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Pakistan 2010
Sonntag, der 26. September

Wir frühstückten gemütlich, packten zusammen und fuhren anschließend gemeinsam zurück zur Straße. Diesmal vermied ich es tunlichst, wieder in dieses heimtückische Sandfeld zu fahren. An der Straße trennten sich unsere Wege zunächst: Die anderen fuhren nach Yazd, um den Reifen flicken zu lassen und wir fuhren zurück, um den Becher des Kleinen zu holen. Nicht nur, weil er so gerne damit spielt, sondern weil die Piste so schön zu fahren ist. Außerdem ist in diesem Land der Diesel billiger als ein Einweg-Plastikbecher. Zwar liegt der offizielle Preis bei umgerechnet einem Cent, aber meist kommt man billiger weg, weil keiner Geld haben will. Schon bald fand ich den Pisteneinstieg und es ging wieder los. Am Anfang gibt es ein paar Bodenwellen, daher erst nicht schneller als 60 fahren, dann aber konnte man das Gaspedal durchaus bis zum Anschlag durchdrücken und es ging dahin mit einer Staubfahne von säkularer Größe stampfte der Benz durch die Kiesebene auf Chackchack zu, der Kies spritzte wieder gegen den Unterboden, das Auto neigte sich noch links, dann wieder nach rechts. Macht Spaß. Man muß nur drauf achten, immer auf dem Kieshaufen zu bleiben. Wenn der Kies tiefer wurde, neigte sich der Bug wieder bodenwärts und die Ausgleichsbewegungen ließen das Lenkrad wie wild hin und herschwingen, was schnell zur Ermüdung meines relativ untrainierten linken Oberarms führte. Nach etwa zwanzig Minuten Fahrt war der Berg heran, an dessem Hang Chackchack liegt.

Auf geht's, Ihr Hunde! Oder wollt Ihr ewig leben?

Diesmal ließ ich mich allerdings nicht von cder Bodenwelle ablinken und fuhr souverän rechts daneben vorbei ohne aufzusitzen. Das Auto stellte ich ab, wo ich es schon am Vortag abgestellt hatte und wir gingen hoch. "Der Priester ist bestimmt da", meinte Almut. "Priester? Du meinst Mullah!", verbesserte ich. "Das ist kein Mullah", verbesserte sie mich. "Was macht er dann in der Moschee?", fragte ich wieder. "Das ist doch keine Moschee!" "Was dann?" "Ach, Markus... Das sind sogenannte Zoroastrier. Deswegen erzählten sie ja auch lang und breit von Zarathustra..." Sie studiert das, sie wird es schon wissen. "Für mich ist das ein Mullah. Keep it simple." Es geht nichts über ein einfaches Weltbild... Es war noch früh und daher nicht so heiß und ich war frisch ausgeschlafen und bei Kräften. Wenig später waren wir da. Ohne ein Wort wußte der Pfarrer schon, wegwegen wir wieder dawaren. Er machte sich auf die Suche nach dem blauen Gral, während wir herumstanden und warteten. Irgendwann kam er und meinte, er könne ihn nicht finden. dann aber fiel ihm doch wieder ein, wo er war und er holte ihn vom Kühlschrank, eilte zu uns und übergab ihn mir. Daraufhin offerierte er uns ein Getränk. Ich nahm an. "Vodka?", sagte er und grinste. "Ok", sagte ich und grinste zurück. Braucht ja nicht gleich übertreiben, ein Bier wäre auch schon gut. Nicht dieses iranische Bier.: Es schmeckt nicht, es hat keinen Alkohol und man muß sich auch noch dafür schämen, daß da Made in Germany draufsteht. Aber genau das zog er aus dem Kühlschrank. Man will ja nicht unhöflich sein. Ich hielt ihm Arnies Becher hin. "Naah!", sagte er und brachte zwei Gläser. Er schenkte das sogenannte Bier ein, so daß beide Gläser halbvoll waren, und ich konnte nicht eine einzige Kohlensäureblase während des Schankvorgangs ausmachen. "Schnell runterkippen, damit ich nicht kotzen muß", dachte ich. Lackes Bier in aller Allahsfrühe. Womit habe ich das verdient? Dann kam der nächste Hammer: Er holte eine Wasserflasche - Sprudel gibt es hier nicht - und füllte beide Becher bis zum Rand. Ich stieß an, setzte an und kippte das Zeug hinunter. Sofort fühlte sich die Kehle an, als hätte ich brennenden Spiritus geschluckt. "Alter! das ist ja wirklich Wodka. Ich dachte das war ein Witz!", brachte ich heraus, als ich den Becher absetzte und dabei versuchte, den Rest nicht zu verschütten. Der Alte lachte mich aus. Das war vielleicht schräg. Wir sind mitten ind er iranischen Wüste, wo man den nächsten Schwarzmarkt-Wodka in hunderten von Kilometern entfernung wähnt. Unverhofft kommt eben oft. Den letzten Alkohol hatte ich in Belgrad gesoffen, falls ich mich rech erinnere. das war nun eine Weile her und ich hoffte, die Wirkung dieses Wodkas beschränkt sich auf ein starkes Schwindelgefühl. Nicht, daß ich bald eine Brille brauche oder einen weißen Stock. Er bot mir mehr an, ich lehnte dankend ab. Muß ja noch fahren.

Русская водка что ты натворила...

Wir verabschiedeten uns und gingen wieder hinunter zum Auto. Diesmal achteten wir darauf, die Fenster nicht aufzumachen, sondern stattdessen die Klima zu benutzen, damit das Auto nicht wieder voll von diesen verdammten Dreckfliegen wurde. Wieder zurück auf die Piste und wieder mit Vollgas zurück zur Asphaltstraße. Dort rechts abgebogen und weiter mit Vollgas in Richtung Yazd. Heike rief an und beschrieb ihren Standort. Der Reifen sei geflickt und sie sind gerade beim Ölwechsel, wir sollen einfach immer in Richtung Yazd fahren, dann kämen wir automatisch dort vorbei. Ich wäre natürlich wie immer blind und mit Vollgas an der Werkstatt vorbeigekachelt, wenn nicht Almut gesagt hätte, daß da die Heike steht. Da stand sie am Straßenrand und winkte mit beiden Händen. Ich hielt an. "Wir sind gerade mit Ölwechsel fertig", sagte sie, "Kannst gleich reinfahren." Perfektes Timing. "Den Wodka habt Ihr jetzt allerdings verpaßt" - das mußte sein. Didi fuhr den G hinaus, ich fuhr den Blauen hinein und weiter ging es mit Ölwechsel auch für uns. Ich solle das 20 W 50 nehmen, und nicht das 10 W 40, das ich im Motor hatte. Kein Wunder, daß die Temperatur immer so hoch ist. Didi überwachte den Ölwechsler, während ich im Lager nach Dieselfiltern suchte. "No, no", hörte ich Didi irgendwann zum Mechaniker sagen, "nicht absaugen, ablassen". Er ging selbst in die Grube hinunter und zeigte auf die Schraube. Der Mechaniker meinte, das ginge nicht. "Scheiße. So ein Depp!", sagte Didi, "Der hat die Schraube rundgedreht". Nach einer Weile: "Kein Wunder, er hat ja auch den falschen Schlüssel", sagte er und fragte mich, ob ich den entsprechenden Schlüssel gerade parat hätte. Ich reichte ihn ihm und er machte die Schraube auf. Den Rest erledigte der Mechaniker fehlerfrei. Wir zahlten und gingen, von den besten Wünschen des Werktattchefs begleitet.

Der G beim Ölwechsel.

Kurz darauf kamen wir in Yazd an und hielten gleich am Ortseingang bei einer Moschee. Schön, daß wir auch mal eine Moschee besichtigen. War gar keine Moschee, war ein Grabmal, aber diese feinen Unterschiede sind für die schlichteren Gemüter völlig unerheblich. Für mich blieb es also eine Moschee. Hatte schon fast vergessen, wie die aussehen. Aber dies hier war eine besondere Moschee. Sie war blau, wie alle anderen, hatte eine Form, wie alle anderen, darinnen standen, lagen, schliefen, lasen Menschen, wie in allen anderen, aber irgendwas war hier besonders. Was, das blieb mir verborgen, aber irgendwas wird es schon gewesen sein. Danach fuhren wir um die restlichen Sehenswürdigkeiten Yazds anzusehen. Auf dem Weg machte ich einen kleinen Schlenker nach rechts und sah im Rückspiegel nur noch, wie einer dieser Moppedfahrer bremste und mit den Beinen recht spastenhaft versuchte, nicht einen Abstieg zu machen. Ich blieb stehen und er schaffte es kollisionslos am Auto vorbei. Natürlich beschwerte er sich daraufhin heftig, aber ich konnte auch nicht mehr sagen als "Sorry", also fuhr er wieder.

Ich hatte Yazd als Geisterstadt in Erinnerung und konnte mich an nichts Besonderes erinnern. WIr parkten die Autos an genau der Straße, an der wir vor vier Jahren geparkt hatten und machten einen Srtadtrundgang. Ich entdeckte einen Burgerladen, stellte fest, daß die rundes Brot hatten und sagte, ich würde später wiederkommen. Er fragte, ob ich eine Münze aus Deutschland für ihn hätte. Ich ging zum Auto zurück, holte aus der "Kollekzia" ein 5-Cent-Stück und gab es ihm, sozusagen als Anzahlung für die Burger, die ich bestellen würde. Kollekzia, so heißt seit Georgien die Mittelablage, in der sich die Münzen befinden, deren Geltungsbereich wir schon verlassen hatten. Auf dem Stadrundgang entdeckten wir allerhand: Internet, Moscheen, Hotels, Altstadt, sogar ein Wasser-Museum. Allerdings recht wenig Menschen. Wie ich schon sagte: Geisterstadt.

Als erstes besichtigten wir die Moschee. Danach gingen wir zu den 12 Imamen. Etwas seltsam, denn ich dachte, der zwölfte Imam sei doch verschollen. Scheinbar haben sie ihn wieder gefunden und hier gelagert. Wir wanderten durch die Altstadt und fanden einen Reisendeninkenntnissetzungspunkt, wie man den Touri-Info-Point früher wohl nannte, als man in Deutschland noch Deutsch sprach. Der konnte nicht wechseln, verwies uns aber an ein Hotel, das in der Nähe war. Wir gingen also zu diesem Hotel. Sah aus wie ein historischer Bau, ein altes Kühlhaus, vielleicht. Sehr schön und geschmackvoll eingerichtet und sehr orientalisch. So stellt man sich den Orient vor. Selbt unser Kaiser, dessen Protrait gleich in der Eingangshalle hing, tat dem keinen Abbruch. Arnie mußte davon abgehalten, ihn hinunterzuwerfen und war nicht sehr glücklich darüber. Das Restaurant des Hotels war ein mit einer Zeltbahn überspannter Innenhof, die Zimmer des Hotels lagen um den Innenhof herum. Man konnte auch auf das Dach, was ich auch tat, wobei es sich etwas schwierig gestaltete, den Ausgang wieder zu finden.

Heil Dir im Siegerkranz, Herrscher des Vaterlands, Heil Kaiser Dir!
Fühl in des Thrones Glanz die hohe Wonne ganz
Liebling des Volks zu sein, Heil, Kaiser, Dir!

Heike fragte interessehalber nach dem Preis. Der lag bei 85 US$, sie ging aber auf 40 runter. Immer noch weit über unserem Budget, außerdem hatten wir nicht vor, in Yazd zu bleiben. Wir gingen langsam zu den Autos zurück. Auf dem Weg meldete ich mich ab. Ich wollte im Internet checken, ob es etwas Neues bezüglich Carnet gab. Es gab einen Laden, an dem ein Schild "Friendly Internet" stand, und einen, an dem "Fast Internet" stand. Selbstredend ging ich in den "Fast Internet". Aber da waren nur zwei Fledermäuse, die kein Englisch konnten und ich fand auch keinen Rechner. Soll ich etwa mit dem Kopierer ins Internet? Ich ging zum "Friendly Internet" und setzte mich an einen Rechner. "Facebook Available" stand da. Sie benutzten auch dieses Programm, um die staatliche Sperre zu umgehen. Internetzensur. Sowas Bescheuertes! So bescheuert wie Anti-Terror-Gesetze in der EU. Am besten drückt man es mit Pispers aus: "Da können Sie genausogut an einem Haus alle Fenster einschmeißen und dann sagen 'Jetzt schmeißen wir mal alle Mücken raus'." Aber ich hatte keine Zeit für sowas. Wollte nur meine eMails abrufen und checken, ob es etwas Neues gab, und ob der Antrag schon angekommen war. War er nicht, aber mein Vater war bereits dort gewesen und hatte alles in die Wege geleitet. Warum der ADAC nun den Antrag per Fax oder eMail wollte war mir schleierhaft, aber ich war nicht in der Position, große Diskussionen zu führen, daher schrieb ich zurück, tippte die Daten per Hand in ein eMailformular und schickte sie ab. Die Vollmacht war nicht notariell beglaubigt und daher ungültig. So ein Dreck aber auch. Ständig ist irgendwas im Weg. Ich schickte dann noch den Antrag als .xps an den ADAC, den ich vorher vom Laptop auf den Gedächtnisstab geladen hatte. Das sollte immerhin reichen, um die Ausstellung zu beschleunigen. Der Originalantrag mußte ja bald ankommen, denn laut Tracking war er bereits in Leipzig: "Arrived at Sort Facility LEIPZIG - GERMANY LEIPZIG - GERMANY 14:39"

Ich ging hinaus und in Richtung Auto. Es war niemand zu sehen, also rief ich an. Sie waren an der nächsten Kreuzung und wollten das Wassermuseum anschauen. Ich wollte zwar lieber einen Burger, aber meinetwegen. Ein bißchen Kultur kann nicht schaden. In diesem Museum wurde ganz anschaulich erklärt, wie diese Kühlhäuser funktionierten. Raffinierte Technik, auch wenn sie hunderte von Jahren alt war. Durch das Zusammenspiel von geringer Luftfeuchtigkeit und brownsher Molekularbewegung verdunsten die warmen Wassermoleküle und die kalten bleiben zurück und kühlen was zu kühlen ist. Im Prinzip funktioniert das so wie mit der Cola-Kühlung in der Sahara. Nasses Handtuch drumherum und immer schön naß halten, dann hat man immer kalte Cola. Den Keller kann man damit auf bis zu 20 ° C herunterkühlen. In den Tropen funktioniert der Trick leider nicht, denn dort verdunstet nichts mehr. Und ohne Verdunstung klappt die Geschichte nicht.

Danach gingen wir endlich zum Burgerladen und ich bestellte drei Burger. Käse hatten sie nicht, deshalb war es kein Chess-Burger, sondern ein normaler Hamburger, aber immerhin. Man muß ja schon froh sein, wenn man hier überhaupt einen burger bekommt, der auch nur entfernt an einen Burger erinnert. Wenig später waren die Burger fertig. Mit rundem Brot und das Fleischpflanzerl war auch rund. Den ersten bekam Heike, den zweiten Didi und ich wartete auf meinen. Da deutete der Typ hinter dem Tresen auf das längliche Teil auf dem Tresen und fragte nach, ob ich denn nicht drei bestellt hätte. Drei Burger hatte ich bestellt. Er deutete wieder auf das längliche Teil und meinte, ihm seien die runden Brote ausgegangen. "Scheißdreck!", fluchte ich, "ein einziger scheiß Laden im ganzen Land, die runde Burger verkaufen, und dann geht ihnen das verdammte Brot aus. Fuck!" Didi fragte, ob ich lieber seinen haben wollte, ihm sei die Form egal, die beeinträchtige den Geschmack nicht. "Nein. Dann kann ich mich ja nciht mehr aufregen, was soll denn daran besser sein?", lehnte ich ab...

Nachdem auch dieses Debakel beendet war fuhren wir zum Grab von Zarathustra. Das hatte ich noch in Erinnerung, aber nicht im GPS, also fuhren wir den anderen hinterher und fanden es schließlich. Vorher mußten Almut und ich noch Geld wechseln, was den ganzen Vorgang etwas verzögerte. Erst nach dem Geldwechsel gingen wir zum Grab. Als wir 2006 hier waren hatte es zu. Es kann auch sein, daß das nur meine Theorie war, denn Didi fand heraus, daß der Eingang ums Eck war. Ich zog die Möglichkeit in Betracht, daß es vor vier Jahren auch schon aufhatte und wir nur zu blöd waren, den Eingang zu finden. Man ließ uns gerade noch hinein, denn es war kurz vor Ladenschluß. In der Halle war nur ein großer Kelch zu sehen, in dem ein Feuer brannte. Laut Erklärung brannte dieses Feuer ununterbrochen schon seit dem Jahre 470 unserer Zeitrechnung. Natürlich wurde es immer nachgeschürt, also nichts unnatürliches. Aber selbst das klingt für mich unglaublich. Daß nicht einmal in dieser ganzen Zeit ein Feuerwächter verpennt hat und am morgen das Feuer nicht nach- sondern anschürte ist meiner Meinung nach mehr nach Phantasie denn nach Tatsache, aber es ist eine nette Vorstellung.

"Was machen wir jetzt eigentlich?", wollte einer wissen. Es war schon dunkel, und Heike und Didi waren algerisch gegen Nachtfahrten - ich selbst kommt dann erst zur Entfaltung, aber die beiden mögen das eher nicht. Unterwegs auch verständlich, weil man ja was von den bereisten Ländern sehen will. Their medium is light! "Sollen wir versuchen, das Hotel noch auf 35 US$ runterzuhandeln?", fragte einer. In der Stadt übernachten oder ganz rausfahren. Nachtplatzfinden bei Dunkelheit ist langwierig und nervig. Vielleicht lassen die ja mit sich reden. Und dann ist es sogar gut, weil es ja doch noch früh am Abend ist. Wir bemannten die Autos und fuhren los zum Hotel zurück. Natürlich hatte es keiner eingespeichert und so irrten wir erst eine Weile durch die alle gleichaussehenden Altstadtgassen, bis Heike dann den richtigen Weg fand und wir mit den Autos bis vor das Hotel kamen. Parkplatz hatte es keines, aber Yazd sieht uns nicht aus wie eine Kriminalitätsmetropole. Heike ging hinein und fragte nach dem Preis. Wie schon gesagt leutete er auf 40 US$. Sie hakte nach und tatsächlich gingen sie auf 35 hinunter. Sie kam wieder hinaus und berichtete. Von 85 US$ auf 35 US$ hinuntergehandelt? Klingt unglaublich. "Wenn die uns eine Besenkammer als Zimmer geben, dann lege ich die 5 US$ wieder drauf und verlange ein anständiges Zimmer", sagte ich, und ging mit hinein. Aber es war keine Besenkammer. Kein ITTIC, sondern ein Mehr Hotel, scheinbar eine Kette. Es war ein astreines Zimmer, hervorragend eingerichtet und jeden Cent der ursprünglichen 85 US$ wert. Klima, Internet, suberes Bad, modernste Armaturen, riesiges Bett, Flachschirm, Minibar, und dann die Details: Von Schuhputz- bis Nähzeug alles da. Selbst wenn man gewollt hätte, fände man nichts zu meckern. Natürlich war Frühstück im Preis inbegriffen. Als ich eine Cola-Dose holte, stellte ich fest, daß die das dreifache kostete. Ich war begeistert und ging wieder hinaus, um das Gepäck zu holen. Draußen standen Heike, Didi und Almut und sie hatten Zitronenbier besorgt in einem Laden. Der Besitzer konnte Englisch und kam aus seinem Laden hervor - etwas schwerfällig in seinem Bewegungsablauf, was darauf zurückzuführen war, daß ihm beide Beine fehlten. Er fand das nicht besonders schlimm, denn dadurch hatte er mehr Zeit zu lesen als andere Leute und er erzählte ein bißchen was zu Land und Leuten. Sachen, die man auf der Durch- oder Geschäftsreise nicht so ohne weiteres mitkriegt. Danach parkten wir die Autos um, genau vor das Hotel. Wir erledigten was im Internet zu erledigen war und alle bis auf Almut und den Kleinen begaben sich auf Dach. Von hier hatte man einen schönen Blick auf die Altstadt von Yazd. Es war wie man sich ein Märchen aus 1001 Nacht vorstellen mag. Die runden orientalischen Kuppeln, die sich im Scheinwerferlicht gegen den Nachthimmel abhoben, die Musik, die aus dem Hotel zu uns heraufdrang, alles war perfekt.

Ich ging noch einmal hinunter, um eine zu rauchen. Die Straße war auch schon schlafen gegangen, und ich bemerkte, daß jemand die Autos abgedeckt hatte. Auf den blau-weiß gestreiften Planen war das Emblem des Hotels zu sehen. Das ist mal ein Service - zumal die Planen hinterher innen staubiger sein würden als außen. Aber das gehört anscheinend zur Policy. Die Autos der G:aste werden abgedeckt, egal ob es eine neue S-Klasse eines Botschafters ist, oder ob es die Dreckverkrusteten Kärren von Billigtouris sind, die vorher noch den Preis um mehr als die Hälfte hinuntergehandelt hatten.

Verschon uns, Gott, mit Strafen und laß uns ruhig schlafen, und unsre braven Autos auch...

 


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© by Markus Besold