Afrika 2000
Zweite Etappe
Samstag, den 23. September

Natürlich hatten wir auch hier beim Frühstück Zuschauer. Sie nerven nicht, nur ist es uns nach wie vor ein Rätsel, wie sich jemand so benehmen kann. Sie gehen, mit Wannen auf dem Kopf oder fahren mit dem Fahrad vorbei. Keine Ahnung woher und wohin, jedenfalls nicht in die Arbeit. Wenn sie uns erblicken, dann bleiben sie in etwa 10, 20 m Abstand stehen und schauen uns zu, egal was wir machen, und wenn wir nur daliegen und schlafen. Ein kurzer Blick und weiter, OK, normal, aber die bleiben oft stundenlang stehen, schnorren nichts, sagen nicht, sondern schauen nur, als ob anstatt eines Autos mit drei Tubabs ein Fernseher mit einem unglaublich spannenden Programm dastünde. Und das nicht nur hier sondern praktisch überall. Ich würde gerne wissen, was sie dazu veranlaßt und stelle mir den umgekehrten Fall vor, wie ich da an einem schönen Sontagnachmittag spazieren fahre und in der Nähe meines Hauses würden drei Neger gerade unter einem Sonnenschutz aus Palmwedeln liegen und schlafen. Dann würde ich das sehen, mich vielleicht fragen, was diese Leute dazu veranlaßt haben könnte, das schöne Afrika zu verlassen um in diesem ungemütlich hektischen Mitteleuropa auf dem Boden zu schlafen, mich wundern, daß nicht längst die freundliche bayerische Polizei da war, um im Interesse unserer aller, also auch meiner Sicherheit diese unmittelbare Gefahr für Leib und Leben, die von drei im Freien Schlafenden nun mal unbestritten ausgeht, zu beseitigen, aber nie im Leben würde es mir einfallen, auf 10 Meter hinzufahren und stundenlang die Leute anzustieren, weil ich mir nun mal was unterhaltsameres vorstellen kann. Nicht, daß es mich stören würde, Blicke tun meistens nicht sehr weh, aber wie grausam langweilig muß das Leben eines solchen Menschen sein, der uns drei Tubabs für etwas so besonderes hält, daß er nicht die Blicke von uns wenden kann, ohne das Gefühl, etwas zu verpassen. Dabei machen die Leute in Westafrika weiß Gott keinen unglücklichen Eindruck. Kaum einer, der nicht fröhlich, immer lächelnd und bestens gelaunt in den Tag hineinlebt, daß man meinen könnte, sie hätten gerade im Lotto gewonnen. Daß das nicht der Fall ist, weiß man zwar spätestens, wenn sie "Kadoh!!" schreien, aber gut. Wenn ich mir dagegen die Menschen in unseren hochentwickelten Industrienationen ansehe, mit dem Großteil der Afrikaner verglichen Menschen, die in unermeßlichem materiellen Reichtum leben, aber mit einem Geschau und einem Gejammer, als wären sie es, die am Hungertuch nagen, dann bin ich fast versucht zu sagen, Geld würde unglücklich machen. Ich hörte mal, Norwegen, ein sehr sehr reiches und schönes Land, hätte die höchste Selbstmordrate. Ich kanns mir nicht erklären. Nicht, daß ich mir anmaßen möchte, zu beurteilen, welches Leben schön ist und welches nicht, geschweige denn, zu behaupten, ein schönes Leben sei bedingungslos am Geld festzunageln. Ich, als ein für afrikanische Verhältnisse reicher Mensch, der es sich leisten kann in einem unerschwinglichen Mercedes von Land zu Land zu ziehen, kurz was anzusehen, weiterzufahren, genieße damit allein schon Privilegien, die sich nicht ein verschwindender Bruchteil dieser Menschen jemals auch nur im Traum wird leisten können; und doch würde mir ein Savannenbewohner wahrscheinlich sagen, daß nicht er derjenige ist, der Angst haben muß, bestohlen zu werden, nicht er, der aufs Geld schauen muß, nicht er, der nur noch einige Wochen zu leben hat, wenn alles was er hat plötzlich weg ist, denn er hat sowieso nichts, and if you have nothing, you also have nothing to loose. Er hat nichts, also braucht er sich auch um nichts zu sorgen, und wer keine Sorgen hat, der lebt zufrieden, das ist der kindliche Schluß, den ich aus verschiedenen Beobachtungen ziehe, muß nicht stimmen.
Dorf
Ein Buschdorf in Mali.

Zurück zum Tagesgeschehen. Ich dachte, ich hätte des Rätsels Lösung gefunden, warum der Tank nur 40 Liter faßt. Die Entlüftung. Welch grandiose Leistung deutscher Automobilbaukunst, die Tankentlüftung an einem Geländewagen am Fahrzeugboden anzubringen. Ich reinigte den Entlüftungsausgang und blies in den Tank, anschließend bat ich Joe, den Tankdeckel zu öffnen, weil mir eingefallen war, daß es besser wäre, wenn der Tankdeckel nicht noch zusätzlich zu dem Dreck in der Leitung Widerstand produziert. Joe ging hin und dann hörte ich es nur noch schwappen. Er bekam eine volle Ladung Diesel über Ärmel und Hose. Kein Wort, kein Geschrei, kein Fluchen, sondern nur ein trockenes: "Da kommt Diesel raus.", ganz so, wie ich es auch sagen würde, wenn mich einer beiläufig danach fragen würde, was wohl passiert, wenn man den Abzug an einem Dieselzapfhahn betätigt.
Nun sollte das Problem gelöst sein, die Entlüftung arbeitete wieder und unsere volle Reichweite war wieder hergestellt. So ging es dann um Zehn weiter über eine sehr gute Piste bis Bandiagara. Am Ortseingang mußten wir eine Touristentax entrichten. 1.000 CFA pro Person und 100 CFA für das Auto. Zwar alles mit Quittung usw., doch so läuft das Geschäft mit den Touristen nicht, aber das werden die nie kapieren. Ich stellte fest, daß kurz vor uns deutsche Touristen hier waren und auch noch da sein mußten, denn man mußte sich in einem Buch eintragen, welch ein Schwachsinn! Wir fragten, wo sie zu finden wären - "Im Dorf". Nachdem ich mich zum Auto vorkämpfte indem ich erklärte, daß ich es ihnen sagen werden, wenn ich was kaufen oder eine Führung will, fuhren in das Dorf, konnten aber den Grund für die Touristentax nicht erkennen. Hier war nichts, aber auch gar nichts anders als anderswo, nur, daß die Straßen fehlten. Ansonsten nur viereckige Bunker mit herumlungernden Leuten davor, jeder schrie, wenn er uns sah und zeigte auf seinen Laden oder was das sein sollte, Kinder, die entweder "Tubab" oder "Kadoh" oder beides brüllten und hinter dem Auto herliefen, Ziegen, Schafe, Hunde und Müll. Wir fuhren auf und ab und kreuz und quer, suchten nach irgendwas, fanden aber nichts, weder Därr noch Lonely Planet wußten mehr zu sagen, als daß von hier aus drei Pisten ins Dogonland abgingen und daß in jedem weiteren Dorf eine Tax zu entrichten sein. Danke. Wir kauften 80 Zitronen für etwa 30 Pfennige, damit ich nicht verdursten muß und fuhren noch ein Wenig durch die Gegend. Es kam einer daher, vergleichsweise gut gekleidet und auf einem Mountainbike und sagte, wir sollen ihm zu seinem Hotel folgen. Ich konnte ihn nicht einfach ignorieren, immerhin war er mit dem Fahrrad genausoschnell wie wir mit dem Auto auf der schlechten Straße. Ich sagte, ich bräuchte kein Hotel, denn wie er sehen kann hätte eins dabei. Dann probierte er es mit einer Führung, nein, brauchen wir auch nicht, wir fahren allein. Das sei leider unmöglich, denn die ganze Strecke stünde unter Wasser. So what's the use of a guide? Dann fahren wir eben wieder zurück. Nein, wir möchten doch mit zum Hotel fahren und uns 5 Minuten ausruhen. "Sind dort deutsche Autotouristen?" Ja, seien alle da "Wo?" - "Gleich hier, das ist das Hotel." Ich machte ihn darauf aufmerksam, daß ich aber kein deutsches Auto sehe, und somit keinen Grund, das Hotel anzufahren. "Die sind im Dogonland, kommen aber morgen ganz sicher wieder." - "Gut, dann kommen wir auch morgen ganz sicher wieder", Gas und ab, das wait, wait ignorierend. Am Ortsausgang wieder einige, die sich als Führer ausgaben - Mann, ich habe den Weg hierher alleine gefunden, also finde ich auch ohne Führer hier wieder raus.
Außer Spesen nichts gewesen. Daß die einen nie in Ruhe die Lage peilen lassen. Also wieder auf die große Straße und dann in Richtung Südwesten, nach Burkina.
Auf dem Weg zur Asphaltstraße ereigneten sich noch ein paar alltägliche Sachen, wie zum Beispiel, daß ich, wie es in südlichen Ländern üblich ist, hupte, um den fahrradfahrenden Verkehr zu warnen, daß ich jetzt da vorbei möchte. Ich fuhr ganz langsam und gemütlich, den Unebenheiten der Piste ausweichend und etwa 20, 30 m vor den Radfahrern hupte ich halt kurz - "Tütüt". Ein Radler reißt seinen Lenker in Richtung Graben und fliegt auf die Schnauze, die ganze Ladung Brennholz vom Gepäckträger hinterher. Was war das denn? Habe ich gehupt oder habe ich eine Handgranate geworfen und "Volle Deckung!!!" geschrieen? Junge, Junge, wir müssen echt mitten im Busch gewesen sein. Kennen keine Hupen, die Brüder. Im ganzen Land benehmen sie sich bei einem Signalton nicht normal, aber so hat auch noch keiner reagiert. Normalerweise, wenn man auf der Landstraße hupt, dann zerren sie sich gegenseitig vom Fahrbahnrand runter und springen ins Gebüsch oder bleiben stehen, rammen sich gegenseiteig, wenn sie auf dem Fahrrad nebeneinander unterwegs sind und man schon von weitem hupt, anstatt ganz normal weiterzufahren und zur Kenntnis zu nehmen, daß von hinten gleich ein Auto vorbeifährt. Es soll schließlich nur eine Warnung sein, kein unvermitteltes Manöver in Richtung Fahrbahnmitte einzuleiten, mehr nicht. Möchte wissen, wer ihnen beigebracht hat, daß hupen gleichbedeutend ist mit "jetzt werde ich Dich gleich plattfahren".
Das andere war eine Polizeikontrolle. Ich erkannte sie wieder mal nicht als solche und fuhr, einen Pfeil nach rechts unten ignorierend, auf den Pistendamm, auf dem gerade Ausbesserungsarbeiten stattfanden - die einzigen, die wir in Afrika gesehen haben. Als ich dann feststellte, daß es hier doch nicht weiterging, drehte ich um und fuhr, wie der Pfeil es vorschrieb, nur daß jetzt ein Polizist vor dem Auto stand und mich rechts ranfahren hieß. Ich stieg aus, nahm die Papiere, hörte mir kopfnickend die ganze Predigt an und sagte, als er endlich fertig war auf französisch: "Sprechen französisch nein." Er schaute mich ganz entgeistert an. Ja, was? - "Almuuuuut!!!! Hab'Angst, versteh nix!" Gut, also wieder kleine Diskussionsrunde:
Polizist: "Warum seid ihr nicht so gefahren, wie der Pfeil zeigt?"
Ich: "Ach, der Pfeil heißt 'rechts weiterfahren'? Bei uns in Deutschland bedeutet der gleiche Pfeil, daß man das Hindernis rechts umfahren muß und das habe ich getan."
Polizist: "Hier in Mali aber nicht."
Ich: "Mann, bin ich dumm, war ja klar. Tschuldigung, kommt nicht wieder vor, können Sie überzeugt sein."
Polizist: "Und ihr seid zu schnell gefahren."
Ich: "Sind wir nicht. Können wir nicht, bei den schlechten Straßenzuständen..."
Polizist: "Das hier ist aber eine Ortschaft und da muß man besonders langsam fahren."
Ich: "Da war kein Ortsschild oder eine Geschwindigkeitsbegrenzung, also müßten noch die 60 von vorhin gelten, die ich aber niemals erreichen kann. Da geht ja alles kaputt. Ist mein Auto kaputt? Nein, also bin ich langsam gefahren."
Polizist: "Wo kommt ihr her?"
Ich: "Aus Bandiagara."
Polizist: "Wo ist Euer Meldestempel?"
Ich: "Welcher Meldestempel? Hab nur den Stempel, den man an der Grenze bekommt, sonst keinen."
Polizist: "In Bandiagara muß man sich einen Meldestempel holen."
Ich: "Und woher soll ich das wissen? Hat uns keiner gesagt."
Polizist: "Ihr müßt zurück dorthin und Euch den Stempel besorgen, sonst kann ich Euch nicht weiterfahren lassen."
Ich: "Es tut mir sehr leid, aber das ist auf gar keinen Fall möglich, da ich kaum mehr Diesel im Tank habe und es in Bandiagara keinen Diesel mehr gibt.
Polizist: "Dann müßt ihr Euch den Stempel eben in Mopti holen."
Ich: "Das ist gar kein Problem, dann fahre ich jetzt nach Mopti, hole den Stempel, tanke voll und komme wieder her, OK?"
Polizist: "OK."
Papiere eingesteckt, freundlich "Tschüß" gesagt und ab. Im rausgehen zu Almut: "Da fehlt was." - "Was denn?" - "Der Sinn. Wieso gibt er uns einen Auftrag UND die Papiere? Was macht er, wenn wir einfach nie wieder kommen?" Wissen wir nicht, wir haben es bis heute nicht rausgefunden.
Wir fuhren weiter und Almut entdeckte ein kleines Kaff auf der Karte Namens Djenné. Dort steht laut Reiseführer eine oder die größte Moschee aus Lehm und die wollten wir uns anschauen. War ein Abstecher von vielleicht 120 Kilometer hin und zurück. Auf dem Weg dorthin bemerkte ich ein leichtes Rattern im Fahrwerk. Langsam fahren, Tür auf und nach dem Rad hinten Links schauen. Das wackelte wie ein Kuhschwanz. Aha, da war wohl einer zu blöd, die Radschrauben festzuziehen. Passiert mir immer wieder. Ich sah mir das ganze an: Es fehlten drei Schrauben, die anderen zwei waren locker und auf der Felge waren Metallspäne. Sofort nach dem Anhalten hatten wir wieder einen Zuschauer. Ich zog die verbliebenen Schrauben fest und erinnerte mich der Radschrauben des 190ers aus Mauretanien. Die hatte ich mitgenommen. Zwei konnte ich anbringen, die dritte nicht, da das Gewinde der Schraube noch steckte. Beim Weiterfahren schlug es wieder, diesmal wackelte aber nicht das ganze Auto. Schrauben zu lang. Das Biest von 190er hatte Alufelgen. Dreck! Also von den anderen Rädern jeweils eine Schraube ausleihen. Was anderes blieb nicht übrig. Während ich das tat, kam der Zuschauer von vorhin nachgerannt, stellte sich wieder in einigem Abstand hin und glotzte. Wenn's Spaß macht...
Tank leer
Fast in ganz Westafrika läuft es wie hier auf dem Bild. Man hält an, weil der Tank leer ist. Man steht keine 5 Minuten, ohne , daß aus der Umliegenden Gegend immer mehr Menschen gekrochen kommen und bestenfalls nur zuschauen, im Normalfall aber nach Cadeau oder Geld oder Cigaretten, oder, oder oder, fragen. Dabei meint man immer, man sei weit genug von der letzten Ortschaft weg und um einen herum sei nichts als Gottes freie Natur. Irrtum...

Wir kamen wieder an eine Fähre, es laberten uns wieder Leute an. Einer davon zog einen Wisch raus und erklärte, daß er für Roteltours auch Führungen mache und daß er uns sicher nicht übers Ohr hauen wollte. Haben wir ihm auch gar nicht unterstellt, sind nur davon ausgegangen. Wir lehnten zunächst ab, denn wir hatten kein Geld. Er sagte aber, daß wir ihm auch was anderes geben könnten. Da fiel mir ein, daß ich von daheim noch eine Flex mitgenommen hatte, die beim Sandblechezerschneiden ihren Geist aufgegeben hatte. Ich hielt sie ihm hin und fragte, ob er was damit anfangen könnte, sie sei aber kaputt und sie bräuchte außerdem noch ein neues Blatt. Er sagte, daß es ihn überhaupt nicht störe, daß sie kaputt sei, schließlich sei sein Vater Schlosser und er würde sie schon irgendwie richten. "Gut", sagte ich "die kaputte Flex und die Baumwolltüte gegen eine Führung und drei Fantas." Er war einverstanden, nahm auf dem Beifahrersitz Platz und so fuhren wir auf die Fähre. 2.500 CFA hin und zurück. Es war 15:30 Uhr, die letzte Fähre ging um Fünf. Auf dem Weg ins Dorf mußten wir wieder eine Touritax blechen. 1.000 pro Person und 1.000 für's Auto. Die checken's nicht. Ich fragte ihn, ob Rotel-Tours hier recht oft vorbeikommt. Er meinte eher selten. Wen wundert's?

Lehmmoschee in Djenne
Die Lehmmoschee...

Zunächst zur Lehmmoschee. Ich als Kulturbanause blieb lieber im Auto. Ich schaue schon keine Kirchen an, was soll ich in einer Moschee? Und wie ich da so im Schatten sitze kommen wieder zwei vorbei, wie es halt hier nicht anders geht, um irgendeinen Text loszuwerden. Blablabla auf englisch. Wo kommst Du her? Aus Germany. Wo fährst Du hin? An die Elfenbeinküste. - "Gut, ich fahre mit." - "Jaja, auf alle Fälle." - "Ich hole nur schnell mein Gepäck." - "Nö, Du, laß mal, wir haben keinen Platz, wir sind zu dritt." Das sollte normalerweise reichen, aber nicht in Afrika. Es sei doch überhaupt kein Problem, die anderen beiden können sich ja hintersetzen und er setzt sich vorne hin. Ach, wie bescheiden... "Nö, da geht nix. Wie bist Du den hergekommen?" - "Ein Omnibus voller Touristen nahm mich mit und wenn Du mir helfen willst, dann kannst Du mich wieder mit bis Abidjan nehmen, aber nur, wenn Du mir helfen willst." - "Weißt Du, die Sache ist die: Ich bin nicht von Caritas." - "Also gut. Es gibt noch eine andere Sache, die Du tun kannst, um mir zu helfen. Da unten gibt es Fußbälle, aber da kostet einer 2.500 CFA." - "Und was soll ich jetzt dagegen machen?" - "Mir einen kaufen." - "Du bist gut. Ich habe kein Geld." - "Natürlich hast Du Geld, wie bist Du denn hier hergekommen?" - "Ich habe kein Geld. Geld ist Sache von Frau und Frau ist nicht da." - "Dann frag sie, wenn sie wiederkommt." - "Ja, mach ich." Nach einer viertel Stunde kommen die drei wieder. Ich wollte fahren, da schrie er "Frag sie, frag sie!" Meinetwegen, weiß ja eh, wie die Antwort lautet. "Almut, der Knabe ist von der Elfenbeinküste und muß elend verhungern, wenn er keinen Fußball kriegt." An die Antwort erinnere ich mich nicht mehr, irgendwie so: "Soll er auf Maniok umsteigen." Ich zu ihm: "Du hast es gehört, da kann man nichts machen. Servus..." und ab. Zum nächsten Punkt, weiß gar nicht mehr, was es war, dauerte jedenfalls nicht lange und zu guter letzt noch den Wasserkanister auffüllen. Das erledigten die anderen, während ich mit der Fliegenpatsche versuchte, die Kinder vom Innenraum fernzuhalten.
Danach fuhren wir wieder an die Fähre, selten pünktlich. Ich freute mich schon seit anderthalb Stunden auf die drei Fantas. Ein kleines Mißverständnis gab es, denn er hatte es so verstanden, daß wir ihm drei Fantas zahlen würden. Aber er ließ sich überreden und Joe und ich bekamen eineinhalb, weil Almut nur Wasser trinkt. Bäh! Danach fuhren wir weiter und suchten uns irgendwo einen guten Nachtplatz, den letzten in Mali, das wir insgesamt, bis auf die dicken Hunde in Bamako und diese schwachsinnige Touristentax an jedem Dorf, die aber uns weniger schadet als vielmehr ihnen selbst, als sehr angenehm empfanden. Jederzeit wieder.

Ortschaft
Eine der unzähligen kleinen Orte in Mali.

Der Nachtplatz kurz nach San, den wir um 20:45 Uhr (km 646.464)fanden war nicht schlecht, weil nicht direkt an der Straße und hohes Gras schützte vor Feindeinsicht. Almut kochte was feines zusammen, es gab Tee und die Grillen zirpten - komische Grillen, die sich anhören wie fernes Kuhglockengeläut im Allgäu - und rätselhafterweise gab es keine Mücken, höchstens ein paar Falter, die wohl das Lagerfeuer und die Kerzen für Glühbirnen hielten und sich gründlich nicht nur die Finger verbrannten. Wunderbar.


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