< Oktober 2010 >
Mo Di Mi Do Fr Sa So
        1 2 3
4 5 6 7 8 9 10
11 12 13 14 15 16 17
18 19 20 21 22 23 24
25 26 27 28 29 30 31

Pakistan 2010
Freitag, der 15. Oktober

Nun waren wir angekommen. Wir fuhren zum Buchladen, gleich am Eingang lag ein Stapel Bücher, und eines davon zeigte das weltberühmte Antlitz eines gewissen Adolf Hitlers. Darunter der Buchtitel: "Mein Kampf". Ich griff nach dem obersten, ausgepackten Exemplar und sah es mir so ein bißchen an. Es war auf Englisch, aber abgesehen davon, einwandfrei. Und der Preis war es, der mich zum Kauf überredete, denn der betrug nur 175 PKR, also genau 1,48€. Mal sehen, wieviel es auf eBay einbringt. Ansonsten gab es noch viele interessante Bücher mit Titeln wie: "Kuran, Laptop and Kalaschnikow", und sehr vieles in dieser Richtung. Die Bücher waren meist in England, USA oder Kanada gedruckt, kosteten aber einen Bruchteil dessen, was auf dem Umschlag angegeben war. Almut mußte hier demnächst groß einkaufen. Aber für heute blieb es nur bei ein paar Titeln.

Die Spuren der Fahrt durch die Flutgebiete...

SIM-Karten mußten besorgt werden, und ansonsten kundschafteten wir die Gegend um G-6 aus. Ich speicherte die wichtigsten Anlaufpunkte an: Supermärkte, Tankstellen, Schneider, Restaurants. Im Supermarkt fiel auch auf, daß die Preise für westliche Produkte sehr niedrig waren. Made in UK, made in USA, made in Germany. Natürlich gab es auch die zahlreicheren und preiswerteren Produkte made in China, aber zu denen bei anderer Gelegenheit. Daß die westlichen Produkte hier so billig waren, das erstaunte mich nun doch, ist man es doch gewöhnt, daß man im Ausland für westliche Produkte wesentlich höhere Preise bezahlen muß als im Westen. Diese Regel traf jedoch scheinbar auf Pakistan nicht zu, und ich wüßte nur zu gerne warum. Die Antwort boten die Pringles, die ich in einem Regal erblickte. Es waren exakt die, die ich im Juni im ASDA immer gekauft hatte, man erkannte sie an der WM-Aufmachung. Die WM war aber nun lange vorbei, doch hier fand ich diese Chips wieder. Und damit die Erklärung, warum kaum ein Preisunterschied zwischen den Pringles hier in Pakistan und den Pringles in London festzustellen war: Die Ökonomen haben einen bestimmten Terminus dafür, aber in Europa ist es wohl Vorschrift, daß ein bestimmtes Produkt nach dem Kauf durch den Endverbraucher noch mindestens eine gewisse Zeit halten muß. Im Falle der Chips schreibt also der Gesetzgeber vor, daß diese ein halbes Jahr (schätze ich mal) ab Kaufdatum noch beim Kunden im Schrank stehen können müssen, ohne daß sie verfaulen. Das bedeutet, daß wenn der Zeitpunkt erreicht ist, daß dieser Mindestzeitraum unterschritten wird, werden diese Chips aus den Regalen genommen und dürften wohl dann zurück an den Hersteller gehen. Dieser wiederum verkauft sie dann in Länder wie Pakistan oder Indien - billiger, natürlich. Und so stehen die Chips hier, schmecken immer noch genausogut, kosten genausoviel, nur liegt eben das Verfallsdatum näher am Kaufdatum. Das gilt im Prinzip für alle importierten Lebensmittel. Schlecht für Hamster, aber für alle anderen keine wirkliche Einschränkung der Lebensqualität.

Die Autos in der Einfahrt...

Fortan lag es an Almut zu entscheiden, was weiterhin zu tun war. Das Fahren an sich war für die nächsten paar Monate nicht der Rede wert. Karakorum-Highway stand zur Debatte. Heike und Didi würden irgendwann weiterfahren nach Indien, vorher noch den Freund von Didi treffen, der sich irgendwo südlich aufhalten würde, sobald er im Land war. Mitte Februar muß Almut wieder in leipzig sein, also bis Anfang Januar war die Zeit frei gestaltbar. Wir ließen uns erst mal für ungefähr eine Woche in Islamabad das Leben gefallen. Das war Luxus vom Feinsten. Sogar eine richtige Kinoleinwand gab es hier und einen Projektor, mit dem sich der Rechner verbinden ließ. Glasfaserverbindung ins Internet war natürlich auch vorhanden.

Überraschenderweise kam am Abend Ferdinand vorbei. Das war der, dem wir es zu verdanken hatten, daß wir überhaupt Visa bekommen hatten und hier sein konnten. Er war so gar nicht, wie ich ihn mir vorgestellt hatte, sondern hatte Humor, schien nicht auf den Kopf gefallen und sprach für meine Begriffe akzentfreies und britisch angehauchtes Englisch. War also alles andere als ein typischer Botschaftsmitarbeiter, und doch arbeitete er als erster oder zweiter Sekretär bei der hiesigen Botschaft. Er fiel allerdings aus allen Wolken, als er feststellen mußte, daß wir mit dem Auto angereist waren. Ich dachte, er hätte das gewußt, aber scheinbar nicht. Und das war vielleicht ganz gut so. Und ich sagte ihm, daß wir vielleicht seine Hilfe noch einmal in Anspruch nehmen würden müssen, um das Pakistan-Visum in ein Double-Entry umzuwandeln. Aber Konkretes konnte ich dazu noch nicht sagen...


[Hauptseite] [Besolds W123] [Reiseberichte] [Gästebuch]
© by Markus Besold