Pakistan 2010
Sonntag, der 22. August

Umhergeschlendert in Istanbul. Wir gingen in die Stadt und während Almut den Kleinen spazierentrug saßen Seat und ich in einem Lokal und pafften eine Schischa. Leider gab es aber dazu kein Bier, aber wenn man unterwegs ist vermißt man das auch eher weniger. Er stamm aus einer Mischehe, ist also Iraker und Deutscher – je nachdem, was gerade angesagt ist. Ähnlich wie bei mir. Und er ist überzeugter Atheist, was ihn sehr sympathisch macht.

Im Islam gibt es scheinbar sowas wie ein Punktesystem – ob nun offiziell oder nicht, ist egal. Etwa so wie in Deutschland, wenn man bei einer bestimmten Tankstelle tankt. Wenn man als gläubiger Moslem also vor dem Sonnenaufgang betet kriegt man dafür mehr Punkte, als wenn man dann betet, wenn man sowieso schon wach ist. Je mehr ich reise, desto mehr ist mir Religion zuwider. Ich glaube, das ist ein ganz natürlicher Prozeß. Religion - egal welche – ist ein Instrument der Macht, allerdings nur solange es genug Dumme gibt, die diesen ganzen Mist auch glauben. Die katholische Kirche wäre ohne die kleinen gläubigen Bauern ein unbedeutender Sauf- und Raufverein geblieben. Im Islam ist es ähnlich, um nicht zu sagen genauso. Und immer da, wo Religion so wichtig ist und nach außen gekehrt wird, desto mehr tun sich hinter den Kulissen Abgründe auf. Und das hört bei weitem nicht damit auf, daß irgendwelche reichen Saudis nach Ägypten reisen und sich beim Saufgelage die 13-jährigen Mädchen ankarren lassen. Ob es dafür wohl Punkteabzug gibt? Ich weiß es nicht. Ich reagiere nur algerisch darauf, wenn mich jemand missionieren will. In dem Punkt bin ich sehr amerikanisch. Sollen sie doch glauben was sie wollen, meinetwegen an einen rosaroten Elephanten, der hinter dem Mond lebt und die Geschicke der Menschen bestimmt. Solange sie akzeptieren, daß andere daran nicht glauben ist alles fein.

Das Christenthum ist da nicht besser als der Islam. Im Gegenteil, denn die sollten es besser wissen. Dann kommt so ein Bush daher und führt ständig Gott im Mund. Gott, den er ständig führt im Munde, der richte ihn demnächst zugrunde. Geißel der Menschheit. Wer das auch immer gesagt hat, er hatte recht. Und sowas im 21. Jahrhundert…

Das Gespräch kam auch auf einen Landstrich, den die Franzosen damals irgendwann in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts von Syrien abgetrennt haben und der Türkei auf 99 Jahre vermacht. Da soll es in ein paar Jahren eine Volksabstimmung geben und daher buttert die Türkei Kohle ohne Ende in die Region. Ob sich das wohl rechnet? Ob es da irgendwelche wichtigen Rohstoffe gibt ist mir unbekannt, ich denke aber nicht. Ich frage mich nur, was sie mit dem Fetzen Land wollen. Wie man sich nur um ein paar Sträucher und Steine so streiten kann ist mir schleierhaft. Liegt wohl in der menschlichen Natur. Es gibt in Frankreich Landstriche, die aus ein paar Quadratmetern Schlamm bestanden, auf denen hunderttausende krepiert sind. Die einzige Erklärung, die mir als altem Misanthropen einfällt ist die, daß so ein Verhalten sicherstellt, daß die Menschen nicht zuviel werden.

Auch dieses Ärzte-Team, das vor kurzem in Afghanistan ermordet wurde. Angeblich hatten sie Bilbeln dabei und wurden deshalb hingerichtet, weil sie als Missionare angesehen wurden. Ob sie tatsächlich Bibeln dabeihatten, das weiß keiner, wenn ja, dann war das ziemlich dumm. Ich bin mir ziemlich sicher, daß sie noch leben würden, hätten sie „Mein Kampf“ in Landessprache dabeigehabt. Man kann dazu stehen wie man will, wenn man sich ansieht, was Religionen im Lauf der Geschichte an Menschenopfern verschlungen hat, muß man zugeben, daß der Altkanzler dagegen ein Weisenknabe war. In der Türkei ist YouTube übrigens gesperrt. Was für ein Schwachsinn. Zensurgeschichten hätte ich frühestens im Iran erwartet…

Dieser Abschleppvorgang dauerte etwa 30 Sekunden. Der Fahrer muß nicht mal aussteigen.