Sonntag
ist auch Tinatag. Das ist so Tradition geworden, weil es irgendwie kam, daß
ich an der Alten einen Narren gefressen hab. Das ist bestimmt der Jagdinstinkt.
Außerdem war ich nun lange genug weg gewesen. Ich ging am frühen
Nachmittag zum Löwen, setzte mich gemütlich an die untere Bar und
versuchte, alle Franziskanervorräte zu vernichten, was mir natürlich
nicht gelang - bin nicht corporiert. Natürlich mußte ich wieder sicherstellen,
daß ich am Dienstag zum Flughafen kam. Am Dienstag um 23:50 Uhr ging der
mittlerweile gebuchte Flug nach Neu York. "Und was ist Deiner brillanten
Idee passiert?"
"Welche Idee? Die mit dem Kino?"
" Ja."
"Ich hab am Dienstag erst so gegen Sechs Schule aus."
"Wie lange geht denn dieser Film?"
"Anderthalb oder zwei Stunden..."
"Du siehst, zwischen Deiner Schule und meinem Flug liegen aber fast sechs
Stunden. Wie sieht es aus?"
"Sollen wir in's Kino gehen?"
"Natürlich. Meinst, ich frag nur zum Spaß seit einem halben
Jahr?"
"Na, gut, ich hole Dich nach der Schule ab."
Sehr schön. Aber die Sektkorken laß ich erst springen, wenn ich mit
ihr im Lichtspielhaus sitze, denn: "Die Botschaft hör ich wohl, allein
mir fehlt der Glaube."
Weiß gar nicht, was daran so kompliziert ist. Warum müssen Frauen
immer so ein Drama um alles und jedes machen? Und warum muß man immer
mit Süßholzgeraspel anfangen? Bei allem, was ich über Frauen
schimpfe, ich unterstelle ihnen immer wieder aufs Neu, daß sie immerhin,
wenn auch kein Hirn, so doch ein gewisses Lernverhalten haben müssen. Aber
ich scheine mich zu irren, denn Mäuse fängt man mit Speck, Frauen
mit Komplimenten. Nebenbei erwähnt: Die Mäuse sind da schlauer, denn
mir ist es noch nie gelungen, eine zu fangen. Nicht mit Speck und mit sonst
auch nichts. Komplimente sind billiger als Speck, das Problem aber ist, daß
ich der schlechteste Komplimenteur bin, den ich kenne. Dabei gebe ich mir immer
solche Mühe und formuliere alles so schön zusammen und trage das triefende
Geschwafel vor: "Du bist die interessanteste Frau, die ich auf meiner ganzen
vierjährigen Fahrt kennengelernt habe..." Klingt schon mal gut. Zu
gut, schon fast schwul, wie in so einer schlechten Seifenoper. Wenn ich auch
noch höre, daß das aus meinem Munde kommt, setzen sofort starke Ohrenschmerzen
ein und ich kann mich dann auch nicht wehren, die zweite Hälfte des Komplimentes
rutscht mir einfach hinaus: "...was daran liegen könnte, daß
ich in der ganzen Zeit nie eine Frau getroffen habe". Der Endeffekt ist
der, daß hinterher wieder soviel gesagt ist, wie vorher, nämlich
gar nichts. Haut nicht hin, was man auch macht, es ist falsch.
Ich brauchte immer noch einen Stellplatz für's Auto. Einer der Köche
vom Roten Löwen meinte, ich könnte das Auto bei ihm daheim abstellen.
Er hätte ein Apartement, einen Parkplatz, für den er auch zahlt, doch
leider fehlt ihm das Auto. Man ist eben nicht mehr in Destroit, hier scheint
es hinzuhauen...
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