< September 2010 > | ||||||
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Heute laufen die Visa für Pakistan ab. Das werden wir Zeitlich garantiert nicht schaffen. Somit ist ein längerer Aufenthalt in Teheran sicher und Theater vorprogrammiert. Aber dazu später – zwangsläufig. Zum Früstück gab es Nudeln mit hartgekochtem Ei. Das war im Preis mit inbebriffen. Ich saß in der Küche am Computer im Internet. Almut teilte mir mit, daß wir Arminia mitnehmen würden.
Eintrag KTB: "1143 325200 → Yerevan". Wir fuhren los. Ich fuhr nochmal den Kreisel, um ein Bild vom berühmtesten Sohn der Stadt zu machen. Irgedein Kumpel vom Lenin. Arminia wußte da besser bescheid und erklärte die Zusammenhänge.
Weiter, zunächst auf der blauen Linie, auf der wir gekommen waren, dann bogen wir irgendwann ab. Wir fuhren durch das Gebirge. In Spitak sei auch alles kaputtgegangen bei dem Erdbeben 1988. Ist schon eine Weile her. Aber das deutsche Krankenhaus stand da noch, war auch noch sauber und augeräumt, der Lack glänzte in der Sonne und auf dem Dach sah man deutlich das Rote Kreuz. Das verlieh dem Krankenhaus das Aussehen eines Lazaretts.
Dann fuhren wir durch das Kurdengebiet. Arminia erklärte alles sehr schön, wer hier wo wohnte und warum. Diese Leute sind keine Christen und keine Islams, sondern Heiden und für alle, die Karl May noch gelesen haben: Das sind die berühmten "Feueranbeter". Natürlich beten sie nicht das Feuer an, sondern die glauben einfach an irgendwelche Lichtgestalten oder so was. Deutlich sympathischer, jedenfalls, als diese Karnevalisierung der Natur, wie sie bei den monotheistischen Religionen so üblich ist.
Als ich mich einmal über einen dieser Polizisten lustig machte, die scheinbar mit ausrangierten Mützen der Roten Armee umherlaufen, die ihnen mindestens fünf Nummern zu groß sind, erklärte sie mir, daß die Russen nach wie vor hier stationiert sind. An der türkischen und an der azerbaidschenischen Grenze stehen russische Posten. "Das ist aber seltsam", sagte ich. "Glaub mir, wenn man solche Nachbarn hat, dann ist das alles andere als komisch", und sie erzählte dann Geschichten aus Aserbaidschan, wo man den Armeniern die Kehlen durchgeschnitten hatte. Die aserbaidschesische Polizei konnte da wohl nichts dagegen machen und dann schickte man praktisch die Armenier zu ihrer eigenen Sicherheit nach Hause. Ähnlich muß es wohl in der Türkei gewesen sein, aber die Geschichte ist schon Geschichte und wurde auf dieser Fahrt nicht näher erläutert. Warum können sich die Leute nicht einfach vertragen? Weil davon zuviele auf der Welt sind. Es hat ja schon nicht geklappt, als es nur ganz wenige waren, wie soll es denn jetzt klappen? Die Georgier mögen die Armenier und die Azerbaidschenen nicht, die Armenier mögen die Georgier und die Azerbaidschenen nicht und die Azerbaidschenen mögen die Armenier und die Georgier nicht. Also niemand mag niemanden nach dem Motto "Alles Deppen außer mir." Im Lonely Planet hab ich folgende Armenische Problembeschreibung gelesen: Ein Junge fragt seinen Großvater, warum die Armenier noch keinen Menschen ins All geschickt hätten. Der Opa antwortet: "Wenn wir einen Kosmonauten ins All schicken, dann sterben die Georgier alle vor Neid, und daher stürben alle Armenier vor Genugtuung. Und wenn die Georgier und die Armenier alle tot wären, würde das ganze Land an die Azerbaidschanis fallen."
Achtzig Jahre Kommunismus haben auch die Kirchen im Lande mehr oder weniger leergefegt. Ich sage ja: Es gibt nichts auf der Welt, was nur gut oder nur schlecht ist – auch wenn das nicht in das deutsche Weltbild paßt. Ich schließe mich da der Meinung Volker Pispers an, der da sagt: "Für mich sind alle Leute, die an so etwas glauben nur zu faul, um selbst zu denken." Sie schien meine Ansicht nicht zu teilen. "Aber manchmal ist es doch ganz gut, an einen Gott zu glauben." "Das tu ich!", sagte ich. Ich kramte meinen Geldbeutel heraus, nahm einen Dollarschein heraus und sagte voll Gottvertrauen: "In him I trust!" Als sie mir dann sagte, daß Gott gerade in diesem Augenblick bei uns ist, entgegnete ich, daß ich allerdings meiner Meinung nach einen ziemlich guten Job mache. Wenn ich nämlich diesem ominösen Gott das Lenken überlasse, zerschellen wir an der nächsten Felsenwand, soviel steht fest.
An einem Parkplatz hielt ich an. "Was steht da auf dem Schild?" Sie las es. "Nun, im Prinzip, daß man ein toller Hecht ist, wenn man es bis hierher geschafft hat." "Das wußte ich schon vorher", sagte ich, bescheiden wie immer. Ich nahm dennoch ein Bild. Auf dem Weg zurück zum Auto stellte ich fest, daß das, was ich für einen "Parkplatz"hielt, in Wirklichkeit eine Straßenkreuzung war. Darauf machte mich ein wild hupendes Auto aufmerksam. Kurz danach ging es bergab. Schilder warnten: "Engege low gear. Long inclane."
Sie zeigte auf eine Häuserzeile und erklärte dazu, daß ein Exilarmenier (den Namen hab ich schon wieder vergessen) aus den USA diese Häuser nach dem Erdbeben da hingestellt hätte. "Klar, der ist ja nicht blöd", sagte ich, "das hat sich mit den Mieteinnahmen sicher bald rentiert." "Nein", sagte sie, "der hat das gespendet, gestiftet, der verdient damit kein Geld. Das war nach dem Erdbeben alles platt hier." "Tja, so sind sie, die Amerikaner. Immer sehr großzügig." Nicht lange danach waren wir in Yerevan. Da war eine Baustelle, und da gleichzeitig die amerikanische Bothschaft auch in der Gegend war, machte ich die gebildete Schätzung, daß diese Baustelle nicht so schnell fertiggestellt werden würde. Wir kamen dann an der amerikanischen Universität vorbei.
Sie sagte, sie würde uns zum Touristen Informationspunkt bringen und selbst mit der U-Bahn weiterfahren. Ich erklärte ihr, daß es laut Lonely Planet in Armenien nur zwei Touristen-Info-Punkte gibt. Eines in Yerevan und eines in Stepanovan. "Ja, das weiß ich...", sagte sie. Stimmt. Hatte ich vergessen. Da ich ihr nichts Neues zu erzählen vermochte, erzählte sie ein bißchen was zum Tourismus im Lande. Die meisten Touris sind Exilarmenier oder solche, die das Land ihrer Väter und Großväter besuchen wollen. Die sind meistens in schicken Hotels in Yerevan untergebracht und machen Tagestouren in verschiedene Ecken des Landes. Sie lotste uns direkt zur Touri-Info und von dort verabschiedete sich auch.
Die Info-Punkt-Dame aus Yerevan war auch sehr freundlich und hilfreich. Die gab uns eine Mappen von Yerevan und malte ein paar Unterkunftsmöglichkeiten hinein, die auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten waren: "Nichts für reiche Amis." Wir fuhren also los und suchten ein Hotel. Erst installieren, dann auf Erkundungstour. Das Lotsen übernahm Almut, was bedeutet: Das Wichtige ist entweder unverständlich oder wird weggelassen, dafür bekomme ich alles Unwichtige mit. "Entschuldigung", "wir können aber auch", "wenn man da abbiegen kann" und lauter so Zeug. Zum Glück waren wir ziemlich schnell da, ich war kurz davor, loszubellen. "Nächste links", "Nächste rechts", mehr braucht man nicht. Das ist so einfach, das darf man sogar dem dämlichsten Hauptschüler zutrauen, der gerade mal links und rechts unterscheiden kann. Aber für die Intelektüllen ist das zu kompliziert. Sobald der Kleine sinnvoll deuten kann bekommt er solche profanen Dinge wie Mobiltelephone und Straßenkarten. Der kann damit sicher mehr anfangen. Almut darf dann Vokabeln lernen. Das kann sie wenigstens.
Wir fragten nach dem Hotel, das wir nicht auf Anhieb fanden. Einmal, dann in die Richtung fahren, nochmal fragen, weiter. Wir hielten bei zwei Typen, die irgendetwas reparierten und fragten dort. Die Information lautete "Da vorn auf der linken Seite bei dem blauen irgendwas." Ich fuhr los, Almut ging los. Ich hielt an einem blauen Tor und schaute recht geistreich. Ein schwarzer 190er kam über die Schlaglöcher gehüpft und darin saß der Typ, den wir zuletzt gefragt hatten. Er gab mir ein Zeichen, ihm zu folgen, was ich auch tat. Er fuhr etwa 100 m und zeigte dann auf einen Neubau mit blauem Dach. "Ah!" Ich ging hinein und fragte mal nach. Die Rezeptionistin sprach gut Englisch, was die Sache sehr erleichterte. 21.700 MM wollte sie, meinte aber, sie könnte mir einen "Discount" geben. Ich erklärte ihr, daß wir "on recon" sind, und daß wir erst noch bei dem anderen Hotel nachfragen wollten. Das hatte Hausnummer 97 und war auf der anderen Seite. Hausnummer 97 fanden wir dann auch, allerdings verschlossen. Kurz darauf stand da ein touristenähnlich gekleideter Mann. "Hi!" "Hi!" Er stellte fest, daß er also ausgesperrt war. Was blieb übrig? Wir warteten hier und unterhielten uns mit ihm. Er war Lituanier und hier geschäftlich unterwegs. Auch einmal jährlich auf Cuba. "Geschäftsbeziehungen mit den alten Verbündeten pflegen", faßte ich zusammen. Ihm gefiel die Formulierung. "Yes, I like that!" Ich ging in die Hotel-Lobby, holte eine Cola und fragte nach dem Discount. "18.000", sagte sie. Ich ging zurück und hatte diesmal eine Cola mitgenommen. Sie standen immer noch da. Almut zeigte auf den Fahrer eines Lieferwagens und meinte: "Du kommst gerade rechtzeitig. Sein Vater wurde von den Russen oder von den Deutschen erschossen – das hab ich jetzt nicht ganz verstanden. Aber Deutsche und Armenier sind Arier und deswegen gut." Natürlich ist Hitler auch gut, und die Deutschen auch. Die Russen sind nicht gut. Er hielt seine zur Pistole umfunktionierte Hand aus dem Fenster und schoß auf irgendwelche imaginären Russkis. "Hitler viel gut! Russki nix gut!", mit dieser Feststellung fuhr er auch schon davon. Wir winkten ihm freundlich hinterher.
Nun ging es darum, ob wir einchecken sollten oder nicht. Der Lituanier meinte, ich solle fragen, ob die rund um die Uhr Wasser haben. Dann wäre der Preis schon in Ordnung. Ich ging zurück und fragte. "Natürlich!", sagte sie, als hätte ich die dümste Frage der Welt gestellt. So natürlich ist das hier nun wirklich nicht. Ich fragte auch gleich noch, ob die Tür auch rund um die Uhr offen sei, oder ob ich damit rechnen muß, ausgesperrt zu werden. Das klappte als auch. Was nicht klappte, war das Runterhandeln. Auf 15.000 wollte sie einfach nicht gehen. Na, dann halt nicht. Sie zeigte mir die Zimmer. Klima gab es keine. Aber sie waren schön eingerichtet und hatten einen Ventilator und "Sputnik Television", also Satschüssel. Ich gab ihr das Geld und ließ mir das Wechselgeld in Cola auszahlen. Wir kommen schon irgendwie zusammen. Dann nahm ich die Sachen aus dem Auto und trug sie hoch. Dann ging ich zu den anderen beiden. Mittlerweile war der Herbergsvatter angekommen. Er erkannte uns und ich erkannte ihn wieder an seinem blau-weiß-gestreiften Hemd. Der war vorhin nämlich dabei, als wir nach dem Weg fragten. "Zu spät, jetzt hat die Konkurrenz unser Geschäft gekriegt."Das Hotel hatte irgendwie keine Treppe, aber dafür den besten Aufzug, den ich bisher benutzt hatte. Ich hasse Aufzüge. Da stellt man sich hinein, drückt auf den Knopf und dann muß man ewig warten, bis sich etwas tut. Besonders die londoner Aufzüge haben sich regelmäßig Stiefeltritte von mir eingefangen. Man steht im Halteverbot, muß schnell einen Wasserhahn checken, dann braucht der Aufzug ewig bis er da ist. Dann stellt man sich hinein und hofft, den richtigen Stock gewählt zu haben – die Wohnungsnummern haben nichts mit den Stockwerken zu tun. Wohnung 90 ist daher im 15 Stock, vobei das ganze Haus nur die Stockwerke 2, 3, 7, 12, 15, 17 und 18 hat. Und dann steht man drin und wartet bereits seit 10 Sekunden, dann kommt die Ansage: "Doors closing!" und nochmal 10 Sekunden warten, bis sie wirklich schließen. Da hilft nur eine Axt. Hier war das anders. Ich ging in den Aufzug, Almut hinter mir her. Im Hineingehen drückte ich auf 2. Stock und die Tür ging zu mit einer Verzögerung von 0,0 Milisekunden. Almut halb draußen, halb drin, Lichtschranke gibt es nicht. Aber immerhin so gut durchdacht, daß er nicht mit offener Tür losfährt, sonst hätte ich nun zwei Hälften von ein und der selben Frau. Ich mußte ihn gleich ein paar mal ausprobieren, diesen Aufzug. Das ist, was ich rufe eine "Immediate Response". Wenn die Tür gerade im Aufgehen begriffen ist und man drückt auf das nächste Stockwerk, geht sie augenblicklich wieder zu und der Aufzug setzt sich sofort in Bewegung. Made in Russia. Da das Hotel nur 3 Stockwerke hat, sind alle Knöpfe ab der 5 Funktionslos. Aber vielleicht wird ja noch das eine oder andere Stockwerk draufgesetzt. Die zählung beginnt wie in Norwegen nicht bei 0, sondern bei 1. Parterre ist also 1.
Wir fuhren in die Stadt. Dazu mußten wir zu Fuß zur U-Bahn. Die war aber nicht deutlich genug ausgezeichnet, und ich ging los, stracks auf einen mit blauem Flecktarn bekleideten Soldaten zu, um ihn zu fragen. Der füllte gerade seine PET Cola-Flasche mit Wasser aus einer öffentlichen Tränke. "Chef! Iswenitje! Metro?" Als er mich sah ergriff er die Flucht. Der lief regelrecht weg. Nun stand ich da, mit erhobenem Zeigefinger und sah mich auf dem Bahnhofsplatz um, ob noch wer da war, den ich fragen konnte, aber ich sah nur eine Gruppe von Jugendlichen, eigentlich auch Wasser von der Tränke wollen, aber es nicht trinken konnten, weil sie zu sehr mit Lachen beschäftigt waren. Ich konnte nun nicht sagen, ob sie mich auslachten oder den Soldaten, aber mit Fragen war da auch nichts. Seltsame Menschen sind das... Wir gingen in die Bahnhofshalle. Dort ist bestimmt ein Schalter, an dem man fragen kann. Da kann man nicht weglaufen.
Dort schickte man uns in die Richtige Richtung. Am Billett-Schalter vorbei. Bei einem Fahrpreis von umgerechnet 10 Cent pro Fahrt war klar, daß wir mit dem Auto übelst draufgezahlt hätten. Wir kamen bis zur U-Bahn. Die war sogar klimatisiert. Da können die Londoner was lernen. Und die U-Bahnen hier sind so gebaut, daß man sich nicht ständig den Schädel an der Decke anrennt. Überhaupt, eine sehr moderne Geschichte, zumal wenn man zuletzt in London U-Bahn gefahren ist. Es ging los. Mit Vollgas in die verkehrte Richtung, zwar, aber es ging los. Die U-Bahn konnte lautstärkemäßig locker mit der Londoner U-Bahn mithalten, war kein Problem für sie. Nach der zweiten Haltestelle stiegen wir aus und nahmen die U-Bahn in Gegenrichtung. Dabei fuhr nun an dem Gleis, an dem wir gerade angekommen waren, eine U-Bahn ein, die aus der Richtung kam, in die unsere U-Bahn gefahren war. Das hier war gar keine Endstation. Seltsam... Wir stiegen ein und fragten nach dem Zentrum und man schickte uns zum anderen Gleis zurück. Da kam dann eine U-Bahn, die wir auch nahmen.
Vier Haltestellen weiter waren wir dann am Platz der Republik und gingen zur Touri-Info. Von der selben Dame ließ ich mir drei Restaurants nennen. Wieder malte sie sie in die Mappe und wir gingen los. Ich übernahm die Navigation. Almut hatte das Kind umgeschnallt und das hat kürzlich Landkartenzerreißen für sich als neues Hobby entdeckt. "Also, mir nach!" Wir stiefelten los und standen nach vielen Kilometern Fußmarsch irgendwo, nur nicht da, wo wir hinwollten. Ich erklärte es Almut noch, daß wir eine Abkürzung genommen hätten, weil wir gleich nach der Touri-Info links abgebogen waren. Almut hatte das schon wieder vergessen. Die Tatsache der Materie war aber nun, daß wir uns verlaufen hatten. Wir gingen einfach in irgendein Restaurant und aßen dort. Dann gingen wir zurück. Almut konnte sich an einen Wäscheständer erinnern und ich an ein Feuerwehrauto. Also waren wir gar nicht abgebogen. Ich war nur in meinem Kopf abgebogen und dachte wir seien ganz woanders, während wir in Wirklichkeit eigentlich richtig gegangen waren. Es hat keinen Sinn, wenn ich navigiere. Da kommt bloß Mist bei raus. Wir fuhren wieder zum Hotel. Almut versuchte, Windeln zu kaufen. 12 €, 15 €. Und warum die Windeln einzeln verkaufen, das verstanden wir nicht. "Ich verstehe es, wenn man Cigarretten einzeln verkauft. Aber Windeln? Wer sagt sich schon 'Heute habe ich mal Lust auf eine Windel'?" Wir gingen in eine Apotheke, aber nachdem der Preis genannt wurde, schlug ich vor, Almut solle ihrem Kind doch einfach gleich Geldscheine umwickeln. Das käme am Ende billiger.
Ich ging dann wieder in die Stadt und zwar dort hin, wo wir eigentlich hingewollt hätten. Diesmal lief ich fast richtig und verlief mich nur einmal. Ich ließ mich nieder in einem Lokal, in dem eine Band mexikanische Musik spielte und bestellte armenisches Bier. Heißt Kilika und läßt sich trinken.
Yerevan ist ganz anders als Tiflis. Hier war von einer sowjetischen Mentalität überhaupt nichts zu spüren. Fühlt sich an wie Frankreich oder Italien, überall Reklame, alles sauber und aufgeräumt, Straßen sind gut. Vor allem merkt man daß die Leute hier kapiert haben, daß sich das Geldverdienen finanziell in den meisten Fällen lohnt. Hier ist die Bedienung am Tisch sobald das Bier leer ist und fragt, ob man noch einen Wunsch hat, die Tische werden abgeräumt, sobald die Gäste gegangen sind, der Boden ist sauber, die Bedienungen freundlich, alles so, wie man es von zuhause kennt. Das einzige, was anders ist, ist das Preisniveau. Zwar wirklich wesentlich höher als im Rest des Landes, aber lange kein europäisches Niveau. Das kann man natürlich auch haben. Im Opera-Club kostet das Heineken 2.000 MM, also vier Euro. Der ganze Abend im Lokal nebenan mit acht einheimischen Bieren, die sowieso besser waren als der Tulpenknickersprudel, hatte gerade mal 3.200 gekostet.