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Wir bezahlten in der Früh die stolze Hotelrechnung. Unser Mann in Pakistan meldete sich. Er sei gerade auch Deutschland zurück und direkt ins Büro. Dort habe er dann die eMails gefunden. Er würde sich durcharbeiten und schauen, was sich machen läßt. Didi gab mir ein Handy. "Was soll ich damit?", fragte ich, nachdem ich sichergestellt hatte, daß es sich nicht um meines handelte. "Das nehmt Ihr, für den Fall, daß er anruft." Ich kapierte gar nichts. "Wer anruft?", fragte ich. In dem Moment klingelte das Telephon los. "Der", sagte Didi. Ich rannte los und gab Almut das Handy, nahm ihr dafür das plärrende Kind ab und drückte es der nächsten Iranerin in die Hand. Alle freuten sich. Wir warteten erst noch bis ein eMail ankam. Da es aber nicht kam, fuhren wir ohne das eMail los. Es reicht ja, wenn wir es am Abend haben. Außerdem war heute wieder Sonntag, da geht sowieso nichts. Eigentlich wollte ich einen Ölwechsel machen, also von 10W40 auf 20W50 wechseln. Das ist eine sehr gute Idee, aber man muß sie halt auch durchziehen. Genau wie mit der Klimareparatur: Ich zog es vor, gestern und vorgestern lieber nichts zu tun, um mich heute darüber zu ärgern, daß sie nicht repariert ist. "Zwei Dinge sind unendlich", sagte einst Einstein... Aber das hatten wir schon.
Wir fuhren voran, da wir die Karten im Kasten, also im GPS hatten. Das lotste uns auch gut aus der Stadt hinaus und wir waren bald auf der Autobahn. Auch hier wieder das Phänomen, das wir schon seit der Grenze beobachten: Jedes dritte Auto, das uns überholt - und uns überholt hier praktisch ein jeder - hupt und winkt uns freundlich zu.
Die erste Station sollte das Grabmal des Khomeini sein. Das liegt etwa fünfzig oder hundert Kilometer außerhalb und man kann es eigentlich nicht verfehlen, weil man das monströse Teil schon von der Autobahn aus sieht. Von der Nähe erinnert es dann allerdings eher an einen öffentlichen Camping-Platz. Wir sahen uns die Moschee von innen an.
Die Frauen muß man am anderen Eingang abgeben, Schuhe und Kameras an der Garderobe. Das ist auch sowas, was mich in islamischen Ländern nervt. Natürlich stört es den Moslem nicht, weil der den ganzen Tag in seinen Badelaschen steckt. Viel laufen muß er ja für gewöhnlich nicht, er liegt ja meist nur herum, wenn er nicht gerade auf den Knien rutscht und mit dem Kopf auf den Gebetsstein schlägt. Aber ich muß jedes Mal die Kampfstiefel aus- und wieder anziehen, das dauert eine Weile und ist unnötige Arbeit. Die Kameras mußten wir zwar abgeben - das Mobiltelephon durften wir hingegen behalten. Vor allem von den Kindern, die hier überall herumalbern werden hier von innen munter Aufnahmen damit gemacht und keinen kümmert es weiter. Das einzige, was ich für photographierenswert erachtete war die Decke, aber meine Kamera vom Nokia 6020 war dafür zu schlecht. Didi hatte das exakt gleiche Modell, allerdings aus anderen Gründen. Ich, weil ich mir kein besseres leisten kann, er, weil er keine Kamera mit in die Arbeit schleppen darf und ewig suchen mußte, um eines ohne Kamera zu finden. Die Grufthalle sah eher aus wie eine Messehalle, mit den vielen offenliegenden Leitungen und Rohren. Überall lagen Leute herum, schliefen, beteten zum Allah oder lasen. In einem Kasten lag der Khomeini, da gab es Schlitze und durch die konnte man Geld werfen. Didi wollte sich den Spaß erlauben, einen Dollar hineinzuwerfen, allerdings ließen wir es aus zwei Gründen bleiben: Es gibt keinen Dollarschein mit Reagan oder Bush drauf, und ich hatte ohnehin nur noch einen Schein, und es bringt bekanntlich Unglück, wenn man keinen Dollarschein dabeihat.
Nachdem wir das besichtigt hatten und unsere Stiefel, Kameras und Frauen wieder ausgehändigt bekommen hatten, suchten wir den Friedhof für die Gefallenen des Ersten Golfkrieges. Der erste Golfkrieg ging 1980 los, und nicht, wie viele glauben, erst 1991. Damals griffen die Amerikaner allerdings nicht persönlich ein, sondern beauftragten Saddam Hussein. Der griff den Iran an, die Perser wehrten sich mit den Waffen, die die Amerikaner dem Shah verkauft hatte und die beiden Länder waren für die Dauer der 80iger Jahre damit beschäftigt, sich gegenseitig zu beschießen. Da liegen sie nun - wie sie es nach jedem Krieg tun. Ich entdeckte nach einigen Kommentaren von Didi ganz neue Funktionen an meiner Kamera. Linse und Shutter-Speed und vieles andere mehr. Auf dem Weg zurück zum Auto kamen wir an einigen Läden vorbei. Bäckereien, Imbisse, Eisdielen, sogar ein Spielzeugladen war dabei. Almut ging in die Bäckerei, wir anderen drei gingen in einen Imbiß. Dort entdeckten wir einen Burger, der ähnlich aussah, wie man sie aus Deutschland von den Tankstellen kennt. Die, die man mit Verpackung in die Mikrowelle steckt und die man dann essen kann. Man kann geteilter Ansicht sein, ob die gut schmecken, oder nicht. Aber eines steht fest: Sie sehen aus wie Burger. Und davon bestellten wir zwei und einen landestypischen Burger. Nach einigen Minuten bekamen wir drei Burger, die sich praktisch nicht unterschieden. Heikes Burger und meiner hatten ein in der Mitte durchgeschnittenes rundes Fleischteil, Didi ein Rechteckiges. Dazu der übliche Tomaten-Gurken-Overkill. Was muß man eigentlich hier anstellen, damit man einen normalen Burger bekommt? Reicht es nicht, auf die Packung zu zeigen? Soll ich hinter die Theke laufen und sie aus dem Kasten holen? Ist ja eigentlich nicht schlimm. Der Burger war ja gut und es gibt keinen Grund, sich zu beschweren, aber es ist dennoch kurios. Burger sind im Iran wie Sagewesen. Überall hängen Bilder, jeder weiß wie ein Burger aussieht, aber keiner hat je einen echten Burger gesehen, geschweige denn gegessen.
Weiter ging die Fahrt zur nächsten Station: Qom. Wir heizten los mit allem, was die Diesel hergaben. Das war geschwindigkeitsmäßig nicht viel. Die anderen fuhren uns hinterher. Man konnte sie kaum aus dem Blick verlieren. Unter dem Gewusel und dem ständigen Spurwechsel, der sich hier immer abspielt, ragte ruhig ein grauer Aufbau heraus wie ein Fels im sturmbewegten Meer, den der ganze Verkehr nichts anzugehen schien. An einer Tankstelle hielten wir. Wie brauchten "Gasoil", der Tankwart dafür eine Karte. Die hatten wir nicht. Er faselte irgendwas, ich hatte keine Ahnung, was er wollte, aber als er mit drei Mann zu einem nebenan geparten Tanklaster ging, dachte ich erst, die würden den Diesel dort abzapfen. Kurz später stellte sich allerdings heraus, daß es Benzin war. Damit konnte nun keiner was anfangen. Höchstens Didi und Heike, aber selbst die erst dann, wenn das Benzin aus dem Kocher aufgebraucht ist. Aber der war wohl noch voll. Wir sollen warten, bis ein LKW vorbeikommt. Doch ein LKW war weit und breit nicht zu sehen. "Freitag. Vielleicht haben die Freitagsfahrverbot." Dreck! Aber es war wirklich nirgendwo ein LKW, weit und breit nicht, auch nicht auf der Autobahn. Auf keiner der beiden Spuren - und der Blick reichte hier in der Wüste sehr weit. "Was ist eigentlich das da?", fragte ich Didi und zeigte auf eine helle, flache und von Bergen umgebene weite Fläche, um die die Straße herumführte. "Ein Salzsee", erklärte er. "Da gibt es weiter im Süden auch welche. Auf denen kann man geil fahren", sagte ich. "Ja - solange die oberfläche hart und trocken ist. Wenn sie aber darunter naß ist, dann geht es nur noch abwärts", grinste er. Ich dachte immer, Salzseen sind Seen aus Salz. Hat nie einer gesagt, daß da Wasser mit dabei ist. Dann ist es ja gut, daß wir damals 2006 nicht eingebrochen waren. Damals hätten wir ja nicht einmal die Bleche dabeigehabt. Das wäre was gewesen. Damals war das Glück wohl wieder mal mit den Dummen. Heute eher nicht so. Es kam kein LKW, es kam kein Bus. Didi machte den 20-Liter-Reservekanister auf und ich füllte den Inhalt in unseren Tank. Dann ging es weiter. Bei der nächsten Tankstelle klappte es dann. Wir warteten nicht lange und es kam ein Kleinbus an. Ein Fahrer und der Rest Mädels im Alter zwischen 17 und 30. Die meisten davon in landestypischer Verkleidung. Alle stiegen aus. Der Fahrer ließ den Tank voll, dann betankte er unseren Benz, anschließend den Ersatzkanister des G-Modells. Das ganze kostete umgerechnet insgesamt unverschämte 74 Cent. Vor vier Jahren war das Tanken einfacher, aber dafür teurer. Entweder man hat Zeit, oder man hat Geld...
Wir kamen gegen vier in Qom an. Hier wollten wir eine gewisse Fatma besuchen, die da seit einiger Zeit begraben liegt. Welche Rolle sie einmal gespielt hat oder haben soll entzieht sich meiner Kenntnis. Wahrscheinlich war sie die 5. Frau von dem verschollenen Imam. Almut erklärte mir die Geschichte, aber wie es bei religiösen Sachen ist, bleibt davon nicht nicht einmal der reichlich vorhandene Schwachsinn hängen. Die Schiiten, also die Iraner und ein Teil der Iraker glauben, daß nach Mohammed zwölf Imame kamen, wobei aber der Imam Nr. 12 aus ungeklärter Ursache verschollen ist. Und der soll eines Tages kommen zu richten die Lebenden und die Toten - kennt man ja als Katholik. Und den Jesus, also unseren christlichen Hippie aus Nazareth, der kommt bei der Gelegenheit angeblich auch gleich mit. Die anderen Islams, also die Sunniten, die glauben das nicht, und beide glauben, daß Jesus nur ein Prophet war, wie der Moses eben auch, und daß Mohammed der Prophet war, der zuletzt kam. Warum die Christen nicht weiterdenken wurde ich schon oft gefragt, allerdings nur von solchen Leuten, die es sowieso nicht verstehen würden, wenn man sagte, daß es einem vollkommen egal ist, wer was angeblich gewesen sein will oder soll, weil man das alles sowieso für Humbug hält. Jedenfalls ist die, die hier begraben irgendeine wichtige Frau. Man erkennt ihre Wichtigkeit an der Zahl der Zelte, die man auf dem Weg zum Grabmal auf der Straße stehen sieht. Wir parkten die Autos in einer Seitenstraße und gingen los. Gleich am Eingang werden wir von einem Wärter aufgehalten. Er sitzt auf einem Stuhl und hat in der Hand einen Staubwedel - so einen bunten, wie man ihn in jedem Supermarkt kaufen kann - was ihm die Bezeichnung Puschelmann einbrachte. "Dagegen seh ich mit meiner Fliegenklatsche direkt seriös aus", mußte ich feststellen. Die Frauen dürfen so nicht hinein. Zutritt nur mit Fledermaus-Kostüm, ansonsten kein Einlaß. Konnte ja keiner Ahnen, daß das ein Faschingsball ist. Ich dachte, es sei ein Affenzirkus. Aber ich hatte gleich die Lösung parat: "Na, gut, dann gehen wir drei eben hinein und machen Photos und erzählen Euch wie es war", ich nahm Arnie auf die Schultern und sagte zu Didi, er solle einfach mitkommen. Da meldete sich Mr. Staubwedel wieder. Ob wir denn einen Führer hätten, also einen "Guide". "Ja, klar haben wir einen. Da", sagte ich und zeigte auf Almut. Aber der darf ja nicht hinein. Von irgendwo her kam dann ein älterer Herr, der ziemlich gut Englisch sprach. Er erzählte, er hätte in London studiert und auch ein paar Länder besucht. Siebenundzwanzig an der Zahl. Er bot uns an, uns herumzuführen und uns die Anlage zu zeigen. "Frauen und Hunde müssen draußen bleiben. Ohne Kostüm kein Einlaß", bemerkte ich halblaut während Arnie versuchte meine Ohren abzureißen. Er zeigte auf einen Container und meinte, dort könnte man sich umsonst so ein Kostüm ausleihen und er sprang davon und kehrte kurz darauf später zurück mit zwei weißen Bettlaken mit Blumenmotiv. Heike und Almut wickelten sich die Laken um und wir konnten hinein. "Warum hat der Puschelmann das nicht gleich gesagt?", fragte eine von beiden. Blöde Frage. Man braucht sich den Typen ja nur anzusehen. Der hockt da mit seinem Staubwedel auf seinem Schammerl und kommt sich vor wie der König mit dem Zepter auf dem Throne. Selbst wenn er was gesagt hätte, hätte den einer von Euch ernst genommen?" Beim unserem nächsten Besuch bekommt Arnie jedenfalls auch so einen Staubwedel und darf durch die Gegend krakeelen.
Wir gingen hinein und besichtigten die Anlage. Unser Guide wußte gut bescheid, war aber mehr an Europa interessiert. Irgendwann kamen zwei Typen daher. Sittenwächter. Sie stellten sich links und rechts neben unseren Guide auf und fragten ihn einige Sachen. Ich verstand nicht viel, außer "Allman" ("Deutsch"), aber es war eindeutig, was sie wollten. Mal sehen, ob sie irgendwas finden. Diese Typen erkennt man auf den ersten Blick. Humorlose Typen, die nie lächeln, und immer in anderer Leute Leben schnüffeln, um irgendetwas zu finden. Und sie finden oft etwas, ob hier ein Frauenhaar unter dem Verdeck rausschaut, ob dort jemand eine West-Zeitung liest, oder hier eine Oma auf dem Gehweg Radfährt. Die sind beliebig austauschbar, und man muß nicht in Staaten wie den Iran oder nach Nord-Korea fahren, um sie zu treffen. Man kann zuhause bleiben, denn man findet sie bei den Inquisitoren, beim Finanzamt, beim Arbeitsamt, bei Gestapo, Stasi, Bundespolizei. Deren Leidenschaft, wenn sie überhaupt sowas kennen, besteht ausschließlich darin, anderen Leuten das Leben schwerzumachen aus Gründen, die sie persönlich nicht im geringsten einschränken würden. Arschgesichter von Natur aus. Menschen, die die Welt einfach nicht braucht, und ohne die die Welt sicherlich kein schlechterer Ort wäre. Scheiße schwimmt immer oben. Es wechseln nur die Kleider, die sie tragen, die Sprachen, die sie sprechen, die Regime, für die sie arbeiten, die Richtlinien, die gerade gelten. Und es sind nie die Leute, die bei einem Umsturz das Weite suchen. Die bleiben, denn jedes System braucht seine Handlanger, seine Aufseher, seine willigen Vollstrecker. Und die findet man nicht unter den fröhlichen Menschen, unter den Schaffenden, unter den Freidenkern oder Freigeistern. Man findet sie nur unter den stumpfen, dumpfen, unfähigen, niederträchtigen und bösartigen Menschen. Sie falsifizieren die gerade in Deutschland weitverbreitete Theorie, daß es keine Untermenschen gibt. Es gibt sie, live und in Farbe. Der angepaßte Bürger hat mit ihnen nur selten zu tun, sondern immer nur die, die aus der Reihe tanzen. Sie operieren nicht im breiten Strom der Massen, sondern in den Randgebieten. Wie räudige Schakale, die nur darauf warten, daß sich das Schaf von der Herde entfernt, um darüber herzufallen. In den Randgebieten, im Zwielicht, im Halbschatten, da fahren sie ihr Programm "search and destroy". Und wenn ihre Opfer sich nicht freiwillig in die Randgebiete begeben, dann hilft man auch gerne mal nach. Sie sind eine Pest, und die Menschheit wird sie nie loswerden, denn selbst einer käme und sich zum Ziel setzte, sie zu beseitigen, bräuchte der genauso wieder solche Menschen, die diese Arbeit übernähmen und da sind sie schon wieder - die alten Schakale im neuen Gewand. Die Natur produziert automatisch bei allen Lebewesen einen Gewissen Prozenanteil, den man als Ausschuß bezeichnen kann. Da es sich um einen Prozentsatz handelt, bleibt der gleich, ob nun 600 Menschen auf der Welt leben, oder 6.000.000.000. Um also die Zahl der Untermenschen zu reduzieren, müßte man den Bestand der gesamten Menschheit reduzieren. Der Planet würde sich jedenfalls sich freuen und finanziell betrachtet würde auch der Wert des Geldes wieder ansteigen.
Diese beiden gingen aber bald wortlos weiter, unerfreut wie eh und je, und suchten sich ein anderes Opfer. Von denen wird man nie ein "Hello", oder gar ein "Welcome to Iran" hören. Nicht von denen - warum auch? Wir sind hier nicht willkommen, solchen Leuten ist überhaupt niemand willkommen. Und umgekehrt braucht sie hier auch keiner. Die sollen sich einen Sprengstoffgürtel umschnallen und sich in der Wüste draußen in die Luft sprengen. Unser Guide machte ohne große Erklärungen weiter, als wäre nie jemand dagewesen. Wir blieben einige Zeit und sahen uns den Komplex an. Zum Schluß gingen wir dann zum hinteren Ausgang wieder hinaus. Auch dieser Ausgang wurde von einem Staubwedel-Mann bewacht. Wir gingen außenherum wieder zum Haupteingang, um die Verkleidungen abzugeben. Und dann merkten wir schnell, daß wir hier nicht in einem von Pauschal-Touristen überlaufenem Land waren. Als wir unserem Guide nämlich Geld für die Führung geben wollten, hob er gleich beide Hände und lief davon. Wir holten ihn wieder zurück. "Nein, ich will kein Geld. Es war mir eine Freude!", sagte er, fast schon beleidigt. Wir unterhielten uns noch eine Weile mit ihm, dann gingen wir wieder zu den Autos zurück. Im Schatten der G mit seinem brutalen Sonnenschutz aus Alu, 100%ig gegen Sonneneinstrahlung versiegelt, in der prallen Sonne unser Daimler mit zwei Schattenspendern auf dem Rücksitz.
Weiter. Nächste Station Esfahan. Die anderen beiden hatten ein Hotel aus dem Reiseführer herausgesucht, das auch einen Camping mitangeschlossen hatte. Zelt hatten wir keines dabei, aber mit Regen war nicht zu rechnen. Nicht hier. Sie hatten mir auch die Koordinaten durchgegeben, und das GPS schien auch genau darauf zuzuhalten. Wir folgten. Hier gab es ein paar schöne Nachtplätze. Und schöne Pisten, die von der Straße abführten. Der Untergrund erinnerte stark an die Hammada al-Hambra in Libyen. Doch noch war es für eine Nachtplatzsuche zu früh und wir fuhren weiter.
Als es dunkel wurde, waren wir bereits so nah an Esfahan, daß es sich nicht mehr lohnte, hier irgendwo zu nächtigen. Die Autobahn wurde zeitweise zweispurig und diese Idiotische Manie der Perser, immer in der Mitte von zwei Spuren Schlangenlinien zu fahren ging mir hier besonders auf den Keks. Dann hupt mich noch so ein Idiot an, weil ich ihn rechts überhole. Eigentlich wollte ich ihn ja links überholen, aber man wußte nicht wirklich, ob er nun rechts oder links zu fahren gedachte, und rechts war durch den Standstreifen halt mehr Platz. Idiot! Fahr gegen eine Wand und stirb, Penner... Zu blöd zum Fahren und sich dann noch aufführen.
Aber das Überholen hatte sich bald erledigt, denn als wir nach Esfahan kamen standen wir im Stau. Ein Vollbesetzter /8, der erstaunlich gut erhalten war fuhr vorbei und die sechs Insassen grüßten freundlich im Vorbeistehen. Gegen 22:00 Uhr kamen wir dann am "Hotel / Camping ITTIC" an. Die Anlage hatte auf jeden Fall Potential. Schöne Stellplätze mit befestigten Zeltplätzen dahinter, Wasser und Steckdosen gab es wohl auch einmal. Die Leitungen waren jedenfalls noch da. Die Besatzung des G baute auf: Das Dachzelt wurde hochgestellt, der Tisch aufgebaut, der Coleman-Benzinkocher ausgepackt und es gab Nudeln. Ich hatte in Teheran ein Fertiggericht entdeckt, das ich nun ausprobierte. Das mit der Kochzeit war keine wirkliche Zeitersparnis, auch war es eigentlich als Spaghetti Bolognese gedacht, aber ich funktionierte es aus Versehen zur Nudelsuppe um, die ich dann auch noch gründlich zu versalzen verstand. Der daraufhin entstehende Durst wurde mit Cola gelöscht, was wiederum das Einschlafen erschwerte. Besonders ärgerlich im Freien, wo man nicht ausschlafen kann, weil irgendwann die Wüstensonne aufs Gemüt brennt... So ein Dachzelt ist schon was Feines. Es mußte lediglich aufgeklappt werden. Ein Zelt überhaupt ist was Feines. Aber wir hatten keines dabei. Immerhin spart uns das die Arbeit, es aufzubauen. Wir mußten uns mit dem harten Boden begnügen, auf dem wir die Decken und handtücher auslegten, die uns zur Verfügung standen. Eine Isomatte hatte ich immerhin dabei. Wenigstens konnte sich Almut hier nicht darüber beschweren, daß die Matratze zu hart ist. Der Kleine schlief friedlich in seinen drei Schlafsäcken, als ob ihn das alles gar nichts angehen würde...