Wir fuhren weiter bis Tan-Tan und auch noch ein Stückchen nach Tan-Tan Plage, aber man merkte sehr bald, daß das nahegelegene Industrieviertel für die Nase noch viel unangenehmer war als für die Augen. Dort wurde Fisch verarbeitet. Also drehten wir schleunigst wieder um in Richtung Tan-Tan und verschwanden von der Straße, indem wir etwa 5 km vor der Tankstelle, an der wir morgen zu tanken gedachten auf eine kleine Piste abbogen, die zu einer Art Schule - oder was auch immer dieses Gebäude darstellen sollte - führte und blieben auf halbem Wege zwischen der Straße und dem Gebäude stehen. Beide waren etwa 800m von uns entfernt. Der Wind war stark, aber das störte nicht weiter, denn er wehte in Richtung Industriegebiet und das war nur gut. Es war schon zwei Uhr Nachts, ausschlafen war nicht mehr drin. Aber gepennt wird so lange wie möglich.
Zwischen Tan-Tan und Dakhla. Im Hintergrund ein Schiffswrack. |
In der Nacht sprühregnete es fast durchgehend. Ich trotzte dem und blieb dennoch auf dem Dach liegen. Wir waren in der Wüste, der Schlafsack mußte von selbst trocknen. Wenn nicht hier, dann spätestens in ein paar Tagen. Und so naß wurde er nicht, als daß er kalt wurde. Das Wasser blieb an der Oberfläche.
Am nächsten morgen wurde als Erstes getankt. Aus dem Plan, nun langsam die Wasserkanister aufzufüllen wurde leider nichts, da es an der Tankstelle kein Wasser gab. Im Reiseführer steht, daß in Tan-Tan die ersten Tankstellen mit subventionierten Diesel stünden. Wir tankten auf und stellten hinterher fest, daß das wohl ein Gerücht gewesen sein muß, da wir den normalen Preis blechten. Das bedeutete, daß wir schon wieder Geld wechseln mußten.
Kurzer Photostopp. Blick aufs weite Meer hinaus. |
Erst etwa 70 km später war der Diesel angenehm billig. Den Tag verbrachten wir im Auto, es wurde gefahren von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang, ab und zu pausiert. Die Straße ist gut, gerade, hat wenig Verkehr und verläuft manchmal nahe an den Klippen entlang, wo man gut eine Mittagspause einlegen könnte. Taten wir aber nicht, wir waren schließlich nicht in der Arbeit sondern im Urlaub. So tuckerten wir gemütlich mit 90, 100 vor uns hin. Hier in Marokko fehlt zwar ein bißchen dieses Endlose, wie in Libyen, hat aber auch was, wenn man links nur die Geröll- und rechts die Wasserwüste sieht. Umgekehrt wäre es allerdings ein grauenhafter Anblick, hieße es doch, daß es wieder nordwärts geht.
In La'ayoune wechselten wir weitere 200FF. Im Reiseführer steht zu lesen, daß in La'ayoune ein Denkmal für einen französischen Flieger in Form eines Flugzeugs stehen soll. Wo wir schon einmal hier waren, wollten wir uns das doch glatt einmal ansehen. Wer weiß, wann es uns wieder hierher verschlägt? Wir fuhren durch die Gegend und hielten ausschau danach. Nichts. An einer Kaserne stand ein Wachposten, vermutlich Marine. Ihn fragten wir nach "dem Flugzeug" und der Typ, völlig verstört, fragte uns, was wir hier suchten, es gäbe hier keinen Flughafen. Das war nicht ganz, was wir suchten. Er gab schließlich auf und meinte, wir sollen bei der Polizei nachfragen. "Was der sich wohl jetzt denkt?" Wir zogen es vor, selbst danach zu suchen und fanden es dann auch. Was sich hier Monument schimpft ist ein klitzekleines Flugzeugchen aus Pappmaschee im hintersen Eck des Dorfs versteckt - OK, sie haben's wenigstens versucht...
Das monumentale Denkmal für St. Exupery, wenn ich recht erinnere... |
141 km vor Dakhla beendeten wir den Tag, weil hier doch eine recht schöne Gegend war. Wir fuhren hinter einen Hügel, der von der Straße aus betrachtet ein perfekter Sichtschutz zu sein schien. Der Boden war nicht sehr fest und öfter drohte die Karre einzusanden, was ich aber mit der unfeinen Art (Vollgas und Geschwindigkeit mit der Kupplung regulieren) zu verhindern wußte. Während die anderen zu Fuß erst voraus-, dann hinterhergingen schaukelten der Daimler und ich uns hinter den Hügel. Auf einem festen Stück blieb ich stehen und stellte das Auto als Windschutz auf. Der Wind blies noch stärker als am Abend zuvor, war auch sandhaltiger und es war empfindlich kalt. Der Hügel war leider doch kein so guter Sichtschutz. Das sieht wohl nur so aus, wenn man auf der Straße fährt. Man bekommt den Eindruck, als könne man nicht hinter den Hügel sehen, da man dahinter keinen Anhaltspunkt hat, doch der Schein trügt, denn wenn man hinter dem Hügel steht, dann kann man die Straße in ihrer ganzen länge einsehen, nur nicht das Stück, das genau hinter dem Hügel liegt und das ist auch das kleine Stück, von dem aus man nicht gesehen wird, aber was soll's.
"Was braucht der Mensch noch mehr zum Glücklichsein..?" |
Die Nacht ist in diesen Breiten dunkel. Heute hatte ich keinen Bock auf Bleche, denn der Boden war angenehm steinarm. Ich versetzte die Dieselkanister, die aus Gründen der Gewichtsverteilung vorne waren nach hinten. Es erschien mir klüger, die nun bearbeiteten hinteren Federn zu belasten, statt der vorderen. Währenddessen zauberten Almut und Joe aus der Bordküche Maisnudeln hervor. Köstlich. Almut schaffte es zwar, das Band zu verbrennen, das das Gochgeschirr beisammenhält, aber ich habe sie ja nicht als Köchin mitgenommen. Blöd nur, daß jetzt alles einzeln durch die Gegend poltert.
Igl hätte nicht Umkehren sollen, der Spaß fing hier erst an. Den Tank voller subventioniertem Diesel, wrmes Essen frei Haus, Tee, anschließend eine Marlboro, ein treues Auto, Milliarden von Sternen, die Stille der Sahara, nur gebrochen durch den Wind und durch das leise Klingen der alten Schlager aus Marlene Dietrichs Zeiten. Was will man mehr? - ein kleines Vermögen, das 3.000 DM im Monat an Zinsen abwirft, vielleicht... Dann könnte man so ein Leben in den nächten Jahren so weiterführen und das wäre genau mein Traumberuf - man braucht dazu nicht mal das Abi.
Sonnenuntergang in der Westsahara. |
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