Persien 2006
Donnerstag, 7. September

Wir mußten zusehen, daß wir wieder auf die Straß kamen. Noch war der Sand an der Oberfläche hart, aber je später es wird, desto weicher wird die Kruste werden. Ich hatte keine Ahnung, was zu tun war, falls wir versacken sollten. Wir hatten nichts dabei, kein Blech, keinen Spaten, einfach nichts, außer einem Paar Arbeitshandschuhe. "Fetigmachen", weckte ich Michl, und begann, die Schlafsäcke wegzupacken. Innerhalb weniger Minuten war alles soweit gepackt, dann kontrollierte ich die Flüssigkeiten. Wasser mußte nachgefüllt werden. Aber nicht viel. Auf den Monsieur mußte selbstverständlich gewartet werden. Ich spazierte in einiger Entfernung vom Auto und genoß die Stille. In einiger Entfernung hüpfte ein kleiner Vogel quietschvergnügt über den Salzsee und pfiff eine schöne Melodie, als gäbe es keine Sorgen auf der Welt. Ich beobachtete ihn bei seinem sinnnlosen Tun. Als er wegflog, ging ich zum Auto zurück - wir mußten auch los. Wieder blieb die Vorglühleuchte aus. Der Startvorgang dauerte etwa eine Minute. Dan sprang der Motor an und blies eine satte schwarze Wolke aus, die sich im Zeitlupentempo über den See bewegte. Ich ließ den Motor eine Weile warmlaufen bevor es losging. Nicht, daß ihm bei der ersten Sandpassage einfällt, daß er absterben muß, weil er noch kalt ist.

Und was ich mir aus Mauretanien gemerkt habe: Nicht in den alten Spuren fahren!

Also fuhr ich versetzt bis zu dem neuen Straßendamm. kurz davor verschwanden die Spuren und ich fand den Einstieg erst aufs zweite mal. Alles gar nicht dramatisch, nur etwas zeitraubend, wenn man ständig auf und ab fährt und die Bodenoberfläche nach irgendeiner passierbaren Stelle abscannt. Um zehn Uhr waren wir wieder auf der Straße und fuhren mit Volldampf in Richtung Osten, auf Bam zu. Die Temperatur ist um diese Tageszeit immer noch relativ angenehm. Erst am frühen Nachmittag wird es richtig heiß. Mit dem Verkehr auf Überlandstraßen verhält es sich genau umgekehrt. In den kühlen Morgen- und Abendstunden ist viel Verkehr, wenn es unerträglich heiß ist, fährt es sich am besten.

Wir kamen um 12:15 Uhr (275.220) in Yasd an. Die größte Mittagshitze wollte ich hier im Schatten verbringen und erst so gegen Drei weiterfahren. Ich stellte das Auto ab vor einem Juwelier. Ihn fragte ich auch gleich, wo man hier Geld wechseln kann. Er schickte mich zu "Amin Exchange, gleich da vorn"... Wir gingen hin. Die Wechselstube war leer. Erst als wir eine Weile vor dem Tresen standen, kam ein älterer Herr durch die Eingangstür, der sich als Besitzer vorstellte. Euro wollte er allerdings nicht wechseln. Nur Dollar. Ich hatte zwar noch meine Eiserne Reserve, aber die war nur für den Notfall. Und angesichts der Tatsache, daß das Geld, das wir noch hatten, umgerechnet sieben Euro, für über 400 Liter Diesel, also für über 4.000 km reichte, konnte von einem Notfall keine Rede sein. Die 25 Dollar blieben also im Geldbeutel und wir suchten nach der nächsten Wechselstube. Wir fragten hier und da nach, nebenbei erstand ich noch ein Stativ für die Kamera für 2,50 €. Wir wurden vom Verkäufer daran erinnert, daß morgen Freitag war - das heißt soviel wie Sonntag. Und heute folglich sowas wie Samstag, wo die Läden bald alle zumachen. Fraglich, ob sie am Abend wieder aufzumachen gedachten. Soweit reichte mein Zeichensprachen-Vokabular nicht. Daß hier aber auch keiner Englisch spricht. Und selbst die, die Englisch zu sprechen glauben, kriegen keinen anständigen Satz hin. Nicht einmal bei frommen Sprüchen:

Nonsens
Ist nicht die Zeit schon gekommen für diejenigen, die glauben,
daß ihr Herz demütig sein sollte für das
Andenken an Allah und das, was er beschloß.

Jemand mußte gefunden werden, der Geld wechselte. Ich ging in fast jedes Geschäft und fragte nach, ob sie wechseln könnten. Sie verwiesen immer wieder auf diesen Amin. Selbst bei der Post ging nichts. Wir nahmen allerdings ein paar Briefmarken mit. Bis zu der Moschee gingen wir, dann kehrten wir um. Es sah nicht so aus, als kämen danach noch Geschäfte. Als wir die Straße, auf der wir gekommen waren, wieder zurückliefen, hatten nur noch ganz wenige Geschäfte auf. Ein Mensch sprach Michl auf Englisch an. Mich sah er gar nicht, ich stand nur dahinter und hörte mir den Dialog eine Weile an. Michl schafft es schon auf Deutsch nicht, einen vollständigen Satz zu fabrizieren, geschweige denn auf Englisch. Da meint natürlich jeder erst, daß er kein Englisch kann. In Wirklichkeit kann er wohl Englisch in ausreichendem Maße. Er kann nur nicht sprechen, das ist alles. Bloß wie erkläre ich das einem Perser, der zwar sprechen kann, aber nur fünf Wörter davon in Englisch. Ich wartete auf eine passende Vorlage im Gespräch. "Warum sprichst Du kein Englisch?", fragte er Michl, "es ist doch so eine einfache Sprache..."

"...er spricht auch kein Deutsch, der kann nicht reden, nur stammeln. Und zu Deiner Information: Englisch ist keine Sprache, nur ein internationaler Code zur Erleichterung der Kommunnikation - der sich im Iran allerdings noch nicht durchgesetzt hat. So, jetzt aber zum Wechseln." "Wir können ja bei den Banken nachfragen, irgendeine wird schon wechseln", meinte Michl. "Vergiß es, ich stell mich bei keiner Bank an. Du kannst Dich anstellen, ich wart beim Auto." Er ging los zur Bank, ich wieder zu dem Juwelier. Er malte mir den Weg zu einer anderen Wechselstube auf. Ich steckte den Zettel ein, ging in einen Saftladen. Der Verkäufer hatte eine seltsam hohe Stimme. Wahrscheinlich war er früher Haremswächter. Da Harems immer seltener werden, weil sie in heutig Zeiten so nach und nach durch Fuhrparks ersetzt werden, mußte er sich nun einen Job als Saftverkäufer suchen. Ein Liter Orangen-Karotten-Saft war schnell ausgetrunken und mein Magen schrie nach einer Verdauungsspazierfahrt. Dabei nahm ich gleich noch die Gelegenheit wahr, das Plakat am Ortseingang zu photographieren.

Ein Gotteskrieger, der ein Schnellfeuergewehr in die Höhe stemmt.
Ein Hisbollah-Plakat am Ortseingang Yasd.

Ich dachte erst, es handelt sich um irgendeinen Eiertoller, aber beim Betrachten des Bildes auf der Kamera stellte ich fest, daß es sich um Nasralla handelt. Kann auch jemand ganz anders sein, die sehen doch alle gleich aus: Bart und Kutte, Gewehr, wie Arafat in seinen flotten Jahren und irgendwas Albernes auf dem Kopf. Jedenfalls war es ein Libanese, denn im Hintergrund weht die Fahne der Hisbollah. Das Logo kannte ich nun. Es war ja auch auf dem Poster, das ich beim Zoll geschenkt bekam.

Gefahren wurde sinnlos auf und ab - kostet ja nichts - bis ich am Straßenrand Michl erblickte. Er stieg ein und lotste mich zum Zarathustra-Denkmal, das er unbedingt sehen wollte. Genau gegenüber wäre eine Wechselstube gewesen. Das hatte sich nun aber erledigt, denn die Bank hatte gewechselt. Der ursprüngliche Plan sah vor, einen Fünfziger zu wechseln. Da aber nur ein 100er übrig war, sollte Michl versuchen, bei der Bank erst zwei Fünfziger zu bekommen, um nur einen davon zu wechseln. Das klappte natürlich nicht, aber Michl fand nach dem Wechseln zwei Zwanziger und einen Zehner im Rucksack. Jeder Fünfjährige schafft es, sein Zeug halbwegs in Ordnung zu halten, aber Rainman kriegt es einfach nicht hin. Das Zarathustra-Denkmal hatte geschlossen. Wir kletterten auf die Mauer und sahen es uns von Weitem an, machten das eine oder andere Bild und sahen zu, daß wir weiterkamen.

Es war nun drei Uhr und wir fuhren weiter in Richtung Bam. Wieder hatten wir mehr als eine Gelegenheit, uns über die Fahrweise der Perser zu amüsieren. Bei den meisten Aktionen fehlt einfach das Hirn. Es ist nicht, wie man glauben sollte, daß sie manchmal ein riskantes Manöver vollführen, um ein Auto weiter vorne zu sein. Ein solches Manöver hat ja einen Sinn: Man will sich vorarbeiten. Auch wenn das Risiko manchmal zu groß, der Nutzen seh klein ist, aber eine Sinnhaftigkeit ist immerhin vorhanden. Von solchen Manövern rede ich nicht. Die meisten sind einfach komplett sinnentleert. Total, vollkommen unsinnig. Es gibt keinen Grund, auf der Linie zu fahren, es gibt keinen Grund, auf dem Kiesstreifen zu überholen, wenn zwei Fahrbahnen zur Verfügung stehen und von hinten keiner kommt (um das zu erkennen, müßte man allerdings wissen, wozu die Spiegel da sind) zumal man auf dem Kies langsamer wird und das Überholmanöver abbrechen muß. Bei jeder zweiten Aktion fragte ich mich: Warum? Warum fährt der auf der gestrichelten Lienie? Warum fährt der auf dem Streifen, der die Fahrbahn vom Standstreifen abtrennt? Warum fährt der auf der Gegenfahrbahn? Warum wartet der mit dem Überholen bis einer entgegenkommt? Man kann es natürlich aufgeben, zu fragen. Antworten gibt es sowieso nicht. Ich muß mal einen Taxifahrer erwischen, der Englisch spricht und ihn dann mal fragen, warum er so fährt, wie er fährt. Die Chancen, einen zu erwischen, der mit eingeschaltetem Hirn fährt sind verschwindend gering. Klar behielt ich die Kamera im Anschlag - der Akku wurde ja bei jedem Hotel-Aufenthalt frisch geladen. Ich machte einige Schnappschüsse. Hier einer davon:

Hier ein LKW, der zu seiner Linken und zu seiner Rechten jeweils einen dunkelweißen Paykan in Richtung Straßengraben abdrängt.

Zwischen den einzelnen Abschnitten nahm der Verkehr manchmal ab und ich konnte mich meinem Lieblingssport hingeben: Steine von der Fahrbahn räumen. Das geht ganz gut bei rundlichen Steinen, wenn man den Stein nur an einer Seite anschneidet. Je nachdem, wie man ihn erwischt, springt er seitlich weg in Richtung Graben. Wenn die Konstellation günstig ist, kann man damit auch gegnerische Fahrzeuge beschießen. Leider sind Leute, die einen Aufregen meist in Deutschland. Nicht einmal einem perser würde es einfallen, sinnlos neben jemandem herzufahren. Viel zu groß das Risiko gerammt zu werden. Nein, sowas machen nur Deutsche. Die fahren neben einem her, damit der hintere nicht überholen kann. Schließlich ist ja hier 80... Nur liegen in Deutschland keine Steine auf der Fahrbahn. Da hat man Warndreieck und -weste. Jedenfalls nahm ich auch manchmal Steine ins Visier, die auf dem Standstreifen lagen.

Eigentlich sollte man es meiden, so nahe am Fahrbanrand zu fahren. Das sollte ich eigentlich wissen, denn diese idiotischen Spielchen haben mich schon mal einen neuen Motor gekostet und waren mit jeder Menge Ärger verbunden. Als das Auto bei jeder noch so leichten Lenkbewegung zu sehr schlingerte, kam mir der Verdacht, daß mit einem der Reifen etwas nicht stimmte. Ich hielt an und ging zielsicher zum hinteren linken Reifen. Wenn es vom Rechtsfahren kam, dann kann es kein anderer Reifen sein. Und jede Wette, daß da ein Nagel drin ist. Der zischte, als verlöre er Luft. "Na, bravo..." Er war noch nicht ganz platt. Ich riß den Werkzeugkasten auf und suchte den Wagenheber aus dem Kofferraum. Ich wollte den Karren hochbocken, bevor der Reifen ganz platt war. "Michl, hol nen Stein zum unterlegen." Er rannte los. Rennen ist übertrieben. Ein Neunzigjähriger mit Krücken hätte ihn mühelos überholt, aber immerhin zeigte er Einsatz. Er kam zurück mit einem faustgoßen Stein. Schüttelte den Kopf, verzichtete darauf, ihm den mitgebrachten Stein gegen die Rübe zu knallen und ging selbst los. "Das hier, das ist ein Stein." "Ja, weiß ich doch nicht, für was Du den Stein brauchst." "Den näh ich statt des Ersatzrads an's Auto. Idiot."

Beim stufenweisen Hockbocken des Autos.

Hätt ich bloß den großen Wagenheber mitgenommen... Oder wenigstens den originalen. Davon habe ich zwei in L.A. im Kofferraum. Hier keinen. Als das Aufbocken erledigt war, zog ich mit der Zange einen stattlichen Nagel aus der Lauffläche. "Das habe die Jungs bestimmt wieder ganz groß gemacht..." "Welche Jungs?" "In dem Fall wir. Mein Gott", wie man nur so langsam sein kann. Neulich, als ich Almut zum Kofferraum schickte mit der Anweisung, einen Mongo-Saft auf dem Sortiment zu suchen, hat er ernsthaft fünf Minuten lang gerätselt und dann gesagt: "Mongo hab ich als Bezeichnung für Fruchtsaft noch nie gehört. Kann mich zumindest nicht erinnern. Klingt aber vertraut." Man sollte ihm jedes Mal einen Prügel über den Schädel ziehen. Das ist das einzige, was hilft. Ihn vielleicht nicht, aber einem selber durchaus...

Nur eine halbe Stunde, um zehn vor sechs konnten wir schon weiter. Mit einem normalen Wagenheber wäre es noch schneller gegangen. Nun hatten wir nur noch ein Reserverad. Beim Tanken, eine halbe Stunde später, lief mir beim befüllen der Kanister die ganze Suppe über die Scheibe. Und natürlich hatte auch diese Tankstelle, wie alle iranischen Tankstellen, kein Saubermacherle. Auch keinen Kompressor, mit dem man den Reifendruck hätte kontrollieren können. Da sind sogar die amerikanischen Tankstellen weiterentwickelt, und die zählen im Schnitt schon zu den primitivsten der Welt. Ich wischte soviel Diesel weg, wie das Küchenpapier aufnehmen konnte, zahlte die Rechnung und fuhr dann weiter. Im Innenspiegel sah man nur wirre Lichtspiele. "Außenspiegel weiter rein", verstellte ich die außenspiegel entsprechend. Beim LKW immer so, daß man das Ende der Bordwand sieht, beim PKW so, daß der Innenspiegel da einsetzt, wo die Außenspiegel nicht hinreichen. So habe ich mir das ausgedacht, um die Spiegel optimal zu nutzen.

Vor Kerman gerieten wir in die erste Polizeikontrolle auf einer Überlangstraße. Bisher hatte ich im Iran auch noch keine Polizeikontrollen beobachtet. Nur am Straßenrand geparkten Benze in weiß-blau, oder, wenn sie besonders geschmacklos sein wollten, weiß mit grünem Streifen, was bei normalen Menschen Brechreiz und Übelkeit zur Folge hat - rein reflexmäßig, denn die Polizisten sind hier wohl sehr nett. Jedenfalls hatte ich an der Kontrolle nichts auszusetzen. Sie fragten nur nach dem Woher und Wohin, dann nach der Nationalität. Ich war ganz stolz auf mich, weil ich scheinbar immer die richtigen Antworten lieferte. Mangels Sprachkenntnissen, las ich das aus der Gestik heraus. Die letzte Frage, die ich beantworten konnte, war die, ob ich Persisch verstand. Danach ging nichts mehr. Nur noch Schulterzucken. Bei einer Ansammlung von Läden hielten wir. Der eine hatte Burger, der andere war ein Lebensmittelladen. Michl bestellte die Burger, ich stockte das Saft-Arsenal wieder auf.

Gerade wollten wir die Burger essen, da kam ein junger Perser und sprach uns auf Englisch an, stellte sich mit Massud vor und fragte, ob wir Kerman schon besichtigt hätten. "Nö. Gerade erst angekommen. Und wir sind auf dem Weg nach Bam." Er bot sich als Touristenführer an. In Brasilien ein klarer Fall: Man fährt ihm hinterher, er lockt und in eine abgelegene Gegend, wo seine Kumpels warten, um ein paar Touris auszunehmen. Aber wir waren im Iran, hier gibt es keine Kriminalität. Wir folgten ihm und sahen uns Kerman an. Zuletzt besuchten wir das Grabmal, in dem ein Arzt zur letzten Ruhe gebettet liegt, und das ganz unscheinbar an einer Nebenstraße auf einem Hügel steht.

Ein Grabmal in Kerman.

Als wir nach Kerman fuhren, waren wir auf gut Glück immer in Richtung Bam gefahren. Massud hatte uns den Weg schließlich erklärt. Wir schauten dennoch nach Schildern. Das einzige, was ausgeschildert war, war der "Vegetables and Friut Market". Das aber auch gleich in Persisch und Englisch. Muß zwar furchtbar interessant sein, aber wir hielten nicht an. "Ihr dämliches Gemüse schildern sie aus, alles, was wichtig ist, muß man erraten..."

Wir vertrauten jedenfalls auf Massud. Nach vielen Kilometern war schließlich ein Schild, auf dem Bam ausgeschildert war zu sehen. Etwas mehr als eine Stunde fuhren wir noch, dann verließen wir die Straße zwischen Mahan und Bam und fuhren eine Piste entlang. Sie war etwas seltsam. Ein kleines Stück war gepflastert. Mitten in der Wüste. Ein anderes Stück führte durch eine kleine künstliche Schlucht. Ich bog von der Piste rechts ab und fuhr einen leichten Hügel hinan, in der Hoffnung, diese sinnlos in die Landschft gesetzten Bauvorhaben hinter uns zu lassen. Die Piste wurde Enger und führte zu einer größeren Trasse, die auf einem Damm errichtet war. Mit etwas Bautätigkeit wären wir sicher auf die Trasse gekommen. Wozu, aber? Da würden wir nur während der Nacht mit Durchgangsverkehr Bekanntschaft machen. Lieber neben der Trasse Pennen. Da war auch ein kleines Feld, das nicht sehr dicht bewachsen war, das sich geradezu als Nachtplatz anbot. Das Ausrichten dauerte auch hier etwas, weil sich das Auto schneller drehte, als der Kompaß.
"Wie hoch sind wir?" Michl sah in der Karte nach. "Mindestens 2000", sagte er nach einer Zeitspanne, die mir wie Stunden vorkam. Ich schaltete den Motor ab. "Rundhorchen", sagte ich. Dann, nach einer Weile: "'Rundhorchen' heißt, daß im Innenraum absolute stille herrscht. Schaffst Du das, oder soll ich nachhelfen?" "Ah, ich hab nur die..." "Das ist mir scheißegal. Halt's Maul und sei still!!!" Nun herrschte Ruhe. Außer der Straße, die leise zu uns herübertönte, hörte man nichts. "Weitermachen", sofort setzte das Rascheln wieder ein. Ich baute das Nachtlager auf. Es war schon empfindlich kalt. Bevor ich mich hinlegte, warf ich den motor wieder an. Keinen Bock das Risiko einzugehen, morgen die Batterie leerzuorgeln. Michl störte der Motor nicht, mich wiegt die Melodie in goldene Träume. "Zum Glück ist nicht Gabi Z. L. dabei. Sonst wäre morgen schieben angesagt", bemerkte ich, als ich mir im Schlafsack eine Kippe ansteckte. "Wieso?", fragte Michl. "Weil es in Deutschland verboten ist, den Motor laufen zu lassen." "Wir sind doch zum Glück nicht in Deutschland." "Das waren wir in Peru auch nicht." "Hä?" "Paßt schon. Gut' Nacht..."


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