Mit diesem Bericht beabsichtige ich nicht nur über eine Reise zu berichten, sondern vor allem Vorurteilen entgegenzuwirken, die nicht geeignet sind, die gerade hierzulande vielgepriesene Völkerverständigung herbeizuführen, sondern nur dazu dienen, den Unfrieden in der Welt zu erhalten. Ein Diktator ist nicht schon deshalb böse, nur weil er ein Diktator ist. Ein Gadaffi ist nicht besser und ganz bestimmt nicht schlechter als ein Clinton oder Schröder. Wer einmal im Staat Gadaffis war, der erhält erst einen Begriff vom Sinn des Wortes "arabische Gastfreundschaft" (möge sie ewig währen), die in anderen (meist westlich orientierten) arabischen Staaten oft nicht mehr oder nur noch in Ansätzen vorhanden ist, nämlich dann, wenn Geld dabei herausspringen könnte. |
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Am Beispiel Libyens zeigt es sich deutlich,
daß es nur die Politik ist, die Menschen zu Feinden macht. Es ist jedenfalls
ein Staat, der allen "Demokratisierungsversuchen" seitens des Westens
mit Erfolg trotzt mit einem Führer an der Spitze, der sich nicht wegbomben
ließ. Das Land genießt Dank der Verleumdungkampagnen einen denkbar schlechten
Ruf, was sich aber insofern positiv auswirkt, als daß dadurch Libyen noch
auf viele Jahre von der Touristenflut verschont bleiben wird. Die unangenehmen
Neckermänner, die in den Urlaub fahren, um Tags am Strand zu liegen, abends
einen Rausch im Gesicht haben, sich die Nächte in Diskos um die Ohren
schlagen und zu jeder Tages und Nachtzeit den Dicken markieren wird man
in Libyen vergebens suchen. Auch die ebenso unangenehmen Beleiterscheinungen,
die von lästigen Ramschverkäufern über zubetonierte Landschaften bis zu
Taschendiebstählen reichen hören spätestens in Tunesien auf. Es ist in
dieser Hinsicht sozusagen noch ein Fleckchen "Heile Welt". Wenn man in
Libyen auf der Straße von Unbekannten gegrüßt und angesprochen wird, dann
deswegen, weil sie sich aufrichtig freuen, daß Fremde ihr Land besuchen
und nicht, weil sie am Touristen verdienen wollen. Im Gegenteil. Als Fremder
wird man oft eingeladen, mehr als einmal mußten wir für das bestellte
nicht bezahlen oder ein einheimischer Gast hatte die Rechnung bereits
übernommen. Auch so etwas wie Kriminalität scheint in Libyen nicht zu
existieren, zumindest nicht seitens der Einheimischen, sondern hierfür
sind hauptsächlich die angeblich ziemlich unbeliebten Gastarbeiter, die
aus dem Sudan, Tschad, Niger und Nigeria nach Libyen kommen zuständig. Gadaffis Politik mag man beurteilen wie man will -
wenn er im grünen Buch schreibt "Dauerhafte Beziehungen bestehen unter
Völkern, nicht zwischen Regierungen", dann hat er, glaube ich, nicht ganz
unrecht. Vorbereitungen: Für die Reise nach Libyen ließ ich am Fahrzeug einige Änderungen vornehmen. An Schreiberei gab es auch noch einiges zu erledigen: Ursprünglich war für die Fahrt die Stammbesatzung
von Norwegen, sprich Metzger, Günther und Besold eingeplant. Leider
war ein "Mädchen" unter uns: Günther ließ sich vom Geschwätz der Leute,
die vielleicht von ihrem Pauschi-Urlaub an der Costa Brava etwas verstehen,
verrückt machen und sagte zwei Tage vor der Abfahrt, als er Visum
und Fährendrittel schon bezahlt hatte, ab nachdem er sich nach Köln
abgesetzt hatte und so fuhren wir eben nur zu zweit. Besser so. Weniger
Gewicht und Unkosten, dafür mehr Platz. |
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