu suchen, der uns vielleicht doch noch heute abfertigte. Auf dem Weg fanden wir einen Autoteileladen der Batterien hatte. Leider konnte ich mit den Spezifikationen so gar nichts anfangen. Die Teile sahen aus, als wären sie dazu gebaut, um Golfkarren zu betreiben, entweder zu hoch, oder zu flach oder zu klein. José meinte, daß die in den USA billiger oder besser, wahrscheinlich aber beides sein müßten und das machte sogar Sinn. In den Industrienationen sind die teile billig, die Arbeit dafür teuer. Hier ist es umgekehrt. Wir fragten nach dem Zoll, man erklärte uns den Weg und wir fuhren los. Den Zoll fanden wir zwar nicht, dafür aber die Secretaria de Turismo. Wir fuhren dort gleich auf den Hof. Ein schöner, alter Bau. Helfen konnten die uns natürlich auch nicht. Das hatte ich nicht wirklich erwartet, außerdem war es egal, ob wir einen Tag mehr oder weniger brauchen, aber probieren kann man es ja mal. Der leckende Wasserkanister nervte mich und ich entledigte mich seiner an Ort und Stelle. Was machen?
Die Secretaria del Turismo in Chetumal. |
Wir holten beim Supermercado San Francisco noch was zum Essen und zu trinken. Brot, Schinken, Käse und Cola. Dann fuhren wir zu einer Tankstelle am Ortseingang und beschlossen, dort über Nacht zu bleiben. Die Brote wurden gemacht, die Cola gesoffen. José teilte sein Essen mit dem Hund und ich fragte ihn, weshalb ich eigentlich 20 kg Hundefutter für 50 Dollar mitschleppe, ob das für ihn sei. Er gab dem Hund sein Futter in den Napf und ging dann in den Laden der Tankstelle. Während er dort war, kam ein Straßenköter und fraß alles Futter auf und haute wieder ab, so schnell er gekommen war, Josés Hund sah nur zu, machte nicht mal Anstalten, den anderen Hund, der viel kleiner und dünner war, zu verjagen. Klar, verzogenes Biest, der weiß genau, daß der andere Trottel ihm neues Futter gibt, wenn er wieder kommt. José kam zurück und der Hund lief auf ihn zu, weil er in der Tüte, die josé in Händen hielt, Futter witterte. José sah in den Napf "Schon alles aufgegessen? Jetzt kriegst aber nichts mehr, sonst wirst Du zu dick."
José gab ihm nichts, also kam er zu mir. Da gab es erst recht nichts, da kam er schnell von selber drauf. Nichts da. Wer nicht für sein Essen kämpft, der soll verhungern, so will es Mutter Natur. Und die wird wissen, warum, sonst hätten wir mittlerweile nur noch solche Kreaturen wie mich und den Hund, die nichts anderes können, als Sauerstoff in CO2 verwandeln. "Was hast für das Essen bezahlt?" "5 Dollar." Kann man nur den Kopf schütteln. Soviel hatte unser beider Abendessen nicht gekostet. 10 Liter Diesel, 100 Kilometer, an den Hund verfüttert. Aber es war ja nicht mein Geld. Ich legte mich auf die Bleche schlafen. Hier war es schon wesentlich kühler als in Playa und nicht mehr ganz so schwül. Die Mücken störte das nicht, das Autan floß in rauhen Mengen. Das hatte ich noch übrig von der letzten Fahrt. Als José begann, den Hund damit einzusprühen, stellte ich es sicher. "Brauchst vielleicht noch eine Penatencreme für den Hund? Ich müßt noch eine da haben", alles was recht ist.
Ade, zur guten Nacht... |
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