Zwar hatten "wir" es eilig mit dem Weiterkommen, aber auf das Frühstück wollten wir nicht verzichten. Ist auch nicht schneller, wenn man unterwegs irgendwo anhalten muß. Und kam es, daß wir erst um 8:30 Uhr losfuhren. Es ging weiter auf sehr guten Straßen in Richtung Cali. Das berühmte Cali. Ich war gespannt - Gabi weniger. Der gesamte Morgen verlief ohne besondere Vorkommnisse. Gabi schien relativ gut drauf zu sein, sie hatte jedenfalls gerade einen hohen Unterhaltungswert. Und das war gut. Vielleicht hatte sie sich ja beruhigt und erkannt, daß nicht alle Einwohner Kolumbiens auf uns gewartet haben, um uns zu erschießen.
Um 11:00 Uhr gerieten wir in eine Militärkontrolle. Seltsam, irgendwie, da es sich nicht um einen richtigen Checkpoint handelte. Vielleicht ein Mobiler Checkpoint? Wer weiß das schon. Als erstes fielen mir die sehr seltsamen Granaten auf, die jeder von ihnen trug. Die genaue Bezeichnung ist mir nicht bekannt. Gewehrgranaten, oder vieleicht Bechergranaten? Sie sahen aus wie kleine Werfergranaten. Es schien jedenfalls, als ob es in Kolumbien ein wenig kräftiger zur Sache geht. Sie durchsuchten ein wenig das Auto, einer davon fragte mich, ob ich denn Geld dabeihätte. "Nein, Alter, nur Kreditkarte. Ist was Geiles!" und gringste ihn an. Ob ich nicht zehn Dolar hätte. "Nein, so geht's nicht. Aber vielleicht kommen wir ins Geschäft...", grinste ich und zeigte auf diese Granaten, die er in seinem Tragegestell stecken hatte. "Nein, das geht nicht, der Chef ist da..." Es war mir nicht möglich, mit Sicherheit zu sagen, was für einer Formation die Jungs angehörten. Heer? Militärpolizei? FARC? In diesen Ländern haben sie soviele von denen, daß da kein Mensch mehr durchblickt (Zivilpolizei, Verkehrspolizei, Bundespolizei, Militärpolizei usw.), und jeder Verband gehört einem anderen Mafiasorte an. Die einen machen ihr Geld mit schichten Strafzetteln, die anderen mit beschlagnahmter Ware, das geht weit über Auftragsmord hinaus. Zumindest ist es in Brasilien so, hier wird es nicht anders sein. Was für ein Verband das also war? Keine Ahnung. Ich fragte noch, wie sicher es denn hierzulande so sei. Natürlich war alles kein Problem, überhaupt nicht der Rede wert. Es sei nur eine Routinekontrolle gewesen. Na, gut. Nicht, daß ich tatsächlich eine verwertbare Auskunft erwartet hätte. Die gibt es nämlich auf eine solche Frage nicht. Da muß man sie schon anders stellen. Wir durften weiter.
Mir gefiel Kolumbien. Alles sehr entspannt - bisher. |
Ich machte leider den Fehler, zu erwähnen, daß ich nachher die 38er ein wenig besser verstecken müßte. Nicht, daß die die finden und sie mir wegnehmen und dann Geld wollen. Hätte ich doch bloß mein dummes Maul gehalten... Aber sie befand sich leider im Beifahrerfußraum und das hätte sie sowieso mitbekommen. Ich hielt an und verstaute sie so, daß man sie wenigstens nicht gleich auf den ersten Blick fand. Gabi wollte, daß ich sie sofort wegwerfe. Typisch! Wie dumm ist das denn? Ich weigerte mich natürlich, eine Faustfeuerwaffe in die Landschaft zu werfen. Da verletzt sich zum Schuß noch einer. Ganz abgesehen davon, daß sie gutes Geld wert ist - nur für den Fall, daß ich doch alleine in Kolumbien zurückbleiben muß.
Ich hielt am Straßenrand an und erledigte das Verstecken. Dann fuhren wir weiter.
"So was Idiotisches! Wenn hier eh schon alles drunter und drübergeht, dann muß ich es mir nicht auch noch bei denen verspielen, die auf meiner Seite stehen!", meinte Gabi, als wir wieder Fahrt aufgenommen hatten. "Meinst Du die Bullen?" "Ja, wen denn sonst?" "Gabi, hier steht ein Bulle dann auf Deiner Seite, wenn Du ihn dafür bezahlst, oder wenn es ein Kumpel von Dir ist. Ansonsten kannst Du schauen, wo Du bleibst. Und wenn die das Teil tatsächlich finden - was nicht der Fall sein wird, dann werde ich ausgelacht, oder ich werde blechen müssen und das Teil wird weg sein, mehr auch nicht. Das ist ein Spielzeug... Hast nicht gesehen, mit was für Knarren die hier unterwegs sind?" Doch es half alles nichts. Gabi bezog sich auf das kolumbianische Waffenrecht, daß es also auch in Kolumbien Waffengesetze gibt, die es verbieten, daß jeder mit einer Knarre herumläuft und daß man sich die ja sparen könnte, wenn alles tatsächlich so wäre, wie ich es sagte. Daß das Gesetz aber nicht das Papier wert ist, auf dem es geschrieben steht, das kann man ihr nicht begreiflich machen. Das ist völlig unmöglich. Es geht nicht in den Kopf hinein. "Warum gibt's dann ein Gesetz, wenn jeder machen kann, was er will?" Es kann eben nicht jeder machen, was er will. Und hier gelten auch Gesetze, aber nicht die, die in irgendwelchen Büchern stehen. Wie soll man jemandem etwas begreiflich machen, der nicht zwei Minuten überhaupt über irgendwas nachdenkt? Man könnte sagen: Meinst Du, hier würde alles drunter und drüber gehen, wenn die Gesetze so gelten würden, wie sie geschrieben stehen, und wenn jeder Polizist nur das Gesetz durchsetzen würde? Meinst Du, die 12-jährigen Straßenjungs in Cali haben einen Waffenschein ordnungsgemäß beim Waffenamt beantragt, die Knarre rechtmäßig erworben und registriert? Sag mal, wo war die denn? Wir sind bald mitten in Kolumbien! Hallo!?!
Ich versprach ihr eine Lösung zu finden, die uns beide zufriedenstellt, und damit war erst mal Ruhe im Karton. Die ganze Aufregung natürlich völlig unnötig. Ein Blick nach draußen genügte, um einem das Gefühl absoluter Sicherheit zu geben - lassen wir die Tatsachen einmal weg, die uns ohnehin unbekannt sind. Es ist doch alles bestens.
Abgesehen von überdurchschnittlich vielen LKW-Unfällen. |
Nun... Abgesehen von dem hausgemachten Streß war wirklich alles bestens... Es ging voran, die Temperatur war so gut, daß man nicht einmal die Klima benötigte, der Karren glitt schön mit 110 km/h über den Asphalt. Hier und da ein umgestürzter Laster. Was machen die nur immer? Sanfte Kurven machten das ganze noch angenehmer. Ich ließ Gabi Gabi sein und versuchte, die Fahrt zu genießen.
Wir fuhren eine leichte Steigung hinan, von dort sah man, daß es dahinter wieder hinunterging und in einer langgezogenen Rechtskurve durch ein Kaff hinter dem es wieder bergauf ging. Ich gab also Gas und ließ den Diesel laufen, bald Schritt und auch bald Trab.
Und als ich mit etwa 130 in das Kaff hineinfahre, läuft da einer dieser Straßenköter links von der Straße parallel in unsere Fahrtrichtung. Alles bestens. Nur sind Hunde ja dumm, wenn sich nicht richtig herangezogen werden, und so springt er auf den Asphalt, auf die Gegenfahrbahn. Ich - gerade mit Schwungholen beschäftigt - dachte nicht daran, auch nur vom Gas zu gehen. Als der Köter immer weiter nach rechts lief, betätigte ich die Hupe, was bei jedem dummen Vogel eine Richtungsänderung bewirkt, bei Kötern aber nicht. "Jetzt gehörst der Katz!" Ich spürte, wie das linke Vorderrad auf Widerstand stieß, es tat einen Schlag, hinten auch nochmal kurz. Vorbei. Der Außenspiegel verriet: "It was quick, it was clean, made it easy on him..." Sofort setzte großen Gescherei von Gabi ein. Muß das denn jedes Mal sein? Klar war ich zu schnell, und wäre es ein Kind gewesen, hätte ich natürlich gebremst und wäre ausgewichen, aber ein Kind bewegt sich nicht so schnell. "Klar, ich werde hier Sperenzchen machen und bremsen und Steuer herumreißen bei 130 wegen 'nem scheiß Köter. Geht's noch?" "Ich glaube nicht, daß Du das Recht hast, darüber zu bestimmen, was Scheiße ist und was nicht!" Nein, das hatte ich nicht. Brauchte ich auch nicht. War ja eindeutig klar, was hier Scheiße war... Was sollte ich dazu noch sagen? "Und die Geier über ihm krächzen 'Inschallah! Endlich wieder ein Kadaver..." Für die nächste Stunde war jedenfalls Ruhe. Kein Wort von Gabi. Nur diese schreckliche Musik...
Meine Gedanken in diesen Tagen: "Jetzt hast es bald wieder geschafft! Du manövrierst Dich gerade wieder in irgendeine beschissene und völlig unnötige Situation hinein, bei der Du am Ende dastehst wie der Depp vom Dienst und nicht aus noch ein weißt." Ja, klar. Ich mußte ja nach Kolumbien. Immer soweit, bis es nicht mehr geht, und dann nach Pappi schreien. Logisch. Wann war das jemals anders? Ich war gerade dabei, mit einem Holzgewehr in den Krieg zu ziehen. Ohne Gerät kann der Mensch nicht kämpfen, und Gabi war nicht nur etwas, was nichts hilft, wenn es darauf ankommt, sonder es ist etwas, um das man sich auch noch zusätzlich kümmern muß, was einfach nur stört. Abgesehen davon, daß sie das geld hat - das stört natürlich nicht. Aber wenn hier auch nur die Kleinste Kleinigkeit vorfallen sollte, säße sie im nächsten Augenblick im Flugzeug und ich könnte zusehen, wie es für mich weitergeht. Worauf hatte ich mich da schon wieder eingelassen?
Vielleicht sollte ich die ganze Unternehmung einfach abbrechen und nach Brasilien zurück, warten, bis Almut an den Start kann, und das ganze noch einmal angehen, und zwar professionell, nicht mit Pauschaltouristen, die sich vor dem eigenen Schatten fürchten - auch wenn es in dem Fall sogar verständlich wäre. Oder in Kolumbien irgendwo auf dem Land verbarrikadieren für ein paar Monate, bei irgendwelchen Bauern? "Der Mammon, sagt man, sei ein schnöder, doch ohne ihn ist's noch viel öder! Wahr ist vielmehr: Ohne Zaster beißt der Mensch ins Straßenpflaster..." Das EAV-Lied lief auf der Argentinientour öfter, aber erst hier zeigte sich, wie wahr es doch ist. Wären Gelder einfach vorhanden, hätte ich spätestens in Quito zu Gabi gesagt, daß ich gerne bereit wäre, sie zum Flughafen zu bringen und ihr das Ticket nach Hause zu bezahlen.
Allein nach Mexiko zu fahren ist zwar bestimmt nicht schön, aber mit entsprechenden Mitteln fände man immer jemanden, der bereit wäre, einen zu begleiten. Backpacker trifft man hier ja öfter...
Aber Träume bleiben Schäume. Die Wirklichkeit in diesem Moment sah so aus, daß ich mit jemandem unterwegs war, der für solcherlei Unternehmungen einfach nicht taugt. Und meine Hoffnung, Gabi könnte sich noch zu einem brauchbaren Beifahrer entwickeln, schwand mehr und mehr dahin, wie Butter in der Sonne. Man muß sich immer vor Augen halten, daß wir uns seit einem tag in einem Land bewegten, in dem uns absolut nicht ein einziger Mensch überhaupt belästigt hatte. Wir hatten keinerlei Schwierigkeiten bisher, es gab nicht einmal etwas, über das ich hätte meckern können - und ich bin da nicht wählerisch. Die Straßen waren für südamerikanische Verhältnisse super, die Bullen waren cool, die Leute freundlich, das Essen war gut, die Kraftstoffversorgung, die Beschilderung... Nichts gab auch nur zu blöden Bemerkungen Anlaß. Und doch fühlte ich mich insgesamt unwohler, als irgendwo in Brasilien. Und es lag nicht am Land. Am Auto sowieso nicht. Es tat seine Arbeit, ohne zu murren, und ohne zu klagen. Das konnte es nicht sein. Es war Mittwoch. Zwei Tage hatten wir noch. Wie sollte das erst werden, wenn die Zollformalitäten in aller Eile abgewickelt werden sollten, wenn die Situation also stressig werden würde? Ich mochte gar nicht daran denken...
13:45 Uhr: Wir kamen in Popayan an. Hier mußte Geld gewechselt werden. Und das zu einem sehr schlechten Kurs. Zähneknirschend wechselte ich Dollars in MickyMaus. Es half ja nichts, es mußte sein. Am besten, man steckt die Kreditkarte in den Automaten, hebt ab und pfeift auf die Gebühr. Das ist immer noch am sichersten.
Da es keinen besonderen Grund gab, sich in Popayan aufzuhalten, und wir es sowieso eilig hatten - das würde sich auf dieser Fahrt auch nicht mehr ändern - fuhren wir wieder auf die Bundesstraße und weiter nach Norden.
Der Benz fing an, sich in den Kurven etwas trotzig zu verhalten. Obwohl ich die Kurven immer anständig nahm, mußte ich leicht gegenlenken. Erst dachte ich, es sei Einbildung, aber als sich das mehr und mehr verstärkte, kam mir in den Sinn, daß doch der Reifen, der gestern Platt war, sich auf Dauer mit dem Aufpumpen allein wohl nicht zufriedengeben würde. Es dauerte nur einige Minuten, und es stellte sich Gewißheit ein. Ich machte die Tür auf und sah nach. Die Felge war schon fast am Boden. "Scheiße! Der Reifen. Wir müssen anhalten...", gab ich der Besatzung bekannt. In zwei Kilometern war ein Kaff angekündigt, das Santander de Quilichao hieß. Um 16:00 Uhr lief ich, mehr kriechend als fahrend, die nächstbeste Tankstelle an. Beim Abbiegen merkte ich, daß die Lenkung sehr schwerfällig ging. Das machte mir mit einem Schlag mehr Sorgen, als der Reifen. Von denen hatte ich nämlich drei als Ersatz. Aber bei der Lenkung hatte ich nicht viel zu bieten. "Das dauert ja nicht lange, oder?", fragte Gabi. "Das mit dem Reifen nicht. Aber das ist gerade mein kleinstes Problem", antwortete ich, während ich den Hebel für die Haube zog. Ich hoffte, daß es nur die Schraube war, die die Servopumpe am Block hielt. Da sah ich auch als erstes nach. Die fehlte. Und mir fiel ein Stein vom Herzen. So eine Schraube findet man an jeder Ecke... Als erstes sah ich in de Munitionskiste nach, indem ich den ganzen Inhalt auf den Boden leerte. Zwei oder drei von denen rolten mir entgegen. Ich schraubte die Spannschraube zurück, setzte die neue Schraube ein, spannte das ganze wieder, schüttete ein wenig Motorenöl in die Servo und dann kümmerte ich mich um den Reifen. Es kam ein Einheimischer daher und fragte, ob er was helfen konnte. "Na. Paßt schon, ich hab schon alles erledigt. Aber kann ich mir hier irgendwo die Hände waschen?", fragte ich ihn. Er meinte, daß es hinter der Tankstelle eine Dusche gibt. "Danke, aber Waschbecken reicht!" "Da ist auch ein Waschbecken", sagte er, "und sogar ein Spiegel!" Als ich im Bad ankam und mir aus dem Spiegel ein Kongoneger entgegenstarrte, wußte ich, worauf er angespielt hatte.
Beim Reifenwechsel, nachdem die Servo wieder instandgesetzt war. |
Als ich wieder halbwegs so aussah, als könnte ich wieder hinein in die menschliche Zivilisation, stapfte ich zum Auto zurück und notierte für das KTB:
1545 Reifen HL platt und Schraube von Servopumpe weg
1600 - 1735 Reparatur an Tankstelle Santander de Quilichao 751.063
In Santander de Quilichao verzweigte sich auch die Straße, die 25, auf der wir uns befanden, ging nach Norden weiter nach Medellin, die 31, die hier begann, ging eher in Richtung Nordosten. Beide trafen sich wieder in Palmira. Wir beschlossen, weiter auf der 25 zu bleiben. Die war sehr gut ausgebaut - never change a winning team. Ich verstaute alles und um 17:40 Uhr ging es weiter in Richtung Cali, das wir um 18:30 Uhr (751.100) erreichten.
Cali interessierte mich. Ich kannte es nur aus Erzählungen, Zeitungsberichten und Fernsehreportagen. Weniger die Stadt selbst, sondern mehr das nach ihr bekannte und in ihr ansässige Kartell, das sogenannte "Cartel de Cali". Die genaue Geschichte kann man bei Wikipedia nachlesen. Kurz zusammengefaßt: Von hier aus wurden eine Zeit lang 80% des Kokainexports in die vereinigten Staaten getätigt. Irgendwann gerieten sie wohl dann in Konflikt mit dem Medellin-Kartell unter dem Vorsitz von Pablo Escobar. Das Cali-Kartell unterstützte sowohl paramilitärische Verbände (also andere Drogenhändler, soweit diese Gegner Escobars waren) finanziell und mit Waffenlieferungen, als auch die kolumbianischen und amerikanischen Bundesbehörden mit Informationen über die Aktionen der Leute in Medellin. Pablo Escobar wurde 1993 erschossen. Ein Vakuum ist nicht vorgesehen, kam in der Menschheitsgeschichte nie vor. Da die Medellinesen nach Escobars Tod nicht einig blieben, sondern zersplittert wurden, füllte das Cali-Kartell diese Marktlücke.
Während die Leute in Madellin mehr auf Konfrontation setzten, setzten die in Cali eher auf Korruption. Das ist die intelligentere Form der Machtübernahme. Sie unterstützten den Wahlkampf des Präsidenten Samper. Als das ganze aufflog, war er gezwungen, gegen das Cali-Kartell vorzugehen und eine Verhaftungswelle traf die Spitze des Kartells. In solchen Fällen ist auch in Kolumbien mit Geld nicht viel zu machen. Das ist die Kurzfassung der ganzen Geschichte. Aber so ist es hier nun mal. Es gibt ein mexikanisches Lied: "Ya murrió otro de los grandes, de esos que eran poderosos. Pero no crean que por eso la ley iba estar de reposo. Los que mueren se retiran, los que viven al negocio..." ("Es starb schon wieder einer der ganz großen, einer der Mächtigen, aber glaubt bloß nicht, daß das Gesetz sich deshalb zur Ruhe setzen kann. Die die sterben, ziehen sich zurück, doch die die Leben kümmern sich um das Geschäft...") Und so war es wohl hier, so wird es immer bleiben. Das Cali-Kartell zerfiel auch in mehrere Gruppen - und weiter geht's. Die Nachfrage nach Koks hört ja nicht auf, bloß weil ein paar Superreiche in einem Gefängnis mit VIP-Treatment gelandet sind. Das Zeug geht hier containerweise raus und kommt beim Endververbraucher grammweise an. Dabei schlüpft es durch die Lücken im System. Der Neger, der an einer EU-Außengrenze festgenommen wird, weil er eine Fünf-Gramm-Packung verschluckt hat, kommt erst groß in die Zeitung und dann lange ins Gefängnis, während in Amsterdam unbehelligt hunderte von Kilogramm den Weg zu den Profis finden, die, geschützt von einem Netzwerk, das Zeug in immer kleinerenwerdenden Mengen weiterleiten und an den Mann bringen. Der schwule Designer, der Pop-Star, die Weltklasseschauspieler, der Bundestagsabgeordnete in New York, L.A., Berlin, Moskau, wo auch immer, kriegt das, was hier abgeht höchstens über das Fernsehen mit. "Show must go on", oder, um es wieder mit EAV auszudrücken:
"Auf dem Schnee, der niemals schmilzt wird das Nasenloch trainiert.
Auch in allerhöchsten Kreisen wird der Schneepflug gern probiert.
Juristen, Journalisten, manch moralisches Idol.
Ja wenn das sie Fahnder wüßten... Haben selbst die Nase voll"
Wir fuhren weiter, auch wenn es schon Nacht war. Um 20:00 Uhr erreichten wir Buga. Zum Kochen hatten wir keine Lust und suchten uns in der Gegend irgendwas, wo es was zu Essen gab. Wir fanden einen Anhänger, der Burger verkaufte. Das Auto wurde davor abgestellt, und wir bestellten zwei Burger und zwei Cola. Ich esse Burger für mein Leben gern, keine Woche, in der ich nicht mindestens zu Dreck Donald's gehe. Schon als kleines Kind aß ich am liebsten Pizza, Burger und Pfannenkuchen. Das hat sich nicht geändert. Aber ich muß sagen: Das hier war der allerbeste Burger, den ich je in meinem ganzen Leben verspeist habe. Daran gab es nichts zu verbessern. Überhaupt nichts. Er war perfekt. Ein Burger aus dem Bilderbuch! Riesengroß, frisch, nicht zu fettig, sehr schmackhaft, das Brot außen weich, innen knusprig, einfach unbeschreiblich gut. Warum der Typ noch nicht Millionär war, war mir in dem Moment ein Rätsel. Allein dieses göttlichen Burgers wegen hatte sich die Fahrt hierher schon gelohnt.
In Buga, Kolumbien: Der echte "Burger King"! |
Wir fuhren noch etwa eine dreiviertel Stunde hin und her bis wir ein Hotel fanden. Pampa war immer noch nicht drin. Dazu würde ich Gabi auch nicht so bald überreden können. Diese Woche würde es mit der Fähre wohl nichts werden - auch wenn es für Gabi weiterhin so aussehen sollte. Aber eine Woche war dennoch zuwenig, um sie davon zu überzeugen, daß uns hier niemand etwas Böses will, trotz aller studierten Sprüche, die sie auf der Homepage irgendeiner Botschaft gelesen haben mochte.
Um 21:30 Uhr (751.194) fanden wir ein Hotel, genannt Los Faraones, in dem wir auch blieben. Hatte nicht viel Sinn, Nachts weiterzufahren. Da verpaßt man bloß alles und muß darüberhinaus auch noch die Geschwindigkeit drosseln. Seit Cali hatten wir gerade mal 94 km geschafft. 94 Kilometer in drei Stunden. Dagegen war der Vormarsch der Amerikaner 1944 in Italien noch flott... Nein, es hatte keinen Sinn. Lieber morgen frisch ausgeruht weiter, als heute noch weiterkriechen.