Bevor es weiterging, transplantierte ich den Reifen von vorne links nach hinten links, da der vordere an der Innenseite schon gut abgefahren war. Das Fahrwerk muß wohl was abgekriegt haben. Kein Wunder bei diesen Unstraßen, wobei ich bemerken muß, daß die Straßen in Mali, obwohl es das ärmere Land ist noch lange nicht so schlecht waren, wie im Senegal.
Land unter... |
Außerdem baute ich die Rückbank aus, um nach dem Stoßdämpfer hinten rechts zu sehen. Der aber ließ sich nicht reparieren. Andernfalls hätten wir es wohl noch einmal angepackt.
Und so hieß es wieder einmal: "Vorwärts, Kameraden, wir müssen zurück." 39 km Piste bis Gao und dann mal langsam in Richtung Burkina Faso bewegen, vielleicht noch auf dem Weg ein wenig was anschauen, denn die Gegend war wirklich schön.
Wir nahmen wieder die Fähre vom Vortag, natürlich zahlten wir wieder den höchsten Tarif von 5.000 CFA, weil Feiertag war. Dann kam noch so eine Krücke daher und wollte eine Cigarette schnorren. "Hab keine". Er nervte weiter und ich zeigte ihm nacheinander meine leeren Schachteln. In der Marlboroschachtel, die ich leer glaubte, war doch noch eine drin und eh ich begriff, was er da macht, war er schon mit der Cigarette weg. Nicht mal Danke, dafür, daß er meine letzte Marlboro mitnimmt. Ich ärgerte mich über meine eigene Blödheit. Wieso hab ich ihn überhaupt wahrgenommen, wieso mußte ich auch darauf eingehen?
Wir fuhren auf der selben Strecke zurück auf der wir gekommen waren. Wir passierten wieder die überschwemmte Stelle, die normalerweise trocken ist, wegen der Regenzeit aber einem See glich. Das Wasser ist ein wenig zurückgegangen. Der Tag wurde im Auto verbracht, denn es gibt keinen Platz, an dem es gemütlicher sein könnte. Da ich auf dem Hinweg wußte, daß wir auf dem selben Weg zurückfahren würden, verzichtete ich darauf, Bilder auf der Hinfahrt zu machen. Das rächte sich jetzt, denn heute lag die ganze Gegend im Nebel. Sorry.
Kurzer Halt. Limonade war aus, es mußte neues Wasser gefiltert werden. Übrigens original deutsches Leitungswasser mit einer extraportion Rost, kein Wunder, denn auf den Kanistern steht USMC. Sind wohl als Einwegkanister gedacht... |
Hier auf dieser Strecke kam mir eine Idee. Ich fragte mal die Almut darüber aus, was die Amerikaner denn sonst so machen, außer sich Wichtig und ließ mir ein wenig erzählen. Sie war dieses Jahr über 10.000 km durch die USA gefahren. Ist immer ein Land gewesen, gegen das ich eine sehr große Aversion habe. Will nichts von ihnen wissen, als ihre Städte zu Schutt zerschmissen. Das Land der Generalverbrecher, die nie vor ein Gericht gestellt werden, das Land, in dem die Leute sitzen, die zivile Ziele in aller Welt angreifen und gleichzeitig laut was von Gott und Freiheit und Demokratie und all dem Schwachsinn erzählen und - das ist eigentlich das Schlimme - überall Glauben finden Der Sieger fand Glauben und log immer frecher, jetzt sind sie die Engel und wir die Verbrecher...
Nun aber gefiel mir plötzlich der Gedanke, dieses Land kennenzulernen. Ich weiß nicht warum, keine Ahnung, wo die Verbindung Mali - USA herkommt. Hört sich aber nicht unmöglich an. Elfenbeinküste - Südamerika - USA.
Solche Schnapsideen kommen einem immer auf Achse. Da schmeckt man die Freiheit und wird sofort ganz besoffen davon, wenn man nicht aufpaßt. Wie damals in Norwegen, wo ich mir vornahm, im Jahr darauf in die Sahara zu fahren - war damals auch eine Schnapsidee. Jetzt liegt das bereits drei Jahre zurück, wir haben 20.000 km in Saharaländern zurückgelegt und es erscheint alles nachvollziehbar und logisch. Warum sollte das nicht mit den USA klappen? Bei allen Reisen gab es nur eine Sache, die die jeweilige Reise unmöglich macht: Geld - das Wichtigste und gleichzeitig die einzige Unbekannte. Bei den meisten Leuten ist es umgekehrt, sie haben Geld aber keine Zeit. Mit den beiden Faktoren 'Zeit und Geld' ist es so eine Sache. Es ist sehr selten, daß man beides hat.beides braucht man aber, um so zu Reisen, also muß ich zusehen, daß
irgendwo Geld herkommt.
Tiefflugprüfung nicht bestanden... |
Um 18:00 Uhr, etwa 160 km vor Sevare ging der Motor einfach aus. Ich rollte von der Straße in die ebene und sah mal nach, was das jetzt schon wieder sollte. Erstmal die Kraftstoffzufuhr überprüfen, was anderes kanns ja nicht sein. Und - tatsächlich - die Leitungen waren leer. Hmm... Filter? Keine Ahnung. Ich wechselte beide sicherheitshalber mal und begann zu pumpen.
Es tat sich aber nichts. Ich blies in die Treibstoffleitung, aber im Tank blubberte es nicht, also war der Tank leer, ganz logisch. 41 Liter getankt, 430 km gefahren, doch wo sind die übrigen 39 Liter abgeblieben? Warum passen nur 40 Liter in den Tank? Dieses Rätsel blieb vorerst ungelöst. Wir tankten aus den Kanistern nach und fuhren weiter, nachdem Almut von ihrer Bergtour zurück war. Einigen Zuschauern gaben wir noch Brot. Wir hatten uns für die Wüste eingerichtet und jetzt zuviel davon. Bevor es hart und trocken wurde, mußte es verteilt werden; wäre ein Verbrechen, Brot hier wegzuwerfen, wo andere am Hungertuch nagen.
Als kleine Entschädigung für das mißlungene Unternehmen 'Timbuktu' wollten wir uns ein Wenig
im Dogonland umsehen. Wir fuhren auf eine kleine Piste nach Süden und blieben um 22:15 Uhr
(km 11.023) etwa 60 km vor Bandiagara nahe einer Antenne stehen und schlugen unser Lager auf
wie üblich, statt dem Zelt wurde nur die Wäscheleine vom Dachgep¨ckträger zum nächsten Baum
gespannt und das Moskitonetz daran aufgehängt.
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