Gammel in Mexiko 2003
Sonntag, 11. Mai

Ich konnte in der Nacht noch zwei Zimmer vermieten, im Hotel war somit trotz Hochsaison nur ein Zimmer frei. Geld ist immer gut.
In der Früh gab es Probleme mit der Wasserpumpe. Ich stieg zwar nicht hinter die Technik dieser dämlichen Schwimmer, aber hinterher waren die Tanks wieder voll und das war die Hauptsache. Ansonsten nahm ich mir frei, denn heute wollte ich mir dieses PHP näher ansehen. Auch da stieg ich nicht dahinter. Wie schön war's doch in alter Zeit. Vorherrschend war Bescheidenheit. Da war man mit HTML bestens bedient. Ich gabs auf und legte mich Nachmittags schlafen, zumindest war das meine Absicht gewesen. Ich verzog mich unter das Moskitonetz. Das hält die Viecher bestens ab, nicht aber die Karibikschwüle. Stellungswechsel. Zimmer drei war frei und hatte eine Klima. Ich legte mich genau davor auf den Boden und schlief. Das funktionierte dann.

Abends stürzte ich mich wieder in den Kampf um das Begreifen von PHP. Wieder mußte ich mich geschlagen geben. Als ich aus dem Laden ging sah ich, wie einer mit der Digitalkamera den Benz typte. Dahinter seine Frau. "Ist das Deins?" fragte sie mich gleich auf gut Bayerisch. "Ja." Es war ein Ehepaar aus München. Er hat jahrelang einen 123er gefahren und nun fuhr er, soweit ich es verstanden hatte einen Strichacht und er arbeitete bei der Firma, bei der ich zu meinen Deutschlandzeiten immer oft und gern mit Wagnerrabatt eingekauft habe. Er gab mir seine eMailadresse und bot mir an, daß ich ihn doch einfach anschreiben sollte, falls ich mal Teile bräuchte. Versand erfolgt auf elegante Weise. Wenn das klappt, hatten mir im Endeffekt die Scherben der Seitenscheibe doch noch Glück gebracht. "Es hat alles einen tiefen Sinn", wie schon der brave Soldat Schwejk sagte...

Sie verabschiedeten sich dann und gingen weiter. Ich setzte mich dann wieder an den Rechner und las die Post durch. Eikka hatte mir ein eMail weitergeleitet. Es war von Beto, dem KTM-Fahrer, den ich auf dem Camping in Ushuaia kennengelernt hatte. Da stand folgendes drin: "Pinche loco marihuano! Me saludas al Markus. Ya sabes mi direción de mi casa y todo, yo estoy por salir para Alaska... (hasta ahora) en la Adventure... Vamos, dile a ese loco que pase a saludarme el puto yo aqui le invito unas chelas." Daraus ging hervor, daß auch er gerade im Begriff ist, nach Alaska zu fahren. Diesmal nicht mit KTM, sondern mit Adventure. Gut zu wissen, daß noch ein altes Gesicht unterwegs ist. Vielleicht trifft man sich ja doch mal wieder, vielleicht noch in Mexiko, vielleicht am anderen Ende des Kontinents.
Anschließend biß ich mir an diesem verdammten PHP die Zähne weiter aus. Christian kam auch noch vorbei. Machte einen etwas unbeholfenen Eindruck. Hustete wie ein Tuberkulotiker und schlonste die ganze Zeit auf die Straße. "Was ist denn los?" Zwischen seinen minutenlangen Hustenanfällen brachte er hervor, daß er gerade ein Moskito verschluckt hätte. Als er dann eine viertel Stunde später das Husten in den Griff bekam und ich meinen hysterischen Lachanfall überstanden hatte, meinte er, daß er wohl auch langsam aufbrechen würde. Es sei keine Arbeit mehr da. Er schlug sich hier als Massöse durch, aber nun seien die ganzen Gringos weg und mit ihnen das Geld. Er hatte sich bei Altounative beworben, aber noch keine Zusage bekommen. Das hatte ich im Oktober auch gemacht. Sein Bruder war heute nachmittag nach Cancún aufgebrochen und meinte, als er zur Busstation ging und an mir vorbeilief, daß sein Bruder, also der Christian, wie es aussieht, wieder nach Mailand zurückgehen würde. Das meinte Christian dann auch. Mailand, dann Asien oder Miami. Langsam lichten sich hier die Reihen, nur ich war dabei, mich unbewußt auf eine längere Standzeit einzustellen. Am besten eingraben, so ganz nach alter deutscher Manier, wenn es nicht vorwärtsgeht. Klastertief unter der Erde, da müssen die Temperaturen erträglicher sein.


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