< August 2010 > | ||||||
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Ich wachte auf und packte als erstes meine Sachen zusammen. Eine Ausrede nach der anderen wird konsequent ausgebrannt, so daß man am Schluß einfach losfahren muß. Ich schickte Betscher eine SMS, daß ich auf dem Weg nach Belgrad wäre und er mir ein Hotel klarmachen soll, was nicht zuviel kostet. Der rief zurück und sagte, ich hätte keine andere Option, als bei den Eltern von Milicia zu wohnen, wie schon damals 1999. Hotel geht nicht. Auch gut. “Ach, und übrigens hast Du morgen früh um 9 einen Werkstattermin wegen der Klimaanlage.” Eigentlich wollte ich mich vor der Abfahrt nochmal hinlegen und ausschlafen, aber das klappte halt einfach nicht. Wir mußten einfach los, ob ich nun wollte oder nicht. Jetzt hatte ich sowas wie einen Termin. Der Kofferraum wurde eingeräumt und es war etwa 17:15 Uhr, als wir mit einem Kilometerstand von 319.180 losfuhren. Auf der B17 fiel mir ein, daß ich die Gammeldecke vergessen hatte. “Bist Du blöd? Danach habe ich Dich doch extra noch gefragt!”, stellte Almut ganz richtig fest. Stimmte. Und ich gab zur Antwort: “Ja, die liegt schon in der Garage bei den Sachen, die eingepackt werden müssen.” Stimmte ja auch. Nur das mit dem Einpacken scheiterte an der Umsetzung. Ich verließ die B17 und drehte um in Richtung Göggingen. Da bleibt mir das Gaspedal hängen. “Was ist denn das jetzt für ein Scheiß? Immer irgendwas!” Ich mußte das Gaspedal immer mit dem Fuß zurückziehen. Das ist viel zu kompliziert, wenn man auch noch gewohnt ist, immer mit Zwischengas zu fahren. Ich fuhr in die Einfahrt. Erst mal Dennis anrufen. Der gab mir in Baby-Steps an, was zu tun war. Den Fehler hatten wir dann auch bald gefunden. Da ist sowas wie ein Stoßdämpfer eingebaut – in diesem speziellen Fall auch noch verkehrt herum, obwohl da ein dicker Pfeil ist unter dem “Oben” steht. Möchte gar nicht wissen, welcher Pfuscher dieses Auto mal gefahren hat. Allein die Lenkung treibt einen zur Weißglut, jetzt auch noch das. Ich nahm den Stoßdämpfer heraus und alles funktionierte wieder einwandfrei. Zum Teufel mit dem Teil. Braucht keiner. Dann holte ich die Decke, verabschiedete mich zum zweiten Mal von meinen Eltern und wir fuhren wieder los.
Die Fahrt verlief relativ ereignislos bis zur Grenze mit Österreich. Zunächst war ich froh, diesem Drecksland entronnen zu sein. Zwei Wochen ohne, daß ich mit den Drecksbullen in Berührung kam ist mittlerweile eine ordentliche Leistung. Doch die Freude hielt sich in Grenzen. Österreich ist ja nun nicht gerade das Gegenteil von Deutschland. Nach der Grenze hielten wir und kauften erst mal diese idiotische Vignette. Parkgebühr, sozusagen. Kaum waren wir nämlich auf diese verschissene Autobahn gefahren, standen wir auch schon, und zwar komplett. 21:00 Uhr: Absoluter Stillstand. Diese dämlichen Ostmärker. Erst einen Haufen Geld für dieses Dreckspickerl verlangen und als Gegenleistung bekommt man beschissenes Wetter, Stau und ein Trupp von behinderten Idioten, die nicht in der Lage sind einen LKW zur Seite zu schieben, damit man weiterfahren kann. Vollpfosten! Sicherlich von einer Polizeistation hinter der Grenze rekrutiert… Sollen sich auf ihre Berghütten verziehen! Hätte man nur seinerzeit nicht nur Südtirol, sondern den ganzen Rest an die Italiener verschenkt, dann könnten die Leute hier wenigstens autofahren. Zweieinviertel Stunden – der Motor lief durch, zwar schaffte er es, die Frontscheibe klarzuhalten, aber er vermochte es nicht, mich in den Schlaf zu wiegen. Das waren wertvolle Stunden, die mir hinterher wieder fehlen würden. Die Drecksklima ging auch nicht, die Seitenscheiben waren beschlagen. Ich fühlte, daß nicht viel fehlte, daß mich der “Furor Teutonicus” packte und ich den LKW dort in Trümmer schlug. Wir standen auf der Rechten Spur. Backbord die überholspur, auf der anderen Seite der Standstreifen, auf dem ab und zu Autos an uns vorbeifuhren. Nicht nur offizielle, sondern auch zivile und ausländische. Ich dachte noch, ob ich mich vielleicht anschließen sollte. Im Zweifelsfall kann man immer sagen, daß das Kind dringend zum Arzt muß. Plötzlich höre ich direkt steuerbord achteraus dieses häßliche Geräusch, das entsteht, wenn Reifen über nasse Fahrbahn schlittern und, als hätte ich es geahnt, kamen auch zwei dumpfe Schläge. Wir wurden nicht getroffen. “Steigst Du mal aus und schaust ob was passiert ist?”, fragte Almut. Ich stieg aus. Ein klassischer Idiot stand da, neben seinem Auto, beide Hände über dem Kopf und schrie voller Entsetzen “Scheiße! Scheiße!”, und starrte vor sich auf den Boden, wo einem älteren Mann gerade von einer zumindest bei Dunkelheit und Regen äußerst hübschen Blondine aufgeholfen wurde. Der eine Depp ist aus dem Bus, der hinter uns stand ausgestiegen und hat den anderen Deppen, der am Standstreifen entlangfuhr übersehen und wurde dafür seinerseits selbst übersehen. Ich zog es vor, das Auto auf die Überholspur zu manövrieren. Ich will raus aus diesem Idiotenhaufen! Als nun so viele Fahrzeuge begannen, auf dem Standstreifen nach hinten zu fahren, schloß ich mich an. Das ist das erste Mal, daß ich auf einer Autobahn in verkehrter Richtung fahre. Bergaffen! Dreieinhalb Stunden für den Arsch.