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Pakistan 2010
Montag, der 23. August

War es wirklich schon Montag? Mir fehlte irgendwie ein Tag, ich hätte schwören können, es war erst Sonntag. Das kommt wahrscheinlich von der durchfahrenen Nacht. Was soll’s. Weiter ging die Fahrt in Richtung Osten. Um 9:38 (321956) kreuzten wir den Bosporus. Nun waren wir in Asien und hier würden wir auch die nächsten Monate verbringen. In Ankara waren wir relativ schnell. Diesmal hielten wir allerdings nicht an, sondern fuhren gleich auf der Autobahn weiter. Wir hatten nun so eine Karte erworben und die Preise waren sehr moderat. Schon bei der zweiten Ausfahrt verließen wir die Autobahn. Wir wollten beim Real,- die Vorräte ergänzen. Es war ein riesiger Einkaufskomplex. Solche Sachen kannte ich eigentlich nur aus Amerika. Alles sehr steril, riesige Parkplätze.

Einkaufszentrum Istanbul.

Nach über einer Stunde fuhren wir weiter Richtung Osten. Ankara passierten wir und blieben weiter auf der Autobahn. Im Navi war als Ziel Dogubayazit eingegeben, das liegt am Ararat und ist das Grenzkaff zu Iran. Doch Almut fragte, ob es denn als sinnvoll erachtet werden könnte, am Schwarzen Meer entlang zu fahren und über Georgien und Armenien zu fahren. Sicherlich kann, wer will, das als sinnvoll erachten. Hauptsache der Diesel läuft. Von der Türkei nach Armenien direkt geht nicht. Die Türken und die Armenier haben gewisse Schwierigkeiten miteinander. Irgendwo in L.A. Habe ich mal von einem Völkermord an den Armeniern gehört. L.A. Hat eine sehr große armenische Gemeinde. Bis dahin wußte ich davon nichts. Ein in Deutschland aufgewachsener Türke, den ich in Destroit traf, und den ich – weil mir sein Holocaust-Gerede etwas auf den Zeiger ging – darauf ansprach, um ihn daran zu erinnern, daß man besser vor der eigenen Haustüre kehren möchte, erklärte mir, daß das nicht die Türkei zu verantworten hätte, sondern das osmanische Reich. Gut. Dann hat das mit den Juden auch das Großdeutsche Reich zu verantworten und nicht die Bundesrepublik. „Neineinein, da liegen die Fakten doch wieder ganz anders…“ Was solls, ich hab jedenfalls mit der Ganzen Sache überhaupt nichts zu tun. Das Heilige Römische Reich Deutscher „Nation“ war schon scheiße, das Großdeutsche Reich auch und die Bundesrepublik ist noch scheißer.

Auf dem Weg nach Ankara.

Sollen die doch machen was sie wollen und mich in frieden lassen. Deshalb sind wir ja schließlich auch hier, weil wir mit dem ganzen Mist nichts zu tun haben wollen. Allerdings hatten wir nun doch das Problem, daß es die Türken nicht interessiert, ob wir nun etwas damit zu tun haben wollen oder nicht – über diese Grenze konnten wir nicht. Also Georgien. Von Georgien aus dann nach Armenien und von dort in den Iran. Was das aber unweigerlich mit sich brachte war die nächste Problematik: Die Visa für Pakistan laufen in exakt 12 Tagen ab. Fahren wir nun nach Plan direkt, sind wir in zwei Tagen in Teheran, in vier in Esfahan, und wenn wir gemütlich fahren, in 10 Tagen spätestens in Zahedan an der pakistanischen Grenze. Es ist zu machen. Drehen wir nun nach Norden ab, können wir es vergessen, denn man fährt nicht einen Umweg, um schneller dazusein, wenn man kein Politker ist. Wenn wir nach norden abdrehen, dann ist es sinnlos, die Länder zu durchrasen. Und wie ist es überhaupt mit den Visa? Brauchen wir dafür Visa? Oder kriegt man die an der Grenze. Almut hatte einen Georgien-Reiseführer dabei, also gehe ich davon aus, daß diese Möglichkeit der Planänderung nicht wirklich so spontan war, wie es zunächst schien. Angeblich bekommt man das Visum für beide Länder an der Grenze, aber wir sollten im Internet nochmal genau bei Google anfragen. Das heißt, wir übernachten nicht in der Pampa. Kein Schaden ohne Nutzen. Ich änderte die Zielkoordinaten von Dogubayazit in Hopa um. Das lag an der georgischen Grenze. Wir waren erstaunt, wie aufgeräumt hier alles war. Kein Vergleich mit der Strecke im Landesinneren. Abgesehen von zwei oder drei Baustellen, nur allerbester Asphalt und an der Küste eine Strandpromenade, wie man sie an der italienischen und französischen Mittelmeerküste findet. Für mich ist der Osten der Türkei von Atatürk zur Rumpelkammer unfunktioniert worden. Wer nichts kann, der wurde nach Osten verlegt. Ein fragwürdiger Ansatz, aber immer noch besser als das deutsche Konzept. Dort steckt man solche Leute in Polizeiuniformen, hier schickt man sie in den Osten, wo sie keinen Schaden anrichten können, weil die Esel für sie denken. Daß die Deutschen Jahrzehnte später in dieser Mülltonne nach Verwertbarem wühlen, hätte Atatürk sich in Galipoli bestimmt nie träumen lassen. „Sie brauchen keine Angst haben von Dieben, die haben wir alle schon nach Deustchland geschickt“ – diesen Satz eines Türken, den ich hier vor Jahren traf, werde ich nie vergessen. Aber hier an der Schwarzmeerküste war es ganz anders. Hier war keine Rumpelkammer. Es gehört mit zu den aufgeräumtesten Gegenden, die ich je gesehen habe.

Um 22:00 Uhr (322.774) kamen wir in einem Kaff in Ordu an und checkten in einem Hotel Ankara ein. Sehr günstig aber doch sehr gut. Zwar keine AirCondition, aber dafür einen Balkon etwa fünfzig Meter vom Schwarzen Meer. Ich stellte fest, daß unter dem Auto eine Lache war. Finger in die Lache, dann in die Gosch. „Hm. Dieselkraftstoff…“ Ich holte den entsprechenden Schlüssel aus dem Kofferraum und zog die Schraube am Dieselfilter fest. Almut und Arnie wurden im Zimmer abgeladen und ich packte in der Lobby den LapTop aus und sah mich um, was sich in der aufregenden großen weiten Welt des Internet so tat.


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