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Pakistan 2010
Donnerstag, der 21. Oktober

Heute stand die Besichtigung der Shah-Faisal-Moschee auf dem Plan. Das ist irgendein großer Klotz, den irgendein Ölscheich mit zuviel Geld da hingestellt hat. Gebracht hat es ihm nicht viel, denn ermordet wurde er trotzdem. Was solche Leute damit bezwecken, Unsummen für sowas auszugeben, es auch noch vergolden zu lassen, statt mit einem Bruchteil des Geldes tatsächlich etwas sinnvolles zu tun, das ist mir schleierhaft. Mit dem Geld hätte man gerade hier Millionen Leute auf Generationen füttern können. Ob das sinnvoll ist, ist eine andere Frage, die schon fast ins Philosophische geht - allerdings immer noch sinnvoller, als die Frage, warum jemand die Landschaft hier zubetoniert, denn die geht eindeutig ins Pathologische. Die Moschee selbst war geschlossen, aber man konnte hineinschauen. Es sah aus, wie in einer zum Vortragssaal umgebauten Turnhalle. Und natürlich mußte man auch hier die Schuhe ausziehen. Klar - ich werd jetzt hier stundenlang die Schnürstiefel enzurren und in der Hand tragen, nur um das Resultat der Verschwendungssucht eines geistigen Kleinrentners zu begutachten, und den Pfusch am Bau zu bestaunen. Soweit kommt es noch.

Die Shah-Faisal-Moschee bei Islamabad.

Wir fuhren zu einem Bücherladen in F-7. Almut mußte sich mit Literatur eindecken. Viele Bücher sind in Deutschland nicht zu bekommen. Eines ganz sicher nicht, das mir sofort am Eingang ins Auge fiel: Adolf Hitlers "Mein Kampf". Leider nur auf Englisch, aber dafür stapelweise. Und der Preis war auch sehr moderat. Umgerechnet kostete es nur $1,85. Die englische Version wollte ich schon immer mal haben. Bei Amazon kostet es immerhin satte £14,99. So stand es nämlich auf dem Einband. Man muß also nicht extra nach Pakistan fahren, denn solche Bücher sind in der Freien Welt sogar bei Amazon erhältlich. In Deutschland begnügt man sich damit, gebetsmühlenartig zu wiederholen, daß das alles gar nicht passiert wäre, hätten die Menschen das Buch auch gelesen. Dann sei mir bitte die Frage erlaubt, warum man das Buch dann verbietet. Das würde sich ja widersprechen. Außer, man möchte, daß es wieder so geht, was mir immer plausibler scheint, wenn ich mir Deutschland so ansehe. Die schreien ja alle am lautesten gegen Nazis und merken nicht, daß sie selber die größten Verhaltensfaschisten sind - sowohl die Staatsdiener, als auch Otto Normalverbraucher. Die Mentalität der Deutschen hat sich seit hundert Jahren nicht geändert. Was immer befohlen ist, das wird befolgt, und zwar am meisten von denen, die gegen Kadavergehorsam wettern.

Die Bestseller gestapelt im Eingangsbereich des Bücherladens in F-7.

Es gab aber auch interessante Bücher, darunter eines, welches den Titel trug "Koran, Kalashnikov and Laptop: The Neo-Taliban Insurgency in Afghanistan 2002-2007". Man darf natürlich nicht den Fehler machen zu glauben, daß man hier vor Propaganda geschützt ist. Es ist zwar leicht, die Propaganda zu erkennen. Pauschal kann man sagen: Alles, was offiziell ist, ist Propaganda. Das ist in Pakistan nicht anders als in Europa. Man kann auch versuchen herauszufinden, was hierzulande wirklich abgeht, aber das ist sehr schwierig. Meistens hält man das für die Wahrheit, was sich am schlüssigsten anhört. Auf den ersten Blick hört sich jede Version erstmal schlüssig an, bis - ja, bis man beginnt, sich damit zu befassen, und die Dinge zu hinterfragen. Dann hat man nämlich meist den Salat. Vor diesem Problem stand ich schon 1998 in Libyen. Alles, was ich bis dahin zu wissen glaubte, war von vorn bis hinten gelogen. Alles Lügen. Nicht weit von hier, nämlich im Iran, hat man gleich das nächste Beispiel. Und so ist es mit allem. Doch braucht man nicht erst in den Iran oder nach Libyen zu fahren. Es reicht, wenn man die Zeitung aufschlägt, das Hirn einschaltet, und das, was man da liest mit dem vergleicht, was man sieht. Das macht nur kaum einer, denn der durchschnittliche Zeitungsleser hat ja bekanntlich das Gedächtnis einer Eintagsfliege. Oder einfach eine Zeitung ein paar Jahre aufheben und dann nochmals durchlesen. Da erkennt man auch oft die Lügen. Und allein die kindliche Annahme, die Zeitungen würden die Wahrheit berichten, ist schon mal nicht schlüssig.

Daß dieser Konflikt hier nämlich deswegen stattfindet, weil ein Vollbart mit Wickelmütze und Handy von einer Höhle in Afghanistan aus 19 Studenten mit einstelligem IQ kommandiert und dirigiert haben soll, die dann, mit voll krassen Teppichmessern bewaffnet, nicht nur stundenlang die beste Flugüberwachung der Welt an der Nase herumgeführt haben, sondern dann auch noch mit nur zwei Flugzeugen mitten in New York drei Gebäude bis auf die Grundmauern niedergerissen haben und nebenbei mit einem dritten Flugzeug auch noch ausgerechnet den leeren Flügel des sichersten Gebäudes der Welt, nämlich das Pentagon, getroffen haben sollen - und keine der tausend Kameras hat etwas aufgezeichnet - ist gelinde gesagt, eine sehr abenteuerliche These. Daß das gleichzeitig die offizielle Version ist, das zeigt lediglich, wie verblödet die Mehrheit der Menschen sein muß, um so etwas unhinterfragt zu glauben. Ansonsten müßte jedem halbwegs vernunftbegabten Menschen auffallen, daß diese These sich sofort als unhaltbar erweisen muß, wenn man nur ein paar wenige Fragen dazu stellen würde. Fragen, die die Presse in zehn Jahren nie gestellt hat, übrigens. Zum Beispiel: "Warum benutzen Abrißunternehmen nicht ferngesteuerte Schrottflugzeuge, um Gebäude einzureißen, statt ganze Arbeiterkolonnen monatelang damit zu beschäftigen, die Sprengvorbereitungen zu treffen?" oder "Warum wickelt man Flugschreiber nicht in Pässe ein?", und mir würden sicher noch ein paar andere Fragen einfallen. Wer sich aber ernsthaft hinstellt, und zu fragen wagt, oder gar Beweise fordert, der ist weg, sofern er systemabhängig ist. So einfach ist das. Würde jemand, der an der Uni oder für eine große Zeitung arbeitet, die falschen Fragen stellen, und denen gar nachgehen, dann wäre dort ganz schnell eine Stelle frei. Auch deren Vorgesetzten müssen darauf achten, daß sie sich keine falschen Zungenschläge erlauben, sonst ist die Professur weg, und unter Umständen auch das noch nicht abbezahlte Haus. Die wissen entweder genau, was gespielt wird - oder sie sind vollkommen verblödet und perfekt indoktriniert - aber wer für das System arbeitet, der muß eben mitspielen, sei es aus Notwendigkeit oder aus Dummheit. Das selbe gilt für alle, die Öffentlichkeitsarbeit in irgendeiner Form leisten, also Lehrer, Publizisten, Journalisten, Reporter, Parteimitglieder, bis hin zu Sachbearbeitern auf irgendwelchen untergeordneten Behörden. Bei denen, die nicht erpreßbar sind, weil er sich nicht in direkter finanzieller Abhängigkeit vom System befinden, und die sich die Freiheit herausnehmen können, diese Fragen zu stellen, die bekommen Titel wie "Spinner", "Verschwörungstheoretiker", oder "Nazi" verliehen. Das sind so die üblichen Methoden. Eine Auseinandersetzung findet nicht statt. Es wird wahlweise reprimiert oder diffamiert, und daran zeigt sich am deutlichsten, was Sache ist. Aber lieber Verschwörungstheoretiker als Systemidiot. Die meisten Menschen sind überhaupt nicht in der Lage, selbständig zu denken. Die haben nur noch vorgefertigte Gedanken, die sie den Medien entnehmen und plappern das kritiklos nach. Gerade Deutsche. Die brauchen ja schon Richtlinien, um sich die Schuhe richtig zu binden. Das sind auch die, die sofort Alarm schlagen, wenn irgendwer in irgendeiner Form aus der Reihe tanzt.

Aber zurück in den Alltag. Auf dem Parkplatz sprangen, wie immer, einige Hampelmänner herum, die die Autos waschen wollten. Und da der Blaue mit Abstand das dreckigste Auto auf dem ganzen Parkplatz war, mußte ich natürlich des öfteren mal hinaus und sie verscheuchen. Am Anfang erklärt man noch in höflich-englischem Ton, daß das Auto so dreckig gehört, daß man das so haben will. Aber spätestens, wenn der dritte Typ dann, nachdem er gefühlte zwanzig Mal "Yes, Sir. No problem, Sir!" gesagt hat, sich dranmacht, das Auto zu waschen, ist alles wieder ganz einfach. Entweder will er einen verarschen, oder er ist einfach behindert. Für beide Fälle liegt die Lösung des Problems auch wieder im englischen Ton, in diesem Falle allerdings in dem, den der Engländer seinem Hund gegenüber anschlägt: "Nein! Aus!", und mit der Hand eindeutig nach "Weg" zeigen.

Als wir dann mit dem Büchereinkauf fertig waren, und die Beute im Auto verstaut hatten, war der Kofferraum voll, mein Magen allerdings leer. Daher gingen wir zum Pizza Hut nebenan. Waffen müssen hier leider draußen bleiben, wie man dem Plakat am Eingang sofort entnehmen konnte. Zumindest war das meine Interpretation. Könnte ja auch heißen, daß nur die Beine, der Kopf und der Körper hineindürfen, die Arme aber draußen bleiben müssen. Im Englischen wäre hier der Begriff "Weapons" vielleicht passender gewesen, aber wir wollen mal nicht so genau sein.

"Waffen sind im Restaurant nicht erlaubt."

Die meisten Leute, die es sich leisten konnten, hier zu speisen, waren Einheimische, die im Ausland lebten oder gelebt haben. Das merkte man schon daran, daß sie Englisch sprachen, und nicht etwa Urdu. Die Preise waren verglichen mit London sehr human. Alles zusammen kostete umgerechnet weniger als 8€. Arnie piekste mir mit der Gabel ins Auge und lachte recht dreckig. Ich nahm ihm die Gabel weg, er krabbelte murrend weg und verschwand im Treppenhaus. Die anschließende Lärmentwicklung signalisierte mir dann, daß der Abstieg nicht nach Plan verlief. Als ich hinzukam lag er ein halbes Stockwerk tiefer, aber Schäden konnte ich keine feststellen. Zum Glück war die Mutter nicht in der Nähe. Ich brachte ihn wieder zurück an den Platz und gab ihm statt der Gabel einen Strohhalm und setzte die Sonnenbrille als Augenschutz auf. Nach der Pizza fuhren wir wieder zurück zur Basis, da es so aussah, als wollte es bald regnen, und ich wollte die Bücherkisten nicht bei Regen ausladen.


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© by Markus Besold