Gammel in Mexiko 2003
Donnerstag, 26. Juni

Ich wachte nachts einige Male in der Nacht auf. Der Sonnenaufgang war wunderschön, der sichelförmige Mond war auch immer noch zu sehen. Als mir die Sonne zu heiß wurde, machte ich mich daran, die Sachen zu trocknen. Als erstes wurde das Auto gelenzt. Dann der Kofferraum geöffnet. Es war nicht viel trockenes dabei. Die Decken, auf denen ich gelegen hatte, waren auch klitschnaß. Ich hatte damit in einem Rinnsal gelegen, welches durch eine undichte Stelle am Dach entstand und genau auf den Platz zufloß, den ich am sichersten wähnte. Die untere Decke hatte sich mit diesem Wasser vollgesaugt, die obere mit dem Wasser, das meine Klamotten bei der nächtlichen Fensterschließaktion aufgesaugt hatten. Allerbeste Chancen zum Schimmeln. Bei José war alles trocken geblieben, der ging samt Hund zum Baden, mußte ausnützen, daß wir noch so nah an der Küste waren. Ich hingegen bin froh, wenn die endlich hinter uns liegt.

N 20°17,012' / S 96°49,540' - km 760.914
Trocknungszeremonie am Campingplatz am Meer, an die 100 km hinter Veracruz. Links die Hütte, in der wir die Nacht verbracht hatten.

Als ich wieder vom Zähneputzen kam, liegt der patschnasse Hund auf der Decke, die ich eigentlich zum trocknen ausgelegt hatte. "Verpiß Dich, Du Hund", sag ich und geb ihm eine mit, woraufhin sich José aufführt und mir erklärt, daß wir in Mexiko sind. Das ist ein tolles Argument, aber ich hatte bessere. "Ja, was? Dann paß auf die Töle auf, wenn Du schon siehst, daß er auf meinem Sach liegt. Oder ich paß eben auf mein Zeug auf, aber es ist Dein Hund, nicht meiner und deswegen soll er seine Flöhe bitte bei sich behalten. Du darfst gerne Deine Decke mit ihm teilen, meine nicht, auch wenn das hier Mexiko ist, die Geographie interessiert in diesem Fall nicht." Diskussion... Ich hatte keinen Bock auf Diskussion, wir einigten uns darauf, daß ich auf das Auto, die Straße, den Verkehr, die Papiere und die Ausrüstung aufpasse und er auf seinen Köter, dann brauche ich ihm keine Watschen zu geben. Eigentlich nichts, worüber man diskutieren müßte. Ganz abgesehen davon, daß der Hund selbst sich nicht mal darüber beschwert hatte.
Wir fuhren also um halb Zwölf weiter in Richtung Poza Rica. Die Strecke schien noch endlos, es fehlten noch ganze drei Atlasseiten, ich rechnete mindestens mit zwei vollen Tagen. Vier hatten wir seit Cancún vier davon hinter uns gebracht. Und das alles ohne Fenster, das kann ja heiter werden... Aber die Landstraße war in gutem Zustand und Poza Rica war, trotz zweier Militärkontrollen, die alles reibungslos verliefen, überraschend schnell erreicht, nämlich nach genau zwei Stunden. Genau im Zentrum dieses Städtchens sprang der Kilometerzähler auf 761.000. Zwei Stunden für 86 Kilometer ist zwar nicht wirklich schnell, aber für unsere Begriffe halt eben doch.
Wir hielten uns auch gar nicht auf, sondern fuhren durch und weiter, immer in Richtung Ciudad Victoria. Wir passierten Tampico, kurz dahinter ging die Sonne unter. Hier stellte ich, nach einem genaueren Blick auf das GPS-Gerät fest, daß wir eine Zeitzone überschritten haben müssen, denn da stand, Sonnenuntergang um 19:22 Uhr und das ist für diese Breiten doch etwas spät. Wir fuhren den ganzen Tag auf Mexikos Landstraßen, die meist durch jedes mickrige Kaff führen und ständig mit diesen nervigen Speed-Bumps versehen sind.

Auch mehrere Kilometer Baustelle mußten bewältigt werden.

Es wurde auch nach Sonnenuntergang gefahren, was das Zeug hielt, wir ließen auch Ciudad Victoria hinter uns, hielten eigentlich nur an, um zu tanken und um einen Hot-Dog zu fressen. Erst 180 km vor Matamoros fuhren wir auf eine LKW-Station und ich versteckte den Daimler unter den vielen LKW, die da waren. Tagesleistung: 681 km. Akzeptabel, Almuts Moskitonetz wurde aus der Versenkung geholt und an den Gepäckträger gespannt, dann hoffte ich noch, daß es nicht regnen würde und schlief ein.


Voriger Tag Zum Anfang Nächster Tag

[Hauptseite] [Besolds W123] [Reiseberichte] [Gästebuch]
© by Markus Besold