Gammel in Mexiko 2003
Samstag, 31. Mai

Von in der Früh wieder gekellnert bis in den frühen Nachmittag, zwischendrin holte ich die Batterie des Dodge ab, der wieder mal nicht anspringen wollte. Ich baute die Batterie ein und dennoch sprang die Kiste nicht an. Ich fuhr zur Werkstatt und bat Teres Vater, dem Chef der Werkstatt, mit zum Hotel zu kommen und nach dem Auto zu sehen. Ich fuhr zurück und nahm dankend die Einladung der kanadier zum Mittagessen an. Als ich kurz vorm Platzen war, ging ich wieder hinunter, um nach dem Rechten zu sehen. Der Vater war in der Zwischenzeit dagewesen, konnte aber nicht nach dem Auto sehen, da der Schlüssel nicht auffindbar war. Ich griff ahnungsvoll in die Hosentasche. Da war er. "Fuck!" Und das mir am Samstag nachmittag... Wir fuhren los mit Dodge, Roller und zweitauto, um eine andere Werkstatt zu finden, die die Elektrik wieder hinkriegen sollte. Als der Dodge wieder dastand, sprang er an, aber nicht mit dem Schlüssel, sondern dadurch, daß man zwei Kabel aneinander hielt. Hauptsache, er springt am. Für Montagmorgen hatte ich auch gleich einen Auftrag: Dodge in die Werkstatt zu fahren.
Als ich wieder zurückkam, sprang Paul gerade mit einem offensichtlich texanischem Amerikaner um den Benz. Ich kam dazu: "Schönes Auto, na?" Der Texaner fragte mich nach meinen Plänen. Standardantwort: "Pläne hab ich nicht, gehen eh immer nur schief..." Aber doch kam man wieder ins Gespräch. Und wieder kam die Standardempfehlung: "Ich würde Dir nicht raten, nach Alaska zu fahren, um dort Arbeit zu suchen. Überhaupt würde ich niemandem raten, nach Alaska zu fahren, um dort zu arbeiten." Er erzählte ein wenig von der Arbeit auf den Fischerbooten. Hörte sich nicht wirklich romantisch an, abgefrorene Gliedmaßen, Überbordgespültwerden, von Containern erschlagen zu werden, schöne Aussichten. Andererseits kochen die dort oben auch nur mit Wasser. Auch hier gilt es, wie immer und überall: Hinfahren, nachsachauen, dann weiß man es. Mir rieten damals alle davon ab, nach Libyen, an die Elfenbeinküste, nach Bolivien oder nach Kolumbien zu fahren. Und doch sind wir hier...
Für sieben Uhr war ich wieder zum Essen eingeladen, es war das Abschiedsessen, denn es war ihr letzter Abend. "Schitzel" sollte es geben. Die Hitze und Feuchtigkeit wurden unerträglich, an Arbeit war überhaupt nicht zu denken, ich verzog mich daher unter eine Klimaanlage und schlief.
Am Abend gingen wir dann los. Der Plan war geändert. Zwei andere amerikanische Ehepaare gingen noch mit. Wir holten sie im Blue Parrot ab und gingen dann ins "Media Luna".

Die Aussicht vom Blue Parrot. Im Hintergrung liegt Cozumel.

Das Zeug in dem Laden kostete so viel, wie ich bei meinem Lebensstil in einer Woche nicht ausgeben konnte. Ich konnte mich nicht entscheiden und bat um eine Karte in Spanisch. Als ich feststellte, daß da auch nichts anderes drinstand und die Preise auch die gleichen waren, wählte eines der billigsten Gerichte, eine Lasagne. Sie kam an, war mickrig, schmeckte aber nicht schlecht. Es fehlte leider nur der Teig und das Fleisch. Der Texaner, ein Anwalt aus Austin, bezahlte aller Zeche. Sehr nett. Hinterher saßen wir noch auf dem Balkon und unterhielten uns. Ich tat mich etwas schwer mit der texanischen Mundart, aber es waren einige interessante Sachen herauszuhören. Zum Beispiel, daß es in Texas erlaubt ist, bei Nacht auf Leute zu schießen, die in das Haus eindringen. Er erzählte von einem Fall, bei dem drei "Kids" zu einem Bauern aufs Grundstück eingedrungen waren und versuchten, die Rad- oder Ventilkappen seines Wagens zu klauen. Der Bauer bemerkte dies und hat sie alle drei umgeballert, oder wörtlich: "He unloaded his fucking guns on them". Freispruch... es geschah nämlich bei Nacht. Ich lachte mich halb tot, es hörte sich original an, wie Polt... Nunja, spätestens, wenn ich mir in Texas auf gewohnte Art einen Nachtplatz suche und aus Versehen auf ein fremdes Grundstück komme, lach ich wohl nicht mehr. Aber noch sind wir nicht soweit.

Im Media Luna.

Auch seine Ausführungen, darüber, was man tun sollte, wenn eingebrochen wird. Man soll sicherstellen, daß der Täter im haus ist und auch, wenn man ihn abknallt, dann sollte das so geschehen, daß er nicht wieder rückwärts hinausfliegt, sonst könnte es ärgerlich werden. Aber er vertrat die Ansicht, daß er eben verdammt nochmal die Option haben möchte, was er mit einem Einbrecher macht. Er könne die Länder nicht verstehen, die den Hausbesitzer in den Knast stecken, der einen Einbrecher erschießt. Der Meinung waren wir allerdings alle. In Brasilien ist dieser Fall elegant gelöst, denn die Gesetzgebung ist zwar exakt wie in Deutschland, aber erschießt man doch einen Einbrecher im eigenen Haus, dann freuen sich die Bullen, daß einer mehr erledigt ist und lassen ihn verschwinden, der Fall kommt gar nicht erst vor Gericht, höchstens zu den Akten und alle sind zufrieden, nur nicht der Einbrecher, aber da hält sich Mitleid sehr in Grenzen.
Auch für die Leute aus Texas war es der letzte Abend, morgen ging es für sie wieder zurück. Sowas gibt mir mittlerweile das Gefühl, hier hoffnungslos festzusitzen, es muß endlich weitergehen...


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