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Pakistan 2010
Dienstag, der 17. August

Gleich in der Früh fuhren Milicia und ich zum Spureinstellen. Das lag in dem Stadtteil, in dem ich 1999 gewesen war. „Keine Ahnung. Kann mich nicht erinnern, Deine dämliche Tante hat es ja nicht für nötig gehalten, mich zu wecken“, gab ich im vorwurfsvollsten Ton zurück. Da lacht sie mich aus. „Niemand in diesem Auto findet das witzig, außer Dir!“ Das hat man davon, wenn man sich auf Frauen verläßt. Jetzt muß ich mein restliches Leben mit der seelischen Belastung zurechtkommen, daß ich nicht weiß wie sich ein echter Bombenangriff anhört. 

Bei der Werkstatt war ich wohl angemeldet und wurde direkt auf die Bühne weitergeleitet. Man machte sich sogleich an die Arbeit. Ich saß derweil mit Milicia vor der Werkstatt und sah zu. Nach wenigen Minuten war alles eingestellt. Der Werkstattmeister wollte eine Runde drehen, um sicherzustellen, daß die Geradeauslaufeigenschaften nach meinen Vorstellungen waren und er bat mich mitzukommen. Alles wunderbar. 

Vor der nächsten Werkstatt.

Nun fuhren wir wieder zu der Werkstatt bei der wir gestern bereits waren. Anlasser richten, Luft- und Dieselfilter wechseln. Er meinte, es würde ein paar Stunden dauern. „Gut“, sagte ich, „dann fahren wir derweil heim. Er soll einfach anrufen, wenn er fertig ist, oder kurz vorher.“ Milicia übersetzte. Dann rief sie ein Taxi und wir fuhren zurück. Ich legte mich ins Bett und erholte mich von dem frühen Aufstehen. Allerdings würde ich mich über kurz oder lang daran gewöhnen müssen, mich dem Tagesrhythmus anzupassen. Unterwegs sind meine Schlafgewohnheiten eher hinderlich. Am besten ist es immer, man fährt zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. Alles andere ist Schwachsinn – auch wenn mir das immer und immer wieder passiert. Wenn ich recht überlege, passiert es mir überhaupt unterwegs recht selten, daß ich mit dem Sonnenuntergang den Tag beende. Das ist ein bißchen wie mit dem Rauchen: Man weiß, daß es nicht gut ist, macht es aber trotzdem.
Goran, Betscher und Richie kamen vorbei. Richie mußte zum Flughafen und da der in der Nähe der Werkstatt war, sollten Milicia und ich gleich mitfahren. Sie würden uns dann dort rauslassen.
Nachdem ich Betschers um Übersetzerdienste und um 30 € gebeten hatte, fuhren die anderen beiden weiter und Milicia und ich brachten das Auto gleich zu der Werkstatt, die uns der Meister empfohlen hatte. Die war am anderen Ende der Stadt, aber wir fanden sie. Es sah auch weniger aus wie eine Werkstatt, sondern mehr wie eine Baustelle. Von Innen aber wie ein moderner Neubau. Könnte auch in Dinkelscherben oder Aubing stehen. Milicia übersetzte das Problem, er testete die Anlage. Ich hörte, wie der Kompressor einsetzte. Den Kompressor an sich konnte ich nicht hören, aber dafür hörte man deutlich, wie die Drehzahl des Diesels in den Keller ging. „Ich glaub… Ich glaub der läuft. Er läääuft!“ Er schlug vor, die Anlage nach Lecks zu untersuchen, gegebenenfalls zu beheben, dann auf 134a umzurüsten und ebendieses Gas dann in die Anlage zu füllen – für 50 €, allerdings ohne Garantie, daß sie dann auch funktioniert. „Also gut. Mach mal“, ließ ich übersetzen und bald darauf fuhren wir mit dem Bus zurück.
Abends fuhren wir zu einem Aussichtspunkt. Eigentlich ein schöner Platz, denn man konnte ganz Belgrad überblicken. Man erklärte mir, das wäre 1999 auch schön gewesen, von hier aus zuzusehen, aber da stand hier Flak, daher wären solche Abende zu der Zeit etwas ungemütlicher ausgefallen. "Ich möchte nicht darüber sprechen..." Heute ausnahmsweise mal früh ins Bett gegangen.

Im Hintergrund Stadt und Feste Belgerad.


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© by Markus Besold