José und ich saßen Nachts noch lange vor der Rezeption und unterhielten uns. Als er gerade im Aufbruch begriffen war, klingelte das Telephon und ich war ganz entzückt, die Stimme meiner Liebsten zu vernehmen. Klang, als würde sie hier ums Eck an der Telephonzelle stehen. Leider kostet das aber nicht das gleiche, daher sind lange Gespräche nicht drin. Tut aber trotzdem mal ganz gut, gerade, wenn die Nacht schön kühl ist und man im Freien sitzt, ein milder Wind die verdammten Mücken wegbläst und nicht dauernd Autos vorbeifahren...
Aufgestanden wurde natürlich erst später. Der Posteingang wurde gecheckt und ein eMail von Dennis war da: "Also ich habe das Paket gestern vom Paketdienst wieder bekommen, da eine Ausfuhrrechnung fehlt, ausserdem hätten die das verzollen müssen..." So ein Schwachsinn, immer das gleiche mit dem Zoll. Zum Teufel damit, aber wenigstens war das Paket noch in Deutschland, also konnte ich von hier aus die Sache noch koordinieren. Alles, was hier noch fehlt an Anno schicken, damit er mir alles auf einmal hierherschickt. Langsam nimmt die Sache formen an. Zum Glück hab ich viel Zeit.
Peter vermißte ein Registrierungsformular. Ich wußte gar nicht, ob ich das bekommen hatte. Da hat man's wieder, auf die kleinsten Kleinigkeiten muß man aufpassen. Keine Ahnung, wohin der verdammte Zettel entschwunden sein mag. Ich schliff den Boden im Zimmer elf, dabei schlief ich selbst ein, als ich aufwachte war es sechs Uhr. Peter kam mit einer Handschleifmaschine. Endlich geht mal was vorwärts Ich tat es allerdings nicht mehr lang. Es mußte eine Lösung her, denn die Drecksformulare haben eine durchlaufende Nummer und die von der Steuer sind hier schlimmer als in Deutschland, wie es hieß. Ich ging also los, um ein Formular zu "besorgen", irgendwie mußte ich das mit der Nummer elegant hinbekommen. Die Copy-Shops hatten aber zu, der Scanner im Internet café war kaputt. So was nervt mich, alles nur deswegen, weil ich auf das bescheuerte Papier überhaupt nicht geachtet hatte.
Nachdem ich die Pizza in mich hineingeschlungen hatte, setze ich mich vor den Rechner. Wieder wehte ein kühler Wind vom Meer her, das machte die Sache sehr angenehm. Weniger angenehm, aber nicht ungewöhnlich, sind die riesigen Kakerlaken, die man immer im Augenwinkel wahrnimmt und für die diese Gegend ein regelrechtes Paradies sein muß: Warm, Feucht und Modrig. Es wimmelt hier von diesen Viechern. Sie stören mich nicht besonders, ich bewundere sogar ein bißchen ihre Zähigkeit und ihre Widerstandsfähigkeit und ihre Vielseitigkeit. Sie sind schnelle Läufer, gute Schwimmer und Taucher und fliegen können sie auch. Aber ich mag sie auch nicht direkt, besonders dann nicht, wenn sie mit ihrem tiefen Brummen in unregelmäßigen, daher unberechenbaren Schwüngen angeflogen kommen. Schon ein paar mal ist es mir passiert, daß sich so ein Viech an meinen Haaren verfing und anschließend mir in den Nacken kroch. Ich hasse das. Seitdem befinde ich mich mit ihnen im Kriegszustand und sie werden vernichtet, wo ich sie treffe. Auch ein netter Zeitvertreib, wenn man schon gar nicht zu tun hat. Die Zimmer hier im Hotel haben recht wenig von diesen Viechern, werden sie doch regelmäßig vom Profi vernichtet. Schon in der Werkstatt sieht es anders aus. Wenn man da abends hineingeht und das Licht anmacht, dann flüchten sie unter den nächstbesten Gegenstand. So auch heute. Alberto hatte neuen Verdünner geholt, also nahm ich den alten, in dem sich die Pinsel befanden und kippte ihn auf die Werkbank. Da kamen sie unter ihren Verstecken heraus, und verkrochen sich unbeeindrunckt woanders. Nur die, die nicht schnell genug waren, flogen in das Faß hinein und das hält selbst die stärkste Kakerlake nicht lange aus.
Wieder eine erlegt. Die hat so laut geknackt, daß ich erst dachte, ich sei auf eine Landmine getreten. |
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