Panamericana-Tour 2002
Freitag, 11 . Oktober

Epilog

Wie jeden morgen: Strand. Ich fühlte mich an eine Szene aus Asterix erinnert, als Obelix in einer Therme steht und verwundert fragt, wo das Wasser hinsei und zur Antwort bekommt: "Das ist hinausgegangen als Du hineinkamst!" Ich hatte keine Lust auf Strand und ich fühlte mich auch überhaupt nicht mehr verpflichtet irgendwelche Befehle entgegenzunehmen. Daher ging ich ins Eclipse ins Internet.
Schon am frühen Vormittag hatte Gabi dann genug vom Strand und wir fuhren zurück in die Colónia zum Getränkeholen. Das Auto stellte ich vor der Pension ab, da der kleine Supermarkt gleich ums Eck war. Außerdem hatte ich Hunger auf Pizza. Wir gingen also zu Fuß. Quer über eine der Straßen auf dem Weg zum Supermarkt war ein weißrotes Band gespannt. Völlig sinnlos. Ich ignorierte es und latschte einfach geradeaus durch. "Kansch mal aufhören mit dem Scheiß?", schnatterte Gabi los. "Halt die Fresse", dachte ich und schnitt nun das Band mit dem Taschenmesser erstrecht durch...

Wir kamen zum Supermarkt. Ich ging hinein, nahm eine Cola und ging zur Kasse. An der Kasse stand einer und unterhielt sich mit dem Kassierer. Ich stellte die Cola-Flasche hin und sagte, daß ich noch zwei Mal "Boots", die mexikanischen Edelcigarretten wollte. Er nannte mir den Preis. Ich kramte den Geldbeutel heraus und versuchte, möglichst alles mit Münzen zu zahlen. "Jetzt gib ihm einen Schein!", keifte sie. Ich ignorierte es zunächst und kramte weiter die Münzen zusammen. "Jetzt gib ihm halt einen Schein", als ob es an der Lautstärke lag, daß ich nicht reagierte. Nun reagierte ich. Ich tat alle Münzen wieder zurück, verschloß den Reißverschluß des Geldbeutels, gab ihn ihr und sagte: "Weißt Du was? Du kannst das anscheinend viel besser. Zahl doch einfach selber. Da!" Sie warf den Geldbeutel auf die Theke, sagte "Leck mich doch am Arsch!" und ging. Der Kassierer und sein Kumpel sahen etwas erstaunt Gabi hinterher, wie sie erzürnt den Laden verließ. Dann sahen sie mich an, die Blicke schienen zu sagen: Was war das denn? "Denkt Euch nichts! Das macht die immer so. Die ist ein dumm, steht dazu und ist auch noch stolz darauf. Also, wo waren wir? Wieviel?" Ich zahlte alles in Münzen, verabschiedete mich und ging - genau zur gegenüberliegenden Pizzeria. Den Geldbeutel hatte ja ich. Ich bestellte eine Schinken-Pizza, machte mir allerdings nicht die Mühe zu fragen, was Gabi für eine wollte. Die saß am Randstein und konnte mich ohnehin sehen. Irgendwann war sie wieder da und sabberte irgendwas zusammen, was die ganze Aktion nur noch dümmer machte: "Ich brauch erst eine Zeit, um sowas einzuordnen. Es gibt nämlich zwei Sichtweisen: Eine deutsche und eine mexikanische. Kann ich ja nicht wissen, daß es niemanden interessiert, wenn Du das Absperrband durchschneidest, oder daß es niemanden stört, wenn Du ewig beim Zahlen brauchst." Der IQ liegt im einstelligen Bereich. Ganz klar. Es gibt zwei Sichtweisen. Aha... Vor allem die deutsche Sichtweise, die hat hier sehr viel zu suchen. In der Supermarktkasse nicht schnell zu bezahlen sieht man also in Deutschland als unhöflich an, aber auf der linken Spur einen LKW mit 90 zu überholen, das ist ok. Nun hatten wir zusammen an die 14.000 km zurückgelgt, waren zwei Monate unterwegs und es ist alles an ihr abgeprallt. In den Kopf geht nichts hinein, aber auch gar nichts. Sie ist und bleibt völlig Erkenntnisfrei! Ich sparte mir weitere Erklärungsversuche. Wenn schon die Fakten nicht im Ansatz zu überzeugen vermögen, dann helfen auch keine Engelszungen.

Nachdem wir die Pizza aufgegessen hatten fuhren wir zurück in die Erste Straße, wo sich das Eclipse befand. Die Straßen, die parallel zum Strand verliefen waren durchnumeriert: Erste Straße, Fünfte, Zehnte, Fünfzehnte usw. Abends gingen wir erneut zum Pizza-Essen, diesmal allerdings in der Fünften. Besser als dieser Taco-Fraß die ganze Zeit. Abends gingen wir ins Internet und anschließend ins Blue Parrot, wo es heute sogar ganz witzig war, weil Gabi sich mit irgendeinen Proleten vergaß und zwangsläufig mich in Ruhe ließ.


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