Das Auto tat sich leicht, wieder anzuspringen, seit vielen
Tagen war der Motor am Abend einmal wieder zur Ruhe gekommen, wobei es natürlich
für einen jeden Motor besser wäre, wenn er stets laufen würde,
denn auch hier gilt: "Was rastet, das rostet, was steht fällt zurück."
Ich füllte etwas Öl nach, das sich mittlerweile ein wenig besser
messen läßt.
Wir wollten heute Kilometer fressen, fuhren aber auch erst wieder Mittags
los. Immer so, hilft nichts. Nun verließen wir den Alaska Highway, denn
er endet hier, wo er auf der Hinfahrt begonnen hatte. Auch wenn die Dörfer
nur langsam größer und häufiger wurden, so spürte man
schon, daß wir die Wildnis hinter uns gelassen hatten. Schade. Und das
Wetter war mit Sonnenschein und +6° wirklich enttäuschend.
Nachdem wir die gewundene Straße in den Bergen mit ihrem ständigen
Auf und Ab hinter uns gelassen hatten, ging es zügig voran. Wir legten
110 an und fuhren wie die Besessenen über den mittlerweile meist zweispurigen
Highway. Es mußte unzählige Male gehalten werden, um Scheiben und
Scheinwerfer von dieser widerwärtigen Kruste zu befreien, die aus Salz
und Dreck bestand.
Irgendwo in der Nähe von Maidenstone überfuhren wir eine weiter
Zeitzone, die Uhren wurden wieder eine Stunde vorgestellt, wieder war eine
Stunde flöten gegangen.
Im großen und ganzen ein typischer Fahrtag, mit wenigen berichtenswerten Ereignissen. Der Benz lief prima, bot keinen Anlaß auch nur zur geringsten Sorge, so, wie man es eben von ihm erwartet. Und heute bekamen wir auch die Solltagesleistung hin. Wir fuhren sogar noch darüber hinaus und fanden erst tief in der Nacht eine Bleibe. Eigentlich hätte es sich gar nicht mehr gelohnt, für ein Motel zu bezahlen, aber ich fand durch Zufall heraus, daß man einen Rabatt bekommt, wenn man geschäftlich unterwegs ist. "Sind Sie im Aufrag einer Firma unterwegs?", fragte mich die Razeptionistin. "Ja", sag ich, "im Auftrag meiner eigenen." "Wie heißt die Firma?" "Langemarck Corporation." Die Unterlagen hatte ich alle im Auto, denn die waren ja noch rechtzeitig angekommen, bevor ich L.A. verließ. So bekam ich denn einen Rabatt und wir quartierten uns ein. Es kam sogar eine Internetverbindung zustande und es konnten so mal wieder die eMails abgerufen und die Seite aktualisiert werden. Das Kaff muß irgendwie Saskatoon geheißen haben, das Hotel lag nicht mehr in der Stadt, sondern war bereits am östlichen Rande, an der Autobahn, so daß wir am nächsten Tage nicht viel Zeit verlieren mußten.
Der Tagesschnitt war mit 1.128 km sehr gut, leider reichte es noch lange nicht, die Verluste der ersten drei Tage wettzumachen. Langsam wird es knapp. Aber nur keine Panik, irgendwie geht es immer weiter.
"Das rasche Schicksal, es treibt ihn fort,
Seine Ruhe läßt er an keinem Ort..."
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