Reparatour Marokko 2004
Montag, 16. August

Die Fähre legte mitten in der Nacht ab. Wir fuhren direkt von der Schalterhalle dorthin, wo man sich einreihen mußte. Dann kam das übliche, wenn man auf die Fähre wartet: Schlafen, irgendwas Sinnvolles machen, wie lernen, tippen, umräumen, all die Tätigkeiten, für die man unterwegs nicht eigens anhalten will. Nach einigen Stunden kam auch schon Bewegung in die Sache und wir fuhren an Bord. Wieder mal Abschiednehmen vom afrikanischen Kontinent. "We'll be back..."

Die Überfahrt dauerte nicht lange. Wir verbrachten die Zeit an Deck. Die Fähre war eine der wenigen, die die Bezeichunng "Superfast Ferries" verdiente.

 

Am Heck schossen die Wasserfontänen Meterhoch in den Nachtimmel. Die Zeit verging wie im Flug und nach wenigen Minuten waren wir auf europäischem Festland. Die Hafenformalitäten nahmen nur wenige Minuten in Anspruch. Kurz Pässe zeigen und durchgewinkt werden. Wir fuhren nicht mehr weit, denn schließlich wollten wir noch Rummel besuchen, einen alten Klassenkameraden, der hier gerade seinen Urlaub verbrachte.

Allerdings in etwas anderem Stil: Ferienwohnung, Blick auf den Yachthafen, Golfspielen usw. Gehobener Stil. Für Low-Budget-Urlaub gibt es die Bundeswehr, mit der er ab und zu auf Manöver geht. Doch das schließt automatisch aus, daß da vier abgerissene Gestalten mitten in der Nacht an der Haustür kratzen. Gehört sich nicht, also suchten wir uns standesgemäß einen Platz an einer Seitenstraße und legten uns dort schlafen.

Morgens beim Frühstück.

Bei Tagesanbruch machten wir uns auf die Suche. Das Handy leistete und dabei große Hilfe. Nun machten wir einen Tag lang Urlaub wie die Großen. Wir machten einen Ausflug an den Strand, aßen Eis am Stil, flanierten am Strand entlang und gingen über den Yachthafen, genossen das schöne Wetter. Mittags gingen wir mit den anderen in eines der eher stilvollen Strandrestaurants. Nur rein äußerlich sah man uns an, daß wir da nicht dazugehörten. Besonders mir in meiner Expeditionskluft. Rummel und mich verbanden die gemeinsamen Schuljahre, doch unsere Wege waren von der 10. Klasse an grundverschieden verlaufen. Während der eine vollkommen nach Plan verlief, wie das berühmte schweizer Uhrwerk, verlief der andere, bar jeglichen Generalkurses, links und rechts des Wegs kreuz und quer ins Nirwana. Und hier saßen wir wieder beieinander, wie so oft, seitdem sich unsere Wege trennten. Alte Kameraschaftsbande. Die bleiben, denn irgendetwas im Leben muß schließlich von Dauer sein. Und doch waren es einfach zwei verschiedene Welten in denen wir lebten. Daheim wird es durch das ganze vertraute Umfeld nicht so deutlich, aber hier draußen wird der Unterschied schnell sehr drastisch offenbar. Während wir uns nicht vorstellen konnten, wochenlang in einem oder um ein Haus zu sitzen, und sei es noch so schön, können die sich nicht vorstellen, jeden Tag in einer alten Schüssel von einem Drecksloch ins nächste zu fahren. Jeder mag seinen eigenen Stil, Urlaub zu machen und kann dem jeweils anderen nicht viel abgewinnen. Das tut allerdings der Gemütlichkeit keinen Abbruch. So schloßen wir uns ihnen für diesen einen Tag an, lagen im Schatten der Palmen, sahen den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten, redeten über Dies und Jenes. Einzig bei den Coqtailrunden nahmen wir nicht Teil, denn wir hatten noch einen relativ weiten Weg vor uns. Und die luxuriös eingerichteten Duschen zum Schluß waren auch nicht unwillkommen.

Frisch gebügelt bemannten wir wieder den alten 200D, der endlich weiter wollte, und ließen die Maschine an. "In der Heimat, in der Heimat, da gibt's ein Wiederseh'n..." Nun galt es noch, Spanien irgendwie hinter uns zu bringen. Gerade um diese Jahreszeit gab es für uns hier absolut nichts zu suchen. Wir fuhren einige Stunden, bis wir in einen Stau gerieten. Obwohl es schon ziemlich spät war, war es doch noch sehr warm und vor allem schwül. Das würde sich auch in absehbarer Zeit nicht ändern - außer die Manschaft läßt sich breitschlagen, geringfügig vom Kurs abzuweichen und über Nordafrika zu fahren. Doch da hatte ich keine Chance. Seltsam. Früher war das Haupthindernis immer das Geld. Zumindest dachte ich das. Nun waren Gelder vorhandenm und zwar mehr, als ich damals zu träumen gewagt hätte. Zwar ist es in absoluten Zahlen nicht viel, aber für unsere Zwecke würde es dicke für einige Monate reichen. Doch nun waren es andere Faktoren. Damals war es das Studium. Man konnnte fernbleiben und hatte nur sich selbst gegenüber die Verantwortung. Nun doziert man aber und da kann man nicht einfach wegbleiben. Es wird eben alles im gleichen Maße komplizierter. Zwar hatten wir nun Geld, doch nun wäre noch weitaus mehr Geld notwendig als damals, weil die Verhältnisse und Umstände andere sind. So geht's eben. Deswegen soll es das Ziel sein, über möglichst viel Geld zu verfügen, mindestens aber über soviel, daß man bescheiden leben kann, ohne dafür arbeiten zu müssen. Zu Deutsch: Eine Summe, die 3000 EUR im Monat an Zinsen abwirft wäre für unsere Zwecke vollkommen ausreichend. Nur muß man da eben erst rankommen. Vorschläge sind willkommen, jedoch selten, da solche in der Regel nicht weitergegeben, sondern umgesetzt werden. Aber es gibt ein paar Gestörte, die würden einen Lottoschein verschenken, dessen Zahlen eben gezogen wurden. Eine solche sitzt seit 1998 oft als Beifahrerin auf größeren Touren neben mir.


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